©Lausch medien | Die Akademie Die Totenbändiger 2 . Autorin: Nadine Erdmann Hörbuch erschienen 26. März 2021 Sprecher: Günter Merlau (eBook erschienen November 2019) 271 Minuten, ungekürzte Lesung . . |
tolle, facettenreiche Geschichte, super schöne Hörbuchumsetzung
Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann ganz kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten. Vorwissen zum Hören auf jeden Fall empfohlen, damit man die Entwicklungen der Figuren optimal verfolgen kann und weiß, worauf Bezug genommen wird.
Für mich war die Handlung des Hörbuches nicht neu, da ich die eBooks bereits kenne. Trotzdem war es wieder total schön, die Figuren auf ihrem Weg zu begleiten und noch mal in die Anfänge der Reihe einzutauchen. Seitdem ist so unglaublich viel passiert und man nimmt jetzt einige Aussagen und Hinweise ganz anders wahr, wenn man weiß, was dann noch so kommt. Wer meine ersten Eindrücke zu dem Buch lesen möchte, kann das hier in meiner Rezension zum eBook tun.
In meiner folgenden Rezension gehe ich auf die wichtigsten Dinge noch mal ein, da es inhaltlich natürlich das gleiche Buch ist, darüber hinaus wird es jedoch um meine Eindrücke zum Hören gehen.
In der Akademie leben Totenbändigerkinder, die von ihren Familien nicht gewollt wurden. Ihnen wird ein Zuhause gegeben und Schulbildung ermöglicht, dafür müssen sie sich einigen Regeln unterwerfen und Pflichten erfüllen. Da es für die Kinder und Jugendlichen jedoch keine andere Alternative gibt, sind die meisten von ihnen froh, überhaupt eine Chance auf ein Leben zu bekommen. Auch Jaz ist seit 17 Jahren teil der Akademie, allerdings sie ist alles andere als einverstanden mit der Art und Weise, wie sie dort erzogen und auf ihre Zukunft vorbereitet werden. Um der drohenden Gehirnwäsche zu entgehen, ergreift sie die Flucht und besiegelt damit eine ungewisse Zukunft, denn außerhalb der Mauern werden Totenbändiger nicht gerade mit offenen Armen empfangen…
Dieses Buch war ganz anders, als der erste Band, aber trotzdem unglaublich fesselnd und mitnehmend. Es ist weniger blutig und gruselig, die Begegnungen mit den Geistern sind geringer enthalten, dafür bekommt man aber viele Informationen zu den einzelnen Charakteren und erfährt etwas über die Akademie der Totenbändiger, die bisher nur am Rande erwähnt wurde.
Im zweiten Band der Reihe begleitet man zunächst Jaz, die ganz anders aufgewachsen ist, als die die Kinder der Hunts, die wir im Auftakt kennengelernt haben. Ohne Familie hatte die Siebzehnjährige keine große Wahl und musste sich den Vorschriften der Akademie beugen, wenn sie nicht auf der Straße landen wollte. Auch wenn es gut ist, dass es einen Platz gibt, an dem die ungewollten Totenbändigerkinder leben können, so sind die Zustände in der Akademie doch teilweise etwas fragwürdig. Nach außen hin werden die Absichten als nobel und selbstlos dargestellt, daran habe ich jedoch beim ersten Lesen ziemlich schnell gezweifelt, denn der Blick hinter die Mauern präsentiert teilweise recht extreme Einstellungen. Die Einblicke sind dadurch aber umso spannender und ich ich dachte mir gleich, dass es mit dieser Institution und vor allem auch dem Leiter der Akademie, Cornelius Carlton, noch einige Probleme geben wird.
Jaz ist eine interessante Figur, die zu Beginn noch nicht in allen Punkten zu durchschauen ist. Trotzdem wirkte sie für mich direkt, wie eine treue, aber auch verlorene Seele, ähnlich wie Cam, die selbst noch nicht immer ganz genau weiß, wohin sie gehört, die aber einen starken Willen hat und daher genau weiß, was sie auf jeden Fall nicht will. Dass sie das auch immer wieder kommuniziert, was längst nicht allen gefällt.
Abgesehen von Jaz und den anderen Totenbändigern, die man in der Akademie kennenlernt, sind natürlich auch die Hunts wieder mit von der Partie. Der Zusammenhalt ihrer Familie ist wirklich erstaunlich und tut unglaublich gut, bei all den fiesen Aktivitäten, die um sie herum vor sich gehen. Man erfährt etwas mehr über die Figuren, man kennt aber längst noch nicht alle Facetten von ihnen, die sie dann im Verlauf präsentieren werden. Auch nach Band 15 hat sich an meinen Lieblingsfiguren allerdings nichts geändert: Cam und Gabe haben von Beginn an mein Herz erobert und auch wenn noch einige Charaktere dazu gekommen sind, die ich wirklich unglaublich gern mag, so konnte die beiden dann doch niemand wieder verdrängen.
Ich hätte nach dem Auftakt damals gar nicht erwartet, dass mich diese Reihe auch auf einer emotionalen Ebene so erreichen wir. Band eins war ja doch eher turbulent, blutig und sehr geisterhaft. Aber das zweite Buch hat mich mit einigen Szenen mitten ins Herz getroffen und ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich euch verrate, dass das im Verlauf der Reihe immer intensiver geworden ist. Jeder Band ist anders, wie eine Überraschungstüte, bei der man vor dem Öffnen nicht weiß, was man bekommen wird. Mal ist es turbulenter, mal gefühlvoller, aber immer spannend .
Ich mag die Art, wie Nadine Erdmann ihre Geschichte erzählt, wie sie die Welt und die Figuren wachsen lässt und den Leser dabei mitnimmt auf eine interessante Reise in ein London, das anders ist als man es selbst kennt. Durch den personalen Erzähler und die wechselnden Perspektiven kann man unterschiedliche, parallel laufende Stränge verfolgen und bekommt einen guten Überblick über die Handlung, ohne dass einem zu viel vorweg genommen wird.
Günter Merlau ist es auch beim zweiten Hörbuch gelungen, die Geschichte atmosphärisch und mitnehmend zu lesen. Ich hör ihm total gern zu und mag den Klang seiner facettenreichen Stimme und die Art, wie er liest, sehr. Besonders beeindruckend finde ich, wie es ihm gelingt, durch die vielseitigen Anpassungen in der Tonlage, dem Sprechtempo und der Betonung, jedem Charakter eine eigene Stimme zu verleihen und das obwohl in diesem Band noch mal zahlreiche Figuren hinzukommen, die wir bisher nicht kannten und die daher ihren eigenen Tonfall benötigen. Das macht es beim Zuhören sehr abwechslungsreich und es ist gut möglich, die einzelnen Charaktere auseinander zu halten, wenn sie miteinander sprechen und in unterschiedlichen Konstellationen aufeinandertreffen. Vor allem in den Dialogen wird die Geschichte dadurch sehr dynamisch und durch die viele kleine Zwischentöne, die mitschwingen, erlebt man die Verbindungen der Totenbändiger zueinander noch deutlicher und intensiver mit.
Die Figuren sind sehr liebevoll ausgearbeitet, es gibt einiges, was sie beschäftigt, bewegt und prägt. Für mein Empfinden kommt das in der Hörbuchumsetzung sogar noch etwas verstärkter zum Ausdruck, die Charaktere werden richtig lebendig und greifbar. Allerdings weiß ich natürlich auch, wie sie sich alle im Verlauf der Geschichte weiter entwickeln werden, da nimmt man einige Dinge noch mal anders war, entdeckt Hinweise, die man vorher nicht wahrgenommen hat und versteht Andeutungen, die zuvor noch keinen Bezug hatten.
Fazit
Es hat mir viel Spaß gemacht „Die Akademie“ ein zweites Mal zu erleben. Schon hier zeigt sich, dass die Reihe immer komplexer wird und es verschiedene Handlungsstränge gibt, die ineinander greifen. Man erfährt mehr von den Charakteren und taucht intensiver in die spannende Welt ein, in der es noch sehr viel zu entdecken und erleben geben wird. Nach dem Lesen vom zweiten eBook war ich damals total gefesselt von der Reihe und wusste, dass ich definitiv weiterlesen möchte. Nach dem Hören konnte ich meine Eindrücke von damals wieder sehr gut nachvollziehen. Es werden so viele Türen in der Handlung geöffnet, die Platz für Intrigen und Probleme, aber auch für Chancen, Möglichkeiten und ergreifende Momente machen. Man wird sehr neugierig gemacht und gleichzeitig weiß man so viele Dinge noch nicht. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, die anderen Hörbücher ebenfalls zu hören und die Reihe damit noch mal zu erleben und all die Details zu entdecken, die mir vorher gar nicht aufgefallen sind.