[gehört] Meeresdämmerung von Carina Lund

©rb Media
Meeresdämmerung
Elin Bertram 1
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Carina Lund
gesprochen von Madeleine Coco Sanders
erschienen November 2023
ungekürzte Lesung: 600 Minuten
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rb Media
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guter Krimi

Elin Bertram ist Kommissarin in Hamburg und hat in ihren Berufsjahren schon so einiges gesehen. Als Leiterin der Soko „Mondschein“ beschäftigt sie sich aktuell mit einem Serientäter, der in einem bestimmten Rhythmus junge Frauen brutal ermordet. Als eine weitere Frauenleiche auftaucht, geht man zunächst davon aus, dass der Serienmörder wieder zugeschlagen hat, doch Elin ist recht schnell klar, dass es hier anders ist, als es auf den ersten Blick wirkt. Dennoch unterstützt sie die Ermittlungen im kleinen Örtchen Carolinensiel an der Nordsee. Gemeinsam mit Thees Conrads stellt sie das Leben von Jonna, der toten Siebzehnjährigen, und ihrem Umfeld auf den Kopf. Doch auch ihr eigentlicher Fall ruht in der Zeit nicht komplett…

Für Kommissarin Elin Bertram und ihr Team gibt es eine ganz besonders wichtige Aufgabe: den Serientäter finden, bevor er wieder zuschlägt. Doch aktuell treten sie eher auf der Stelle, es gibt keine neuen Hinweise, die sie auswerten könnten. Als dann der Anruf von der Nordsee kommt, dass es möglicherweise das nächste Opfer gibt, kann Elin es zunächst kaum glauben. Es passt nicht in das bisherige Schema. Ob der Täter wirklich davon abweicht? Auf jeden Fall bringt es neuen Schwung in ihre Arbeit und ihr eine Aufgabe, der sie nachgehen kann. Man spürt, dass ihr der Tapetenwechsel guttut und sie mit viel Elan und Engagement in die Aufklärung des Mordfalls geht. Sie ermittelt hauptsächlich mit dem Kollegen Thees Conrads, der aus Aurich kommt. Es gibt jedoch noch einige andere, die zuarbeiten und ebenfalls Recherchen und Befragungen durchführen. So kommt es immer wieder dazu, dass sie Updates brauchen oder ihnen auch mal Informationen später vorliegen, als sie sie vielleicht brauchen könnten. Es wirkte nicht völlig unrealistisch, da sie ja parallel arbeiten und eben unterschiedliche Aspekte aufdecken, bei ihren Ermittlungen, manchmal musste ich aber schon schmunzeln oder den Kopf schütteln, wenn mal wieder ein Kollege einen Hauch zu spät mit der Information um die Ecke kam. Insgesamt wirken sie aber schon recht gut organisiert und aufgestellt. Die Einblicke, die man in die Arbeiten der Beteiligten bekommt, fand ich als gut eingebunden. Man erhält neben den Aspekten rund um die Ermittlungen der Kommissare zum Beispiel Details aus der Spurensicherung.
Elin ist manchmal etwas eigensinnig und zieht auch mal los, ohne ihre Kollegen zu informieren, wenn sie das Gefühl hat, dass da gerade mehr sein könnte. Das ist sicherlich teilweise leichtsinnig, weil sie ja nicht weiß, an welcher Stelle ihr Gefahr drohen könnte, solange sie den Mörder nicht entlarvt haben, ich empfand ihren Tatendrang jedoch als passend für ihren Charakter.
Elin und Thees sind ein gutes Team und in vielen Punkten auf einer Wellenlänge. Das macht es sehr angenehm, die beiden bei ihrer Arbeit zu begleiten und zu verfolgen, wie sie sich auch privat etwas besser kennenlernen, ohne dass es vom Fall ablenkt. Es unterstützt aber auch ihre gemeinsame Arbeit, weil sie sich damit besser einschätzen können und manchmal vorausahnen, was der jeweils andere vorhat, selbst wenn das noch nicht kommuniziert wurde. Es funktioniert jedoch noch nicht in jeder Situation, so dass es durchaus auch mal Unstimmigkeiten gibt, was ich als realistisch in einem neu zusammengestellten Team fand. Außerdem überschattet es auch nicht ihre Ermittlungen, weil sie Probleme schnell klären.

Was ich etwas schade fand, war die teilweise etwas abgeschwächte Wirkung der männlichen Figuren. Da die Geschichte von einer Frau gesprochen wird, wirken die Männer manchmal nicht so energisch und kraftvoll, wie sie in manchen Situationen wohl eigentlich rüberkommen sollten. Die Sprecherin ist schon bemüht, die Emotionen gut in der Stimmlage zu transportieren und ändert auch die Tonlage und Sprechweise, damit man die Figuren unterscheiden kann. Für mich blieben einige der Männer jedoch etwas blass, weil die Stimme in dem Fall einfach nicht tief und kraftvoll genug war. Der Geschichte an sich kann man aber gut folgen und man kann in den Dialogen auch die verschiedenen Personen voneinander unterscheiden. Zu Protagonistin Elin passte die Klangfarbe aus meiner Sicht auch gut.

Im Laufe der Geschichte werden verschiedene Verdächtige ins Rennen gebracht. Manche werden recht schnell wieder ausgeschlossen, dann ergeben sich neue Hinweise, so dass sich das Blatt an der einen oder anderen Stelle noch mal wendet. Man kann sich beim Zuhören selbst Gedanken machen, wen man für möglich halten würde und wen man vielleicht gar nicht in Betracht zieht. Die endgültige Auflösung gibt es dann erst kurz vor Schluss des Buches, so dass die Spannung erhalten bleibt, auch weil sich mehrfach ändert, wer der Hauptverdächtige sein könnte.
Während der Ermittlungen gibt es auch noch einige Vorfälle, die weitere Ermittlungen und Recherchen nötig machen. Eine „einfache“ geradlinige Bearbeitung ist für Elin und ihr Team hier nicht möglich. So sind auch viele der Bewohner des Ortes in den Fall involviert und tragen etwas zum Auflösen der Zusammenhänge bei. Nach und nach ergeben sich neue Erkenntnisse, Hinweise und Verbindungen, die am Ende dann das Gesamtbild ergeben. Hauptsächlich geht es in dem Buch um den einen Fall rund um Jonna. Ein wenig spielt jedoch auch noch ein weiterer Fall mit rein. Die Verknüpfung fand ich als gut gemacht, auch weil man so eine gute Überleitung zum nächsten Band hat. Zumindest wirkt es so, als würde es damit dann weitergehen.

Fazit

Ein gut gestalteter Krimi, der sich gut hören lassen hat. Es war interessant zu verfolgen, wie nach und nach Dinge aufgedeckt werden und sich damit neue Zusammenhänge und mögliche Motive ergeben. Da nicht sofort klar ist, wer es war oder eben auch nicht, kann man über weite Strecken der Handlung selbst ein wenig mit rätseln und eigene Vermutungen aufstellen.
Etwas schade war, dass manche der männlichen Figuren für mich nicht ganz so kraftvoll und energisch wirkten, wie sie in die Situationen in der Geschichte eigentlich gewesen wären. Das schwächte ihre Wirkung etwas ab, sonst empfand ich die Sprecherin jedoch als angenehm.


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