[gelesen] Feindeshand von Saskia Berwein

Rezensionsexemplar

© Kuneli Verlag

Bringerin des Lichts
Ein Fall für Leitner und Grohmann 6, Abschluss der Reihe
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Saskia Berwein
erschienen November 2022
324 Seiten
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Kuneli-Verlag
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spannend, blutig, fesselnd geschrieben

Achtung: sechster Band! Band eins bis 5 kann man unabhängig voneinander lesen. Die Handlung von Band sechs bezieht sich allerdings schon auf den Vorgänger, daher ist es günstig, diesen zu kennen. Ich hatte allerdings auch eine lange Pause zwischen den Büchern und bin dennoch gut in die Handlung reingekommen.

Auf offener Straße und doch unbeobachtet wird Pascal Arnold eines morgens erschossen. Ein zufälliges Beweismittel gibt den Ermittlern jedoch schnell eine Richtung, wer dahinterstecken könnte: seine Ex-Frau Jennifer Leitner. Die Kriminalpolizistin selbst hat keine Erinnerungen an den verhängnisvollen Morgen und kann sich damit weder entlasten noch wiedergeben, was sie selbst in den vergangenen Stunden getan hat.
Als sie dann durch einen findigen Anwalt aus der Untersuchungshaft kommt, zwar mit Auflagen und unter „Bewachung“, verschwindet Jennifer spurlos. Für die Ermittler ist klar: sie ist geflüchtet, um sich den drohenden Konsequenzen zu entziehen. Aber war es wirklich so oder steckt etwas ganz anderes hinter ihrem Verschwinden?

Zwischen der Veröffentlichung von Band fünf und sechs ist einige Zeit vergangen, daher waren meine Erinnerungen nicht mehr all zu gut, ich bin aber trotzdem schnell wieder in die Handlung reingekommen und beim Lesen kamen dann auch viele Dinge wieder, weil es kleine Hinweise auf Vorausgegangenes gibt. Die wichtigen Zusammenhänge fließen in die Geschichte mit ein, so dass ich schon denke, man wird sich zurechtfinden. Es macht aber durchaus Sinn, die anderen Bücher, besonders den direkten Vorgänger „Zornesbrand“ zu kennen, damit man ein Gefühl für die Figuren und die Handlungselemente hat.

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, weil ich die Bücher bisher alle mochte und ich wurde nicht enttäuscht. Der Schreibstil von Autorin Saskia Berwein ist wieder fesselnd und mitnehmend. Für mich war die Spannung von Beginn an hoch, da man direkt mit dem Mord einsteigt und sich dann das Netz um die Kriminalpolizistin schnell zuzieht. Es tauchen zahlreiche Fragen auf, man möchte wissen, wie alles zusammenhängt, ob das wirklich sein kann, dass Jennifer dahintersteckt und so weiter. Es gibt definitiv Punkte, die dafür sprechen, es gibt aber auch genug, die eigentlich nicht zu passen scheinen.
Ob Jennifer Leitner es war oder nicht, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht. Für die Lesenden wird dieser Fakt im Buch allerdings recht schnell offenbart, dennoch mangelte es danach nicht an Spannung – im Gegenteil. Obwohl man wusste, wer hinter dem Mord steckt, habe ich mitgefiebert und mit den Charakteren gebangt. Auch an Grausamkeiten wird nicht gespart. Es gibt einige detailreiche, blutige Passagen, in denen der Schmerz klar im Fokus steht. Ich empfand es nicht als zu extrem -was ja aber ein sehr individuelles Empfinden ist-, aber es ist schon ziemlich heftig und mein Kopfkino wurde durch die anschaulichen Beschreibungen sehr angetrieben. Die Foltermethoden sind unterschiedlich und werden im Verlauf der Geschichte in ihrer Intensität gesteigert. Auch die Art, wie sie angewandt werden, variiert. Die offenbarten Abgründe der menschlichen Seele sind immer wieder erschreckend, ich fand es aber auch authentisch dargestellt, wie perfide da vorgegangen und geplant wurde.

Neben Kriminalpolizistin Jennifer Leitner spielt auch Staatsanwalt Oliver Grohmann wieder eine große Rolle innerhalb der Handlung. Beide Charaktere kennt man bereits aus den anderen Bänden, in denen sie gemeinsam Fälle gelöst und dabei auch eine persönliche Bindung zueinander entwickelt haben. Die Ausgangssituation ist hier nun natürlich eine andere, da Jennifer nicht die leitende Ermittlerin, sondern die Verdächtige ist. Ihre Position im Buch ist damit eine ganz andere, die Atmosphäre deutlich anders als in den anderen Bänden, aber ich mochte das sehr. Es liegt eine Anspannung in der Luft, die einen fesselt und durchs Buch zieht.
Gut gefallen hat mir auch, dass man noch mehr persönliche Einblicke bekommt und da Zusammenhänge und Verstrickungen offenbart werden, die auch schon Berührungspunkte zu anderen Aspekten in der Reihe hatten. So lernt man Jennifer noch intensiver kennen und erhält ein noch komplexeres Bild zur Protagonistin. Auch ihre Verbindung zu Oliver rückt immer wieder in den Fokus und wird auf verschiedene Weise aufgearbeitet.
Es schwingt viel Leid in der Geschichte mit, auch viel persönliches Leid, das aus unterschiedlichen Gründen entsteht bzw- entstanden ist – teilweise sehr aktuell, teilweise hat es auch seine Wurzeln weit in der Vergangenheit. Mir gingen einige dieser Passagen stark unter die Haut. Ich möchte hier aber nicht spoilern.
Neben den Passagen, in denen man bei Jennifer und Oliver ist, gibt es auch Kapitel, in denen man die Kollegen der beiden begleitet. So erhält man dann auch ein wenig Einblick in die laufenden Ermittlungen, die allerdings von einem anderen Revier geführt werden. Trotzdem forschen auch Jennifers Kollegen und Olivers Tochter nach und begeben sich damit teilweise selbst in Gefahr. Die Perspektivwechsel erhöhen das Tempo in der Geschichte zusätzlich und bringen eine schöne Dynamik in die Handlung. Es gibt einen guten Überblick über die parallel laufenden Geschehnisse, in denen ein unterschiedlicher Unterton mitschwingt. Wenn man bei Jennifer und Oliver ist, ist es eher düster und geprägt von Grausamkeit und Leid. Ist man bei den anderen, ist es eine ganz andere Art von Spannung, weil man neugierig ist, wie sie vorgehen, was sie herausfinden, wann sie jemandem auf die Spur kommen und Hinweise finden und ob das alles noch rechtzeitig geschieht.

Fazit

Dieser Thriller von Saskia Berwein ist ganz anders angelegt, als die vorherigen Bücher, weil sie Ausgangssituation eine völlig andere ist. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb war es wieder sehr fesselnd, spannend und mitnehmend. Die anschaulich beschriebenen blutigen und grausamen Passagen machen ein düsteres Kopfkino, das sicher nicht für jeden etwas ist. Ich mochte die Dynamik und das Tempo in der Geschichte sehr gern. Ich fühlte mich von Beginn an mitgenommen und habe mit den Figuren mitgefiebert.
Es ist definitiv schade, dass die Reihe mit diesem Band endet, aber ich freue mich auch auf neue Projekte der Autorin und bin gespannt, was es als nächstes zu lesen geben wird.

Ich danke der Autorin und dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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