Rezensionsexemplar
![]() © Carlsen | That’s not my name . Megan Lally erschienen im März 2025 384 Seiten ab 14 Jahren . hier geht’s zum Verlag → Carlsen |
spannend gestalteter Jugendthriller
Was tust du, wenn sich die ganze Stadt gegen dich wendet und niemand dir mehr glauben will? Was, wenn alle denken, du hättest deiner verschwundenen Freundin etwas angetan? Wenn jeder Schritt genau beobachtet wird, jedes Wort bewertet, jede Handlung als verdächtig eingestuft wird… Genau so geht es Drew aktuell und dabei will er doch nichts mehr, als Lola endlich zu finden. Will der Siebzehnjährige damit seine Schuld verschleiern oder stirbt er wirklich fast vor Sorge?
Was tust du, wenn du ohne deine Erinnerungen aufwachst, nicht weißt, wo du bist, nicht weißt, wohin du gehörst? Glaubst du jemanden, der sagt, dein Vater zu sein, obwohl du dich nicht an ihn erinnern kannst? Hilft es, wenn der Polizist die Dokumente überprüft, die beweisen, wer du bist? Wie findet man sich in einem Leben zurecht, das irgendwie nicht zu einem zu passen scheint? Liegt es nur an den fehlenden Erinnerungen oder steckt mehr dahinter?
Für Drew und Mary ist es eine Zeit voller Fragen, Ängste, Zweifel und der ständigen Suche nach Antworten…
Im Buch werden die Ereignisse aus den Ich-Perspektiven von Mary und Drew geschildert. So hat man die Möglichkeit, beide Protagonisten nach und nach kennenzulernen und ihre unterschiedlichen Lebenssituationen erfassen zu können. Bei Mary ist man quasi mit dabei, wie sie sich selbst erst mal wiederentdeckt, über sich lernt, was sie mochte und wie ihr Leben so gewesen ist. Ohne ihre Erinnerungen ist sie gezwungen zunächst zu glauben, was ihr erzählt wird. Mit der Zeit kommen ihr jedoch Zweifel. Manche der Dinge, die ihr Vater berichtet, fühlen sich für sie nicht richtig an.
Drew ist der Hauptverdächtige der Polizei und hat es aktuell nicht leicht in seiner Heimatstadt. So gut wie alle scheinen zu glauben, dass er mit Lolas Verschwinden zu tun hat, ihr womöglich sogar etwas angetan hat. Alle noch so kleinen Hinweise werden so ausgelegt, dass sie zu ihm passen könnten. Seine Frustration ist verständlicherweise groß und mit jeder Anfeindung, jeder Mobbingaktion in der Schule, jeder erneuten Anschuldigung steigt seine Verzweiflung. Kein Wunder, dass es zwischendurch dann auch mal aus ihm herausbricht, er rumschreit und sich nicht korrekt verhält. In den Augen mancher macht ihn das allerdings nur noch verdächtiger.
Ich empfand Marys Perspektive als besonders spannend, weil bei ihr so viel unklar ist und sich mit der Zeit immer mehr Aspekte ergeben, die Zweifel schüren und Fragen aufwerfen. Man kann selbst Vermutungen aufstellen und miträtseln, wie alles zusammenhängt. Was vielleicht ganz harmlos ist und was nicht. Durch die Dynamik in ihren Kapiteln wird die Spannung der Geschichte schön gesteigert. Besonders zum Ende des Buches hin wird das Tempo enorm angezogen und die Ereignisse überschlagen sich.
Doch auch in Drews Kapiteln kann man seine eigenen Vermutungen anstellen. Es ist schnell klar, dass er sich starke Vorwürfe macht, nur die Gründe bleiben eine ganz Zeit lang im Verborgenen. Möchte man ihm glauben oder ihn verdächtigen? Gemeinsam mit Autumn und Max macht Drew sich selbst auf, um mehr über Lolas Verschwinden herauszufinden. Wieso sie das als nötig erachten und woher sie ihre Hinweise nehmen, wird im Buch natürlich erläutert. Dass ihnen auf ihrem Weg dann auch ein paar Steine in den Weg gelegt werden und nicht jeder ihnen direkt glauben schenkt, fand ich passend. Wenn drei Jugendliche einem so eine Geschichte auftischen, kann man schon mal skeptisch sein. Aber der Druck auf Drew wächst auch immer mehr, er sieht sich gezwungen, zu handeln.
Der Schreibstil ist flüssig und mitnehmend. Ich empfand die Geschichte als gut geschrieben, viele Aspekte sind geschickt platziert um Vermutungen zu schüren oder dann doch für Überraschungen und Wendungen zu sorgen. Die verschiedenen Emotionen der Protagonisten werden gut rübergebracht. Auch die Handlungsorte werden gut in die Handlung mit eingeflochten. Es gibt einige anschauliche Beschreibungen, die dafür sorgen, dass man sich die Umgebung gut vorstellen kann. Besonders von der kleinen Hütte, in der Mary aktuell wohnt und der Umgebung bekommt man ein ganz gutes Bild. Aber auch einige der Orte, mit denen Drew mehr verbindet, werden etwas detaillierter dargestellt. Ich habe beim Lesen viele Gedanken gehabt, wie es sein könnte und versucht mir das eine oder andere selbst zu erklären, damit die eigenen Theorien auch hinkommen. Nach und nach ergeben sich dann Verbindungen und Zusammenhänge, die Elemente werden aufgeschlüsselt und alles erhält seinen Platz. Es gibt zwischendurch etwas ruhigere Passagen, in denen man die erhaltenen Informationen sortieren und auch die Charaktere noch etwas besser kennenlernen kann. Immer wieder wird das Tempo dann jedoch erhöht und besonders zum Ende hin wird es sehr turbulent und actionreich.
Manche Vorgehensweise war sicher etwas naiv und unbedacht, jedoch empfand ich es beim Lesen größtenteils als sehr nachvollziehbar, wieso die Figuren so reagieren und dass sie sich manchmal eben auch nicht anders zu helfen wissen. Dass sowohl Mary als auch Drew stellenweise die gleichen Ausdrucksweisen an den Tag legen, hat mich zeitweise etwas gestört, ich hätte es passender gefunden, wenn sie ihre eigenen Eigenarten erhalten hätten. Das hätte die Individualität auch noch etwas unterstrichen. Es hat den Lesefluss an sich für mich jetzt aber nicht total gestört.
Fazit
Ein toll geschriebener Jugendthriller, der einen gut mitnimmt und viele Ansätze für eigene Gedanken und Spekulationen bringt, obwohl es von der Anzahl der Charaktere nicht so umfangreich ist. Viele Passagen sind sehr spannend gestaltet und besonders die Wechsel zwischen den Perspektiven sorgen für eine Steigerung des Tempos, Verdachtsmomente und Überraschungen. Stück für Stück setzen sich die Ereignisse zusammen, bis es dann in einem dramatischen, actionreichen Finale gipfelt.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.
Hallo liebe Dana,
na, das nenne ich doch mal die perfekte Herbstlektüre. Auch, wenn es kleine Punkte gab, die gestört haben (ich verstehe total, dass du dir gewünscht hättest, dass die Figuren sich mehr voneinander unterscheiden), scheint es alles in allem ein richtig guter Jugendthriller gewesen zu sein.
Das hätte auch ein Buch für mich sein können.
Freut mich, dass du so einen guten Start in deinen Leseherbst hattest (jaaa, ich weiß, eigentlich ist ja gerade erst der Juli rum und wir befinden uns „eigentlich“ noch im Sommer … lass mir den Traum ;o))
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo Tanja,
für mich war das Buch tatsächlich nicht unbedingt als Herbstbuch geplant 😀 Schon allein weil es etwas warten musste, bis ich dazu kam, es dann zu lesen 😉 Aber vom Setting und der Stimmung her, kann man es sicher gut im Herbst lesen. Allerdings finde ich ja, dass das bei vielen Geschichten eigentlich auch keine sooo große Rolle spielt, wann man sie liest 😉
Und ein bisschen Sommer hätte ich eigentlich schon gern noch. Ich brauche gar keine 30°C, aber so 25 wären eigentlich schon noch mal schön… ständig nur diese 17/18°C, ständig grau und Regen… das ist irgendwie unschön ^^ aber man hat beim Wetter ja eigentlich eh immer was zu Meckern.
Liebe Grüße,
Dana
Hallo liebe Dana,
ich habe mir schon fast gedacht, dass du das Buch eigentlich gar nicht als Herbstlektüre eingeplant hast :o)
Aber es passt einfach momentan perfekt, wie ich finde.Und ich gebe dir Recht: Die meisten Geschichten sind ja gut jahreszeitenunabhängig zu lesen. Manchmal brauche ich aber genau das Buch, das meine Stimmung fördert oder untermalt. So zum Beispiel zu Weihnachten oder aktuell steht mir der Sinn richtig nach cozy Herbstbuch.
Und ich fürchte das mit dem Sommer wird noch was werden. Bei uns haben sie zum Wochenende 27 Grad angekündigt. Das geht dann auch auf jeden Fall ein paar Tage lang. Meins ist es ja nicht. Aber ich verstehe, dass sich der ein oder andere noch etwas vom Sommer erwartet ;o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo Tanja,
ich verstehe schon, was du meinst. In manchen Geschichten wird einfach die Stimmung einer Jahreszeit perfekt transportiert und wenn man sie dann zum entsprechenden Zeitpunkt liest, dann wirkt es einfach viel besser. 😉
Was mich am meisten am Wetter aktuell stört, ist dieses ständige auf und ab… erst hat man 17Grad und am nächsten Tag 28… das ist totales Kopfschmerzwetter -.- Ich bin aber ganz froh, dass es sich nachts aktuell bei uns ganz gut wieder abkühlt, so dass man nicht ständig total warme Nächte hat. Ansonsten müssen wir das Wetter aber ja eh so nehmen, wie es sich uns präsentiert, Einfluss darauf haben wir ja eh nicht. 😉
Liebe Grüße,
Dana