Am 5. Juni erscheint im Impress-Verlag mit Spiel der Zukunft der zweite Band von Kim Kestners Zeitrausch-Trilogie.
Wir freuen uns, dass sie sich die Zeit genommen hat, uns einige Fragen zu ihrer Trilogie zu beantworten.
Band 1, Spiel der Vergangenheit, hat uns beiden super gefallen, hat aber auch einige Fragen offen gelassen, sodass wir schon sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte von Alison und Kay sind.
Unsere Rezensionen zum ersten Teil findet ihr hier und hier.
Nun auf zum Interview:
1. Die Zeitrausch-Trilogie, das bedeutet viele Zeitreisen – in die Zukunft, in die Vergangenheit. Wenn du eine Zeitreisemaschine hättest, in welche Zeit würdest du zuerst reisen?
Kim: Ohhhhhh! Das wäre so toll! Also gesetzt dem Fall, ich würde damit nicht so fürchterlich viel durcheinanderbringen, wie Alison, dann würde ich Tausend Jahre in die Zukunft reisen. Wenn man sich überlegt, wie viel in den letzten 1.000 Jahren geschehen ist … Die Entwicklung wurde immer rasanter. Nicht auszumalen, wie es in weiteren 1.000 Jahren aussehen wird. Das finde ich noch spannender, als in die Vergangenheit zu reisen, über die wir ja viel wissen. Allein vor 30 Jahren hat niemand (bis auf das Militär vielleicht) etwas mit dem Begriff Internet anfangen können und plötzlich ist etwas da, was die Welt auf den Kopf stellt.
Werden in 1.000 Jahren unsere Gehirne auf die gleiche Weise miteinander verbunden sein? Sterben wir dann immer noch an Altersschwäche? Wird es uns gelingen, zu beamen? Treffen wir auf Außerirdische?
AAAAAAAH! Spannend!
2. Spiel der Zukunft in der zweite Band der Zeitrausch-Trilogie. Das Erscheinen des ersten Bandes liegt zwar noch nicht so lange zurück, aber gerade Vielleser sind aufgrund der Vielzahl an Reihen auf dem Markt stark gefordert, sich alle offenen Details aus ihren Buchreihen zu merken. Welche Methode verwendest du, um gegebenenfalls notwendige Erinnerungen des ersten Bandes wieder wachzurufen?
Und können auch Neueinsteiger dem Inhalt ohne Vorkenntnisse folgen?
Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit Impress/ Carlsen, März 2014 978-3-646-60050-6 |
Das ist in der Tat eine Gradwanderung. Ich will die Leser ja nicht mit Wiederholungen langweilen. Auf der anderen Seite, können wichtige Informationen tatsächlich in Vergessenheit geraten. Ich versuche also, nur für die Handlung Unverzichtbares zu wiederholen, als kurzer Rückblick, in dem Alison sich genauso mit aufkommenden Fragen auseinandersetzen muss, wie der Leser. Aber ohne lange Monologe.
Tatsächlich soll es absolut interessant sein, nach Zeitrausch 2 , Band 1 nochmals zu lesen. Ich würde nicht unbedingt mit Band 2 einsteigen, obwohl es möglich wäre, aber eine Betaleserin hat Band 2 tatsächlich vor Band 1 gelesen und meinte, es würde die Sichtweise nochmals komplett ändern. Also: Erst Band 1 lesen, dann Band 2 und dann nochmals Band 1 und dabei die ganzen Feinheiten entdecken. Denn die Bücher (alle drei Bände) greifen ungemein ineinander. Eine Kleinigkeit, die in Band 1 unbedeutend schien, bekommt durch den zweiten Band eine ganz andere Bedeutung.
3. In Spiel der Vergangenheit erlebt man eine Zukunft, mit ziemlich verrückten technischen Möglichkeiten. Hältst du das beschriebene Szenario für möglich, oder wie stellst du dir die Welt in 100 Jahren vor?
Die Zeitrausch-Trilogie begann mit eben dieser Frage. Werden Zeitreisen irgendwann möglich sein? Ja, sagt ein Teil der Wissenschaft. Nein, ein Anderer. Die Skeptiker sind der Meinung, allein das Großvater-Paradoxon würde Zeitreisen ad absurdum führen.
In einfachen Worten:
Wenn ich durch die Zeit zurück reise und meinen Großvater in dessen jungen Jahren umbringe, kann der nie meinen Vater zeugen, der nie mich, womit ich nie geboren werde, durch die Zeit zurückreisen kann, um meinen Großvater umzubringen.
Klingt logisch, dachte ich und damit war Zeitrausch schon fast gestorben. Aber dann stieß ich auf die Viele-Welten-Theorie, nach der sich mit jeder unserer Handlung eine neue Realität abspaltet und neben der bereits Vorhandenen weiter existiert. Es kann also einen toten und einen lebenden Großvater gleichermaßen geben. Und plötzlich war wieder alles möglich. Diese Theorie in einem Roman begreifbar zu machen, hat mich an den Rande des Wahnsinns gebracht, aber dazu später mehr.
Eine Welt in hundert Jahren.
Ich glaube nicht, dass Zeitreisen bis dahin möglich sein werden. Dies bräuchte eine unfassbar große Menge Energie, die vielleicht durch Kernfusion zu generieren wäre, dann ein Flugobjekt, das sich schneller als Licht fortbewegen lässt und einen Menschen, der das ganze überlebt. Nein. Zeitreisen werden erst in vielen Jahrhunderten möglich sein, wenn überhaupt.
Ansonsten glaube ich, dass sich technisch bereits vorhandene Elemente in den Alltag der Menschen einschleichen werden. Magnetschwebetechnik auch für jeden privaten PKW, Menschen die nicht nur über das Internet sondern auch direkt über ihre Gehirne connected sind, alle Daten zentral erfasst werden, Werbung überall individualisiert ist, der Daumenabdruck zum Türöffnen gleichermaßen dient, wie zum bezahlen etc.
Aber ich halte es auch für möglich, dass wir durch einen weiteren globalen Krieg oder eine Naturkatastrophe oder Seuche in unserer Entwicklung erneut zurückgeworfen werden.
4. Das zu lineare Denken, welches Schwierigkeiten bereitet hat, die zeitlichen Zusammenhänge der Handlung zu verfolgen, war in der Lovelybooks-Leserunde von Band 1 immer wieder ein Thema unter den Lesern. Wie oft hattest du selbst beim Schreiben einen Knoten im Kopf oder konntest du sofort umdenken?
Ich weiß, dass die allermeisten Leser keine Schwierigkeiten hatten, der Handlung zu folgen, schon weil sie mit der Protagonistin begreifen mussten, was es mit dem (nicht)linearen Denken auf sich hat. Es hat sie dazu gebracht, Zeit mit ganz anderen Augen zu sehen.
Aber mein Gehirn war am Anfang ein einziger Knoten. Schrecklich! Zum Glück hat ihn mir ein sehr geduldiger Freund immer wieder entwirrt und mir wieder und wieder erklärt, wie die Viele-Welten-Theorie zu verstehen ist. Ich konnte meine Begriffsstutzigkeit gut auf Alison übertragen, die sich während des ersten Bandes auch schwer von ihrem linearen Denken lösen kann.
Aber erst jetzt, bei Band drei, ist der Knoten in meinem Gehirn vollkommen weg und ich kann nicht begreifen, wie es mir so schwer fallen konnte, das Ganze zu verstehen.
5. Bist du trotz der obengenannten kleinen Schwierigkeiten zufrieden mit der Resonanz zum ersten Band und was erhoffst du dir für dich und deine Leser für die Fortsetzung?
Die Zeitrausch-Trilogie, Band 2: Spiel der Zukunft Impress/ Carlsen, Juni 2014 978-3-646-60059-9 |
Ich bin absolut zufrieden. Ich habe ausführliche und begeisterte Rezensionen erhalten. Ab und an waren auch kritische Stimmen dabei, aber ich habe versucht aus ihrer Kritik zu lernen und es hat mir eher geholfen, Band 2 noch authentischer zu machen. Nur eine Meinung hat mich geärgert: Da hieß es, das Thema Zeitreisen wäre nicht ganz souverän umgesetzt worden. Da ich mich seit über einem Jahr mit sämtlichen Aspekten der Zeit beschäftige, kann ich da nur den Kopf schütteln. Leider hat mir die Leserin nicht verraten, was sie denn nun gestört hat. Aber die anderen Lesermeinungen waren geradezu überschwänglich, was mich absolut motiviert hat.
Der zweite Band legt einen größeren Fokus auf Kay und Alisons Beziehung, die im ersten Band für meinen Geschmack etwas wenig Platz hatte. Aber da die Beiden in Band 1 ja um Alisons Existenz kämpfen mussten, war wenig Muße für Romantik. Das ist bei Band 2 jetzt anders. Zeitreisen kommen trotzdem nicht zu kurz und ich erhoffe mir, damit beide Hauptthematiken der Reihe (Zeitreisen und Liebe) ausreichend beleuchtet zu haben. In Band 3 kommt kann ich dann noch Kampf dazu setzen. (Zeitreisen, Liebe, Kampf)
6. Neben der Zeitrauschtrilogie steht auch noch die Fortsetzung deines Fantasy-Romans „Im Bann der Drudel“ aus. Gibt es darüber hinaus schon neue Romanideen und vielleicht auch Ausflüge in weitere Genre?
Ich werde auf jeden Fall im Bereich der Jugendbuchliteratur bleiben, da ich diese auch am liebsten lese. Mit Zeitrausch 3 und der Drudel bin ich erst Mal die nächsten Monate, wenn nicht ein Jahr beschäftigt. Und die Drudel liegt mir besonders am Herzen, weil das Buch in einer so wunderbaren, zauberhaften Welt spielt, mit fantastischen Geschöpfen und vielen faszinierenden Ideen, die ich weiter ausspinnen will. Das braucht Zeit, aber das Ergebnis wird sicherlich viele Leser begeistern.
7. Welches Genre liest du selbst gern oder fehlt dafür die Zeit?
Uuups, da habe ich schon wieder eine Frage vorweg beantwortet. Also, das Jugendbuch und mir fehlt wirklich die Zeit. Früher habe ich so drei, vier Bücher im Monat gelesen, jetzt alle drei, vier Monate ein Buch. Was absolut traurig ist, da meine Wunschliste soooooooooooooooooooooooooooooooo lang ist.
8. Magst du uns zum Abschluss noch einen kleinen Ausblick geben, was uns im dritten Zeitrausch-Band erwarten wird?
Tzzzzz … Ich soll spoilern?
Na gut, ein bisschen. Alison und Kay haben endlich eine gemeinsame Gegenwart. Alles scheint gut, aber Alison bekommt immer wieder von Sven Oskar (wer war das noch gleich? Band 2 lesen ) gesagt, sie würde sich eines Tages gegen die Show auflehnen, sogar Zeitreisen verhindern wollen. Alison ist überzeugt, dass das absoluter Quatsch ist. Sie will nur ihren Frieden, aber dann geschieht etwas, was ihre Überzeugung von Grund auf ändert und sie versucht das Unmögliche.
Der dritte Band spielt gleichermaßen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Vielen Dank!
Huhu ihr beiden, wisst ihr eigentlich, dass ich mich nur auf Grund eures tollen Interviews getraut habe, Kim Kestner ebenfalls um eins zu bitten? Und es hat geklappt – danke euch ♥♥♥
LG, Mary <3
http://marys-buecherwelten.blogspot.de/
Huhu 🙂
Ich schleiche schon als um diese Bücher umher. Was mich abschreckt, es ist wieder eine Reihe :/ Aber ihr habt auf jeden Fall meine Neugierde geweckt. Dankeschön für das informative Interview 🙂
Hey,
tolles Interview! Die Reihe habe ich noch nicht gelesen. Sie hört sich aber prima an! Bei der Antwort von Kim Kestner, dass sie alle drei bis vier Monate ein Buch lesen kann, war ich echt geschockt. Für einen Buchmenschen ist das ja echt die Hölle. Ich könnte mir das nicht vorstellen. Ich glaube, ich würde etwas weniger schreiben und mehr lesen. Aber das sagt sich wahrscheinlich leicht, wenn man selber nicht schreibt 🙂
Liebe Grüße
Nadine