[gelesen] In unserem Universum sind wir unendlich von Sarah Sprinz

Rezensionsexemplar

© Thienemann

In unserem Universum sind wir unendlich

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Sarah Sprinz
erschienen im Juli 2022
432 Seiten
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Thienemann-Esslinger

Was für eine emotionale Reise!

Bei einem Praktikum im Krankenhaus lernt Ansel den gleichaltrigen Emil kennen und lieben. Doch Emil ist todkrank. Niemand weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt…

Die Geschichte ist unglaublich emotional. Obwohl das Ende vorhersehbar ist, hat mich vor allem der letzte Teil des Buches extrem berührt und für einen hohen Taschentuchverbrauch gesorgt.

Ansel macht ein Praktikum im Krankenhaus, nachdem es mit dem Medizinstudium im ersten Anlauf nicht geklappt hat. Einen anderen Beruf gibt es für ihn nicht und so geht er auch im Patientenkontakt total auf, auch wenn ihm so manche Schwester das Leben schwer macht. Sein medizinisches und pflegerisches Wissen (manchmal habe ich mich allerdings gefragt, woher all dieses Wissen nach nur ein paar Wochen Praktikum kommt) sind Fluch und Segen zugleich: Zwar hilft es ihm, in schwierigen Situationen optimal auf Emil einzugehen, diesen zu unterstützen und zu beruhigen. Gleichzeitig nimmt er aber auch alle (körperlichen) Veränderungen war, was seine ohnehin vorhandenen Sorgen um Emil nicht schmälert.

Die Schule war für Ansel oft nicht leicht. Er musste viele gemeine Kommentare über sich ergehen lassen, war aber zu ängstlich, sich zu wehren. Auch das Verhältnis zu seinen Eltern ist recht verkrampft und er hat nicht das Gefühl, sich ihnen anvertrauen zu können. Die Beziehung zu Emil ist neu für ihn, stärkt aber auch sein Selbstbewusstsein.

Emil ist das völlige Gegenteil von Ansel.
Er ist sehr selbstbewusst, schlagfertig und weltoffen. Er wächst privilegiert auf und ergattert einen begehrten Studienplatz. Doch das alles hilft ihm bei seiner Diagnose nicht: Emil ist unheilbar krank. Ihm bleiben noch ein paar Wochen, vielleicht Monate. Der Tod ist sein ständiger Begleiter. Sein Körper erinnert ihn in regelmäßigen Abständen in Form von Schmerzen oder Anfällen daran.
Dennoch genießt Emil das Leben. Er will das Beste aus der Zeit machen, die ihm noch bleibt. Oft gibt er sich unbesorgt, lebendig und fröhlich. Dass es aber auch in ihm brodelt und ihn stetig Ängste und Sorgen heimsuchen, bricht immer wieder hervor.

Ich verfüge über kein medizinisches Wissen, habe der Autorin aber jedes Wort über die Krankheit und ihren Verlauf geglaubt, da es sehr nachvollziehbar und anschaulich beschrieben ist. Emil geht es schlecht. Er hat mal richtig miese Tage und mal bessere, wobei die schleichende Verschlechterung stetig spürbar bleibt und seine körperliche Grenzen aufgezeigt werden.

Die Geschichte der beiden ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Die schüchterne erste Begegnung im Krankenhaus, das folgende Kennenlernen mit Herzklopfen, der abenteuerliche, aber durchaus auch riskante Roadtrip. Und immer die Gewissheit dabei, dass jeder Tag der letzte sein könnte. Während Ansel dabei oft hadert und besorgt ist, ermuntert Emil ihn, die gemeinsame Zeit zu genießen und positiv in die Zukunft zu schauen.
Ich fand beide Charaktere toll ausgearbeitet – mit allen Ängsten, Sorgen und Hoffnungen. Die Story ist oft schonungslos, ehrlich, traurig, bedrückend, aber eben doch durchweg mit einem positiven Unterton – nicht zu schauen, wie wenig Zeit die beiden miteinander hatten, sondern wie besonders jeder einzelne Moment war, der nie vergessen werden wird.

Fazit

Der Klappentext versprach eine emotionale Reise – und auf diese hat mich das Buch auch mitgenommen. Obwohl ich wusste, was mich am Ende erwartet, hat es mir dennoch das Herz gebrochen. Die Tränen flossen seitenlang, da mich sowohl der intensive Schreibstil, als auch das Schicksal der sympathischen, facettenreichen Hauptfiguren total gepackt hatte.
Manchmal war es mir ein wenig zu viel Alltag, zu viele Kleinigkeiten. Andererseits ist es ja genau das, was die gemeinsame Zeit der beiden ausgemacht hat: Jeden kleinen Moment mitzunehmen, zu genießen und zu bewahren.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

 

9 Gedanken zu „[gelesen] In unserem Universum sind wir unendlich von Sarah Sprinz“

  1. Hallo Anja,

    deine Rezension klingt genauso toll, wie du es in der Statistik angekündigt hast 🙂 Das Buch wird auf jeden Fall mal auf die WuLi wandern 🙂 Danke für den Tipp.

    Liebe Grüße,
    Steffi vom Lesezauber

  2. Halo liebe Anja 🙂

    Das Buch sieht man aktuell wirklich überall – für mich ist es glaube ich aber nicht das Richtige. Um emotionale Geschichten mache ich doch eher einen Bogen, auch wenn ich deine Rezension zum Buch richtig gerne gelesen habe 😉 Sieht ganz danach aus, als hättest du ein Highlight für dich gefunden <3

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      das Buch war definitiv ein emotionales Highlight. Ich liebe es ja, wenn Bücher mich so mitnehmen können, dass für Lachen oder Traurigkeit die Tränen fließen. Wichtig ist nur, dass die Emotionen echt rüberkommen – und das war hier der Fall.
      Viele Grüße
      Anja

  3. Schönen guten Morgen!

    Das klingt wirklich nach einem besonders bewegenden Buch <3
    Leider jetzt nicht unbedingt was für mich… ich hab in diesem Jahr eh einige Bücher gelesen, die vom Thema her ernster waren und mir näher gegangen sind, als ich dachte und ich hab gemerkt: das muss ich nicht haben. Sie sind toll, auf jeden Fall, aber ich brauch beim Lesen einfach was anderes zum ablenken 🙂

    Danke für die Einblicke!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Aleshanee,

      das kann ich gut verstehen. Viele Bücher dieses Kalibers hintereinander könnte ich auch nichts lesen. Oft kommt es ja auch darauf an, welchem Bezug man zum Thema hat bzw. welche eigenen Erfahrungen mit bestimmten Themen verknüpft sind.
      Da ich beim Lesen auch in erster Linie abschalten möchte, lese ich zum Beispiel nicht gern Erfahrungsberichte.
      Viele Grüße
      Anja

      1. Erfahrungsberichte oder Tatsachenromane mit Krankheiten oder ähnlichen Themen mag ich auch gar nicht, das belastet mich zusehr und weckt immer ungute Gefühle. Das muss ich nicht haben. Ich bin da auch sehr vorsichtig was ich auswähle. Manchmal ist aber schon eins dabei, aber eben in fiktiverer Form, das geht dann eher. Wobei ich da auch immer wieder etwas erwische, was doch sehr bedrückend ist. Aber das ist eben selten und soll es auch bleiben.

  4. Hallo liebe Anja,

    man spürt in deiner Rezension richtig, wie sehr dir die Geschichte gefallen hat. Wie schön, dass dich die Emotionen so mitreißen konnten. Ich wusste schon bei der Vorstellung, dass die Geschichte aktuell leider nichts für mich ist und auch durch deine Rezension, weiß ich, dass ich dafür momentan nicht bereit bin.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      ich kann gut verstehen, dass das ein Thema ist, dass man nicht jederzeit einfach so lesen kann.
      Vielleicht gibt es irgendwann einen passenden Zeitpunkt für dich.
      Viele Grüße
      Anja

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