© Lübbe Audio | Sturmwarnung Whisper Island 1 . Autorin: Elizabeth George Sprecherin: Laura Marie erschienen November 2011 bei Lübbe Audio 422 Minuten . |
trotz spannender Momente langatmig
Becca kann die Gedanken anderer Menschen hören. Als sie eines Tages einen Gedanken ihres Stiefvaters aufschnappt, ändert sich ihr Leben schlagartig: neue Identität, neuer Wohnort. Ihre Mutter und sie sind auf der Flucht, Becca wird auf einer kleinen Insel abgesetzt und soll dort bei einer Freundin ihrer Mutter bleiben, während diese ein sicheres neues zuhause sucht. Doch als Becca auf der Insel ankommt, ist diese Freundin tot. Und damit fangen ihre Probleme gerade erst an…
Ich wollte das Buch schon vor Jahren gelesen haben. Nun habe ich mir den ersten Teil als Hörbuch geschnappt und bin nicht mehr traurig, dass ich es damals nicht gelesen habe…
Die Geschichte geht spannend und geheimnisvoll los. Und mysteriös bleibt es irgendwie auch.
Durch Beccas Gabe, Gedankenfetzen zu hören, schnappt sie einiges auf, doch oft kann sie den Zusammenhang nicht komplett erfassen. Als ein verletzter Junge gefunden wird, der später im Koma liegt, erhält sie von dessen Umfeld immer wieder Gedankensplitter, die es ihr schwer machen, einen Schuldigen ausfindig zu machen – aber Vermutungen hat Becca einige.
Hinzu kommen noch Beccas eigenen Probleme. Sie muss sich versteckt halten und lebt in der ständigen Angst, dass ihr Stiefvater sie finden könnte. Daher versucht sie, nicht aufzufallen – mit mäßigem Erfolg.
Da Gedanken und Gesagtes nicht immer übereinstimmen und die Gedanken, die Becca hören kann, auch nicht immer eindeutig sind, weiß der Teenager nicht immer, wem sie vertrauen kann. Dadurch gibt es im Verlauf ein paar unerwartete Entwicklungen und Wandlungen einiger Figuren.
Ansonsten fand ich das Hörbuch allerdings über weite Strecken recht anstrengend. Das Verhalten der Figuren ist nicht immer nachvollziehbar. Es handelt sich überwiegend um Charaktere im Teenageralter mit jeder Menge Beziehungskonflikten und Eifersüchteleien. Beccas eigentliches Problem rückt dabei immer wieder in den Hintergrund. Da die 15-jährige recht gutgläubig ist, bringt sie sich zudem durch unbedachtes Verhalten immer wieder unnötig selbst in Gefahr.
Zusätzlich angestrengt hat mich zudem der Erzählstil. Der allwissende Erzähler springt munter zwischen verschiedenen Figuren hin und her. Manche Abschnitte fand ich dabei ziemlich unnötig – vielleicht werden diese Figuren später noch wichtig oder hier ist beim Kürzen etwas verloren gegangen?
Leider wiederholt sich das Wort „sagte“ in den zahlreichen Dialogen immer wieder. Die Begleitsätze der wörtlichen Rede weisen wenig Vielfalt auf, teilweise wiederholt sich das Wort direkt in aufeinanderfolgenden Aussagen, was mir beim Zuhören noch eher aufstößt als beim Lesen…
Befremdlich finde ich auch, dass eine Figur den Namen „Freude“ bekommen hat. Es gibt einfach Dinge, die nicht übersetzt werden sollten… auch wenn dies für die Handlung irgendwie notwendig gewesen ist. Das hätte man sicher eleganter lösen können.
Bis kurz vor Ende habe ich überlegt, ob ich die Geschichte überhaupt weiterhören will, da es zwar durchweg durch Andeutungen und komisches Verhalten von Figuren irgendwie mysteriös zugeht, aber keine so recht Spannung aufkommt. Das Ende ist dann allerdings ein richtiger Cliffhanger, der mich hoffen lässt, dass sich dies nun ändert.
Fazit
Die Grundidee ist interessant: Mädchen kann die Gedanken anderer Leute hören. Als sie dabei ein Verbrechen aufdeckt, muss sie fliehen. Am Zufluchtsort geht einiges schief und als ein Unfall/ Verbrechen geschieht, steckt Becca unbeabsichtigt irgendwie mit drin. Dank ihrer Gabe kann sie viele Vermutungen anstellen, darf aber nicht auffallen… Leider stehen die Eifersuchtsattacken der zahlreichen jugendlichen Figuren viel zu oft im Fokus. Interessante Charaktere, die immer wieder Fragen aufwerfen, kommen dabei sehr kurz. Insgesamt zieht sich die Handlung, da es wenig um Beccas Flucht/ Verstecken geht und stattdessen der Fall des verletzten Jungen, um den wild spekuliert wird, im Vordergrund steht, letztlich aber eher unspektakulär endet.