[gehört] Ein neuer Himmel von Margit Steinborn

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Ein neuer Himmel
Eine neue Hoffnung 1
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Margit Steinborn
gesprochen von: Yara Blümel
erschienen Mai 2021
721 Minuten, ungekürzte Lesung
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einfühlsam erzählt trotz der Schrecken des Zweiten Weltkrieges

Deutschland 1933: Die Lage für die Juden im Land spitzt sich Stück für Stück weiter zu. Hannah Rosenberg verliert ihre Anstellung als Lehrerin und versucht, an einem neuen Ort Fuß zu fassen. Mit im Reisegepäck die Hoffnung, dass sie auf dem Land etwas unentdeckter und unbehelligter Leben kann, als in den großen Städten. Doch für die Jüdin und ihre kleine Tochter stehen keine einfachen Jahre bevor und so gut die Gemeinschaft auf dem Sandnerhof auch zusammenhält, irgendwann geht es nicht mehr so weiter. Für Hannah und Melina beginnt erneut die Reise ins Ungewisse.
Eine Geschichte, die die Zeit vor, während und nach dem Krieg umfasst, die nachdenklich stimmt, aufwühlt und berührt, erschüttert, obwohl man vom Krieg natürlich weiß, die aber auch zeigt, wie wertvoll und mächtig Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe sein können.

Die Geschichte beinhaltet größtenteils fiktive Figuren, es wird aber genug Menschen geben, die in den Erlebnissen von Hannah, Melina und all den anderen Parallel zur eigenen Familiengeschichte oder zu Erzählungen von Bekannten oder zu anderen Zeitzeugenberichten finden werden. Man konnte sich beim Zuhören gut vorstellen, dass all das wirklich so oder eben so ähnlich passiert sein könnte, was die gesamte Geschichte noch bedrückender machte, als sie allein durch das Thema ohnehin schon war. Man steuert auf den zweiten Weltkrieg zu, die Zeiten verschlimmern und verschlechtern sich an so vielen verschiedenen Stellen, Menschen werden vertrieben, in Lager gesperrt, menschenunwürdig behandelt oder gar getötet. Als der Krieg dann ausbricht, wird es an noch mehr Fronten einfach furchtbar, unzählige Familien sind auf ganz verschiedene Weise vom Weltgeschehen betroffen. Und auch die Jahre nach dem Ende des Krieges sind geprägt von den furchtbaren Geschehnissen, von den Verlusten, Ängsten und stillen Hoffnungen, ob Verschollene oder Gefangene doch noch mal wieder auftauchen. Insgesamt eben einfach eine sehr berührende, bedrückende, ernste Thematik, die so viele Abgründe aufzeigt und auch wenn man meinen mag, das ist ja alles schon viele Jahre her, so gibt es eben auch immer wieder Parallelen zum aktuellen Weltgeschehen, zu Gesinnungen und Einstellungen, zu Ungerechtigkeiten und menschenverachtendem Verhalten.

Innerhalb des Buches gibt es viele Perspektivwechsel, wodurch man nicht nur Hannah und Melina begleitet, die versuchen, sich auf dem Sandnerhof ein neues Leben aufzubauen. Sondern auch Einblicke in andere Bereiche bekommt, bei denen einige auf das politische Geschehen Bezug nehmen. Dort gibt es auch Personen, die es wirklich gegeben hat. Reale Ereignisse fließen in die fiktive Handlung mit ein und verknüpfen sich zum Gesamtbild. Und auch einige der Menschen, die auf oder in der Umgebung des Sandnerhofes leben, begleitet man zwischenzeitlich. So ergeben sich umfangreiche Gedankengänge und Eindrücke der unterschiedlichen Emotionen, die von den Erlebnissen und Entwicklungen rundherum geprägt sind. Dadurch werden auch die Charaktere greifbarer. Trotz all der Wechsel zwischen den Personen und den Zeitsprüngen fühlte ich mich von der Sprecherin gut mitgenommen und durch die Handlung geführt. Angaben zu Ort und Zeit zu Beginn der Kapitel helfen zusätzlich bei der Orientierung innerhalb der Handlung.
Viele der Ereignisse und Geschehnisse sind erwartbar, zum einen natürlich aufgrund der geschichtlichen Aspekte, die nicht neu sind, aber auch darüber hinaus gab es Elemente, die vorhersehbar gewesen sind. Dennoch empfand ich das Buch als gut aufgebaut. Es gab viele berührende und bewegende Momente und neben all den Schrecken und dem Grauen gab es auch Raum für positive Gefühle, Zuversicht und Zusammenhalt. Einige der Zeitsprünge im letzten Abschnitt der Geschichte waren recht groß, das hat mich zunächst irritiert, sollte aber vermutlich auch einfach aufzeigen, wie viel Zeit manchmal vergehen musste, bis Familienmitglieder sich wiederfanden oder erfahren haben, was mit Menschen geschehen ist, die in den Krieg mussten oder weggesperrt wurden.
Für mich war die Geschichte nicht unbedingt geprägt von Spannung, die darauf abzielt, dass etwas Überraschendes passiert, sondern eher von Anspannung und dem Grauen, das in dieser Zeit einfach geschehen ist. Ich wollte schon wissen, wie es für Hannah und Melina weitergeht, wer ihnen nachhaltig wohlgesonnen ist, wer ihnen helfen kann, was auf ihrem Weg passiert, welche Hürden sie meistern müssen. Für mich war es aber eben keine Sogwirkung im eigentlichen Sinne, ausgelöst von Faszination oder ähnlichem.

Fazit

Auf eine einfühlsam Art erzählt Autorin Margit Steinborn die oft bedrückende Geschichte von Jüdin Hannah Rosenberg und ihrer kleinen Tochter Melina. Trotz all der Schrecken, grausamen Taten und Ereignisse, trotz all der Verluste, Ängste und verachtenswerten Erlebnisse in der Welt gibt es in der Geschichte auch immer wieder Raum für kleine positive Momente, für die Kraft der Liebe und Freundschaft, für Zusammenhalt und Zuversicht. Auch wenn nicht alle, die vom zweiten Weltkrieg betroffen waren, diese gesamte Gefühlspalette durchlebt haben werden, empfand ich es für die Geschichte als gut gewählt, damit nicht nur Trauer und Verlust im Fokus stehen.


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