[gelesen] The Sharp Edge of Silence – Gefährliches Schweigen von Cameron Kelly Rosenblum

Rezensionsexemplar

© Carlsen
The Sharp Edge of Silence
Gefährliches Schweigen
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Cameron Kelly Rosenblum
erschienen im November 2023
496 Seiten
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Carlsen

Beklemmend und spannend

Lycroft Phelps ist eins der renommiertesten Internate des Landes: Jahrhundertealte Traditionen, efeuberankte Backsteingebäude, Ruderclub. Doch hinter der schönen Fassade herrscht eine toxische Männlichkeitskultur unter den Schüler*innen, die sexuelle Übergriffe begünstigt und verharmlost. Als Außenseiterin Quinn Opfer eines Übergriffs durch einen Elitesportler wird, will sie blutige Rache … Klappentext: © Carlsen

Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive von drei Jugendlichen, die ganz unterschiedliche Erfahrungen machen:

Max ist der „Nerd“, der plötzlich von allen Seiten Aufmerksamkeit bekommen, als er ins Ruderteam aufgenommen wird. Er genießt das neue Ansehen und meint, auch die Mädchen würden ihn nun deswegen mögen, weil er mit den „coolen“ Kids befreundet ist. Zwar fallen ihm bei den Jungen des Teams Sprüche und Verhaltensweisen auf, die er nicht gutheißt, doch er ist nicht bereit, seine neue Position durch einen kritischen Kommentar aufs Spiel zu setzen.

Charlotte ist jung, hübsch, erfolgreich und mit einem der angesehensten Jungen der Schule zusammen. Dennoch hat sie Selbstzweifel und hält sich für mich gut genug. Eifersucht überfällt sie, sobald ihr Freund ein anderes Mädchen anlächelt.

Quinn, genannt Q, wurde Opfer eines sexuellen Übergriffes. Seitdem kapselt sie sich von ihren Freundinnen ab, erzählt niemandem, was ihr passiert ist und wie sie sich fühlt. Sie leidet unter den Erinnerungen und Gefühlen, die der Vorfall bei ihr ausgelöst hat.
Um dieser Ohnmacht zu entfliehen, sinnt sie auf Rache – und so beginnt die Story mit Quinns Versuch, eine Waffe zu stehlen. Dadurch liegt von Beginn an eine gewisse Spannung in der Luft, die leider mehrfach vom langgezogenen Schulalltag unterbrochen wird.

Im Nachwort beschreibt die Autorin, dass sie in der Geschichte eigene Erfahrungen verarbeitet hat. Dementsprechend sind Quinns Gedanken und ihre Gefühlswelt sehr eindringlich und gleichzeitig einfühlsam dargestellt.
Quinns inneren Kampf, ebenso wie ihre Rachepläne fand ich sehr interessant beschrieben. Ihre Passagen haben mir am besten gefallen – zwar sind die anderen beiden ebenso in diesem System gefangen, aber Quinns Passagen sorgen für mehr Spannung und Dramatik aber auch eine beklemmende Atmosphäre.

Frauenverachtende Kommentare und Verhaltensweisen sind zwischen den jungen Männern an der Tagesordnung. Je fieser der Spruch, desto lauter die Lacher.
Die Reaktionen der Lehrerschaft schwanken zwischen betroffen aber machtlos, bis herunterspielend und vertuschend – Hauptsache das Ansehen der Schule bleibt gewahrt.
Dementsprechend macht das Lesen gleichermaßen betroffen wie auch wütend – sind doch die Erfahrungen der dargestellten Jugendlichen keineswegs völlig fiktiv.
Auch nach dem Zuschlagen des Buches wirkt die Geschichte noch nach…

Fazit

Sehr intensiv und einfühlsam werden hier wichtige, ernste und erschreckende Erlebnisse von drei unterschiedlichen Jugendlichen beschrieben, die in ihren Gedanken und ihrem Handeln von den verstaubten Privatschul-Erwartungen (die sich leider immer noch stark durch die ganze Gesellschaft ziehen) geprägt sind. Besonders Quinns Kapitel sind noch bedrückender und spannender, während Max und Charlotte mir etwas zu viel teils langatmigen Schulalltag schildern.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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