©Audible Studios | Auris (Hörspiel) Ein Jula und Hegel-Thriller 1 . Vincent Kliesch, Sebastian Fitzek gesprochen von Simon Jäger, Svenja Jung, Oliver Masucci, Thomas Balou Martin, Julian Horeyseck, Rauand Taleb erschienen im April 2019 Hörbuch, ungekürzte Lesung: 402 Minuten . . |
nicht so fesselnd, wie erhofft
Als forensicher Phonetiker ist Dr. Matthias Hegel ein wichtiger Berater der Polizei. Er ist der beste Audio-Profiler in Deutschland und kann den Beamten anhand von der Stimmfarbe, dem Atemmuster, Aussprache und all diesen Dingen ein psychologisches und zum Teil auch optisches Bild der Verdächtigen erstellen. Auf diesem Weg wurden schon einige Straftäter überführt. Hegel ist intelligent, charismatisch, aber auch sehr schwer zu durchschauen. Aber ist er selbst ebenfalls ein Mörder?
Seitdem er einen Mord an einer obdachlosen Frau gestanden und die Polizisten zur Leiche geführt hat, sitzt er in Einzelhaft, lehnt jede Verteidigung ab und möchte sich auch sonst nicht weiter dazu äußern. Was steckt hinter dem Tod der Frau? Wirklich ein kaltblütiger Mord oder doch viel mehr?
Auch Journalistin und True-Crime-Bloggerin Jula Ansorge stellt sich genau diese Fragen und versucht, mehr über den Fall Hegel herauszufinden. Dafür nimmt sie auch immer wieder Kontakt zu dessen Anwalt auf, bemüht Kontakte und geht dabei gefährliche Wege. Wäre es am Ende besser gewesen, die junge Frau hätte einfach die Finger von dem Fall gelassen?
Das Hörspiel geht direkt spannend los. Man erlebt Dr. Hegel bei bei seiner Arbeit und ich empfand es als ungemein faszinierend, was er alles aus den Stimmen anderer heraushören kann. Die Hoffnung, dass es damit dann auch so intensiv weitergeht, man ihn beim Analysieren und so weiter begleiten kann, verpufft dann jedoch schnell. Nachdem er den Mord gestanden hat, ist er erst mal Weg vom Fenster und man begleitet über längere Zeit nur noch Jula. Da war für mich dann gleich mal ein Teil der Spannung ziemlich raus. Natürlich muss man die Figur erst mal kennenlernen, Einblicke in ihre Leben und ihr Umfeld erlangen, bevor es dann wieder mehr an Tempo und Spannung aufnehmen kann. Hegel hat mich aber einfach mehr interessiert, als Jula, die sich nach und nach immer mehr zum Spielball macht, ohne es selbst zu bemerken. Ich konnte schon nachvollziehen, dass sie ein Interesse daran hat, Kontakt zu dem Phonetiker aufzunehmen und dass dieses Interesse sich mit der Zeit noch verstärkt, da sie immer mehr persönlich betroffen ist. Da kam dann auch wieder deutlich mehr Tempo und Spannung in die gesamte Sache rein.
Den Abschluss des Buches fand ich auch gar nicht schlecht gemacht, nach einem turbulenten Showdown, gibt es dann noch eine Offenbarung und Wendung, die neugierig auf die Fortsetzung macht. Ich werde diese allerdings dennoch nicht hören.
Das Hörspiel war nicht schlecht, ich habe aber über lange Strecken hinweg keinen Sog gespürt, der mich durch die Handlung gezogen hätte. Es war alles nett, aber lange nicht so faszinierend, erschreckend oder beeindruckend, wie ich mir das erhofft oder erwartet hätte. Vielleicht hat da der Einstieg in die Geschichte auch zu hohe Erwartungen geweckt. Hegel rückt dann zwar wieder in den Fokus und analysiert auch wieder, für mein Empfinden stand aber doch Jula mit ihrer Geschichte im Vordergrund. Dort gab es auch einige interessante Punkte und Verstrickungen. Sie arbeitet sich immer tiefer in das Thema ein und gerät damit selbst ins Visier, was gleichzeitig Gefahr für ihre Familie bedeutet.
Es gab zwar einen Erzähler im Hörspiel, der einige Passagen übergeleitet hat, viel haben aber die Figuren selbst übernommen. So haben sie dann E-Mails, die sie geschrieben haben, selbst vorgelesen. Mir erschließt sich natürlich der Sinn dahinter, ich empfand diese Passagen aber leider oftmals als eher platt runtergelesen und nicht besonders spannend mitzuverfolgen. Die Nebengeräusche machen die Handlung lebendig und die Sprecher an sich waren auch nicht schlecht. Der eine hat mir eben mehr zugesagt, die andere Stimme vielleicht ein bisschen weniger. Wodurch jede Figur eine eigene Stimme hat, kann man alle gut voneinander unterschieden und besonders in den Dialogen kommt eine gute Dynamik zustande, weil sie sich auch mal ins Wort fallen können. Manchmal fand ich die Figur von Jula jedoch als etwas anstrengend. Einig Passagen schreit sie eigentlich nur rum. Und ja, ich konnte verstehen, dass sie aufgebracht ist, dass sie wütend ist und laut wird. Trotzdem war es beim Zuhören anstrengend, weil sie eigentlich ständig nur alle angeschrien hat. Dabei bleibt irgendwie dann rundrum alles auf der Strecke. Anderes wirkte eben eher emotionslos vorgetragen. Es war eine ziemliche Spanne in ihrer Figur, aber keine der beiden Extreme hat mich so richtig überzeugt. Ich fand andere Charaktere und andere Sprecher da einfach besser.
Wie gesagt, der Fall an sich war nicht schlecht, einige der Verstrickungen und Hintergründe fand ich ziemlich cool gemacht, es wurde mit der Zeit auch komplexer und man konnte durchaus auch mitfiebern. Da man Jula dabei begleitet, wie sie nach und nach mehr herausfindet, erschließen sich dann mit der Zeit auch die Zusammenhänge und die Puzzleteile scheinen an ihren Platz zu fallen. Bis man dann doch wieder nicht mehr genau weiß, was man eigentlich glauben soll.
Ein paar kleine Dinge haben sich mir beim Zuhören am Ende dann jedoch nicht komplett erschlossen.
Fazit
Ich hatte mir irgendwie mehr von dem Hörspiel versprochen, besonders nach dem wirklich spannenden und faszinierenden Einstieg. Danach flachte die Spannung für mich ziemlich ab, vielleicht auch weil ich andere Figuren einfach interessanter fand, als Jula, die man die meiste Zeit begleitet. Mit der Zeit wurde es dann wieder turbulenter, verstrickter und auch spannender, bis es zum Showdown kommt und noch mal einige Gedanken ziemlich durcheinandergewirbelt wurden. So richtig der fesselnde Sog ist bei mir nicht entstanden, ich werde die Reihe vermutlich auch nicht weiterverfolgen, schlecht war das Hörspiel aber nicht.
Huhu liebe Dana,
die abflachende Spannung habe ich bei Fitzek nun schon mehrfach erlebt. Da verzichte ich dankend.
LieGrü
Elena
Hallo Elena,
ich kenne die Bücher von Fitzek bisher nicht weiter, man liest eben nur immer so begeisterte Stimmen, da wird man dann auch mal neugierig, ob es einem selbst auch so geht. Irgendwann will ich auch noch mal ein Buch lesen, aber das Hörspiel bot sich nun eben gerade an. Es steckten ja auch tolle Ideen drin, aber es hat mich persönlich eben nicht so umgehauen. Welche Bücher kennst du denn, bei denen es bei dir so war?
Liebe Grüße,
Dana
Also es ist ja auch kein klassisches Buch von Fitzek, da nur die Idee von ihm ist und sein Name eigentlich nur zur Werbung mit drauf gedruckt wurde. Mitgeschrieben hat er aber nicht. Keine Ahnung, ob er am Hörspiel mehr mitgearbeitet hat.
So genau habe ich das tatsächlich auch nicht nachgeprüft. Es steht ja irgendwie drauf „nach einer Idee von“, aber wer da jetzt wie viel geschrieben oder gemacht hat, das weiß ich auch nicht.
Kannst du denn von Fitzeks Büchern was empfehlen? Irgendwann wollte ich da ja mal was lesen… wenn ich denn mal dazu komme 😉
Also mir hat Der Nachtwandler, Passagier 23 und Das Paket bisher am besten gefallen. Die älteren von ihm, hab ich aber noch nicht gelesen, die finden die meisten anderen ja noch besser 😀
Okay, dann sind das ja potenziell Bücher, die ich mir mal anschauen könnte. Oder eben die noch älteren 😉 Irgendwann will ich zumindest selbst mal einen Eindruck dazu sammeln, auch wenn mich das Hörspiel jetzt nicht so überzeugt hat (unabhängig davon, wer da nun wie viel Schreibanteile dran hatte)
Hallo Dana,
schade, dass dich das Hörspiel nicht ganz mitreißen konnte. Ich mochte das Buch ganz gerne, und auch die komplette Reihe bisher.
Aber ja, es ist schon auch viel zwischen den Zeilen und nicht immer die total handfeste Spannung. Aber ich mag das auch, wenn man mal zwischen den Zeilen mitdenken muss bzw. auch wieder ins Wanken kommt.
Aber es gibt ja so viele andere tolle Geschichten, weshalb es auch ok ist, wenn du dir lieber was neues suchst 🙂
Liebe Grüße,
Steffi vom Lesezauber
Hallo Steffi,
ich weiß nicht, ob es beim Lesen für mich vielleicht anders gewesen wäre. Mir ging Jula teilweise eben auch einfach auf die Nerven. Klar habe ich verstanden, dass sie aufgebracht war usw., aber man hat im Hörspiel teilweise ja auch weniger von der Innensicht, die man im Buch vielleicht hat. Sie hat zwar dann Mails, die sie geschrieben hat, vorgelesen oder irgendwas mit sich selbst erzählt, damit man ihre Gedanken weiß, aber wirkt eben dann doch vielleicht noch mal ganz anders, wenn man es in „normaler“ Buchform hat. Hörspiel ist halt was anderes. Außerdem fühlte ich mich eben ständig angeschrien von ihr 😀
Am spannendsten fand ich Hegel, er ist ein interessanter, undurchsichtiger Charakter. Die Verstrickungen um ihn fand ich daher schon auch gut, auch dass man da eben dann noch mal in so ganz andere Gedankenbahnen gelenkt wird. Da die Reihe nach ihm und Jula benannt ist, wird es ja scheinbar dann auch mit den beiden weitergehen. Der Cliffhanger am Ende lässt das ja auch vermuten. Mal sehen, ob ich mich damit irgendwann weiter beschäftige, aktuell wohl erst mal nicht.
Liebe Grüße,
Dana
Hallo Dana,
ja das kann ich durchaus verstehen. Mit Hörspielen tu ich mich manchmal auch etwas schwer. Bisher gibt es ja 4 Teile und die Figur von Hegel ist immer wieder undurchsichtig 😀
Na, dann bin ich gespannt, ob ich dazu nochmal was bei dir lese 🙂
Liebe Grüße,
Steffi
Hey Steffi,
Ich hab noch nicht soo viel Hörspielerfahrung, ich hatte letztes Jahr Monster 1983 mit einer Freundin zusammen gehört, das fand ich eigentlich ziemlich gut, auch von der Hörspielumsetzung mit der Musik und allem. Die Handlung hat über die Staffeln etwas nachgelassen, aber gut, so ist das eben manchmal. An sich finde ich das aber durchaus interessant, eine Geschichte noch mal mit ganz anderen Eindrücken zu erleben.
Ja, mal sehen, in nächster Zeit wirst du hier vermutlich eher nichts zu Auris sehen, aber vielleicht ja irgendwann 😉
Liebe Grüße,
Dana