[gelesen] Villain Tales. Band 1 – 4 von Serena Valentino

Rezensionsexemplar

© Carlsen

Villain Tales- Schuber

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Serena Valentino
erschienen im März 2023
1024 Seiten
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hier gehts zum Verlag
Carlsen.

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© Carlsen
Villains 1
Die Schönste im ganzen Land
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Serena Valentino
erschienen im März 2019
272 Seiten
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hier gehts zum Verlag
Carlsen.

Zähe „Vorgeschichte“ von Schneewittchen

War die böse Königin schon immer böse? Warum war sie so besessen von ihrem Spiegelbild? Warum hat sie Schneewittchen so sehr gehasst, dass sie sie tot sehen wollte?

Diese Fragen beantwortet Serena Valentino, indem sie die „Vorgeschichte“ zum bekannten Märchen erzählt.
Nach dem Tod von Schneewittchens Mutter heiratet der König die Tochter eines bekannten Spiegelmachers. Diese hält sich nicht für besonders schön und ist überrascht, dass der König sich ausgerechnet für sie interessiert. Sie liebt dessen kleine Tochter, die zu Beginn der Geschichte etwa 3 oder 4 Jahre alt ist (genauso so steht es geschrieben, warum das niemand – nicht mal die Autorin – genau sagen kann, bleibt wohl auf ewig ein Rätsel). Und auch Schneewittchen liebt ihre neue Mutter…

Es entwickelt sich eine Geschichte, die geprägt ist von Trauer und Verlust und tief verwurzelten Zweifeln aufgrund jahrelanger Zurückweisung. Die Königin macht eine enorme Entwicklung durch, von dem unsicheren Mädchen zur liebevollen Mutter, zur trauernden Witwe bis hin zur allseits bekannten bösen Königin. Zwar wird diese Entwicklung mit den verschiedenen Schicksalsschlägen begründet und entsprechend beschrieben, dennoch empfand ich ihre letztendliche Entwicklung als arg übertrieben, sehr plötzlich und nicht recht nachvollziehbar. Es hätte durchaus anders ausgehen können. Allerdings gibt es noch verschiedene äußere Faktoren, die auf die Königin einwirken. Drei davon sind extrem nervig…
Der Ausgang der Geschichte ist natürlich bekannt, daher ist der Verlauf auch keine Überraschung. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Handlung als zäh empfunden habe.
Auch der Schreib- und Erzählstil trägt dazu bei.
Ich empfand die Erzählweise als eher distanziert. Ein Dialog reiht sich an den nächsten. Dazwischen die immer gleichen Gedanken und sich wiederholenden Zweifel der Königin, die bis zuletzt nur Königin „heißt“. Viele kurze Sätze, einfache Sprache, viele Wortwiederholungen. Insgesamt empfand ich es als sehr holprig.

Zwar gibt es magische Ereignisse und märchenhafte Elemente, der Disneyzauber will dennoch nicht überspringen.

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© Carlsen
Villains 2
Das Biest in ihm
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Serena Valentino
erschienen im März 2019
224 Seiten
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Carlsen.

etwas besser als Teil 1

Diese drei Hexenschwestern fand ich in Band 1 ja schon extrem nervig. Dass sie hier wieder auftauchen hat mich allerdings überrascht und fand ich durchaus gut gemacht – die drei mischen die komplette Märchenwelt auf und verbreiten überall Chaos. Da sie weniger reimen sind sie auch weniger nervig. Dennoch nehmen sie eine große Rolle ein und bestimmen den Handlungsverlauf sehr.
Im Gegensatz zur bösen Königin aus Schneewittchen ist der Verlauf hier andersherum. Während die Königin böse wird, ist der Prinz am Anfang ein Idiot, der seine Fehler einsehen muss – dies allerdings ganz lange nicht tut und die Situation damit erst mal immer schlimmer macht.
Gelungen fand ich auch die Rolle, die Gaston in der Geschichte einnimmt – als großkotziger Freund des großkotzigen Prinzen.

Während ich im ersten Band mit dem Schreibstil meine Probleme hatte, ließ sich dieses Buch besser für mich lesen. Ich empfand es als etwas flüssiger, wobei es durchaus auch wieder etliche Wiederholungen der Gedanken gibt.

Die Geschichte ist grundsätzlich interessant und mir gefällt, wie sich die Buch-Handlung mit der bekannten Disney-Geschichte verwebt, als würden beide Geschichten tatsächlich zusammengehören. Manche Filmereignisse bekommen hier einen ganz neuen Hintergrund, nicht immer nett, aber dennoch stimmig.

Richtige Spannung kommt allerdings wieder nicht auf. Und mir fällt es tatsächlich auch schwer, mich in die unsympathischen Protagonisten hineinzudenken.

 

© Carlsen
Villains 3
Die Einsame im Meer
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Serena Valentino
erschienen im August 2019
208 Seiten
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Carlsen.

Ursula ist nur eine Nebenfigur

Im zweiten Band war ich noch positiv überrascht, dass die irren Schwestern aus dem ersten Band wieder ihre Finger im spiel hatten, diesmal aber weniger nervig waren. Der Gedanke, dass ein Hexentrio für all das schlechte in sämtlichen Märchen verantwortlich sein könnte, fand ich noch ganz witzig.

In diesem Band hätte ich mir gewünscht, die drei wären nicht wieder aufgetaucht…
Zumindest reimen sie kaum. Das ist positiv.
Aber im Grunde sind sie die Hauptfiguren. Ursula nimmt hier nur eine Nebenrolle ein. Die Geschichte um die Meerhexe und Arielle läuft nebenbei ab, während die drei irren Schwestern ihre vierte Schwester suchen, dabei auf eine weitere Hexe treffen und von einer fünften Hexe eine Warnung erhalten. Und vergessen wir nicht die Katze. Selbst die hat eine größere Rolle als Ursula in ihrer eigenen Geschichte

Den Schreibstil fand ich hier wieder extrem anstrengend. Vielleicht bin ich zu sehr an klar abgegrenzte Ich-Perspektiven oder auf wenige Figuren begrenzte personale Erzählweise gewöhnt, aber hier kam ich gar nicht so schnell mit, wie von den Gedanken der Katze noch im selben Absatz in die Gedanken von drei weiteren Figuren gesprungen wird.
Unglaublich viele Gedanken werden immer wieder wiederholt, teilweise direkt hintereinander in ähnlichem Wortlaut.

Eine kleine Überraschung hatte die Geschichte – abseits der bekannten Arielle-Story – dann doch noch zu bieten.

Was ich mich allerdings gefragt habe: Ob jemand, der die Disney-Vorlage nicht kennt, das Buch problemlos lesen könnte. Zwar spielt das „Ursprungsmärchen“ gar keine so große Rolle, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass viel Wissen vorausgesetzt wird und die Umstände oder Ereignisse teilweise nur arg knapp erklärt werden. Oder weiß irgendwer, der Scuttle nicht kennt, was ein Snarfblatt sein soll?

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© Carlsen
Villains 4
Das Geheimnis der Dunklen Fee
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Serena Valentino
erschienen im März 2020
320 Seiten
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Für mich der beste Band des Schubers

Nachdem mich schon die Vorgänger, besonders Band 3, nicht so richtig begeistern konnten, hatte ich keine großen Erwartungen an Band 4 – und wurde positiv überrascht. Dies ist für mich der beste Band des Schubers.

Dies liegt definitiv auch daran, dass die Hexenschwestern hier eine relativ geringe Rolle spielen.
Stattdessen steht die Geschichte von Maleficent deutlich im Vordergrund. Diese wird in zwei Zeitsträngen geschildert – den aktuellen Ereignissen, die an die Geschehnisse nach Ursulas Tod anknüpfen (die dunkle Fee hatte sich ja schon in Teil 3 angekündigt) und einem Blick in die Vergangenheit der jungen Maleficent.
Es gibt immer wieder Kapitel, die die Kindheit der dunklen Fee schildern. Diese haben mir besonders gut gefallen, zum einen, weil diese spannend und emotional waren, zum anderen, weil diesmal wirklich nachvollziehbar und ausführlich geschildert wird, was der jungen Hexe zu zugesetzt hat, dass sie auf die dunkle Seite abgerutscht ist.

Auch den Erzählstil mochte ich lieber. Ich fand es weniger sprunghaft. Die einzelnen Kapitel konzentrieren sich überwiegend auf die Gedanken und Gefühle eines einzelnen Charakters, wodurch sich die Geschichte wesentlich flüssiger lesen lässt.

Während Band 2 noch relativ unabhängig von Band 1 war, sind die Geschichten nun alle stark verknüpft und bauen stetig aufeinander auf. Neben den jeweiligen Villains und den Hexenschwestern, die sich durch die Reihe tanzen, spielen noch weitere Charaktere nun schon zum wiederholten Male eine wichtige Nebenrolle. Und sogar Schneewittchen taucht in dieser Geschichte wieder auf.

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Gesamtfazit

Nach Band 4 ist für mich Schluss. Die Geschichte der verdrehten Hexenschwestern nimmt mir zu viel Raum ein – das habe ich so nicht erwartet. Zwar ist der Gedanke, dass drei Hexen bei allem Bösen in der Märchenwelt ihre Finger im Spiel haben, ganz witzig, letztlich geht es für mich aber zu sehr auf Kosten der eigentlichen Hauptfigur der Geschichte. Dadurch ist auch die ganze Märchenwelt eng verknüpft, was mir eigentlich gut gefällt.
Einfach nur einen Band über den eigenen Lieblingsbösewicht lesen, ist daher aber eher eine schlechte Idee, da es auch nicht genug Rückblicke auf die Erlebnisse der bisherigen Figuren gibt.
Der Schreibstil ist sehr unterschiedlich. Während sich Teil 4 für mich gut lesen lies, empfand ich die Erzählweise in den anderen Bänden eher anstrengend

Ich danke dem Verlag für die bereitgestellten Rezensionsexemplare.

 

2 Gedanken zu „[gelesen] Villain Tales. Band 1 – 4 von Serena Valentino“

  1. Hallo Anja,

    schade, dass es wirklich in dem Muster weiter ging. Ich habe die Reihe ja schon nach Teil 1 beendet, den ich auch nicht wirklich gut fand. Aber naja, der SuB freut sich.

    Liebe Grüße,
    Steffi vom Lesezauber

    1. Hallo Steffi,
      nach dem guten vierten Band frage ich mich naturlich, ob der 5. Teil noch weiter zulegen könnte.
      Viele Grüße
      Anja

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