[gelesen] Lovely Hateful Christmas von Christelle Zaurrini

Rezensionsexemplar

© Carlsen
Lovely Hateful Christmas

Christelle Zaurrini
erschienen im November 2021
286 Seiten
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Carlsen/ Impress

Weihnachten mit Grinch

Juna liebt Weihnachten. Deswegen arbeitet sie auch seit einiger Zeit im Weihnachtsdorf in Rovaniemi. Ihr neuer Mitbewohner droht ihr die gemütliche Vorweihnachtsstimmung allerdings zu vermiesen: Denn Levi hasst Weihnachten. Und das Elf-Sein. Aber Juna wird nicht müde, ihm die Vorzüge des Ortes und des Festes zu zeigen. Je näher die zwei sich kommen, desto mehr erfährt Juna auch darüber, warum Levi mit dem Fest der Liebe nichts anfangen kann…

Die Geschichte hat mich vor allem aufgrund des Handlungsortes angesprochen. Und diesbezüglich wurde ich absolut nicht enttäuscht: Die Naturbeschreibungen des verschneiten Finnlands, die düstern Tage und beeindruckenden Nordlichter werden unglaublich schön dargestellt und wecken definitiv Fernweh. Christelle Zaurrini gelingt es, sogar Schnee als etwas Schönes darzustellen (… ich mag Schnee trotzdem nicht…).
Vom Weihnachtsdorf hätte ich mir vielleicht hier und da noch ein paar mehr Einblicke gewünscht, das wuselige Weihnachtselfenleben wird aber definitiv verdeutlicht, strahlende Kinderaugen inklusive.

Im Gegensatz zum Setting konnte mich die Handlung nicht hundertprozentig überzeugen.

Juna ist sehr herzlich und hilfsbereit. Sie liebt den Schnee und das Weihnachtsfest und geht in ihrer Aufgabe völlig auf. Dass ihr neuer Mitbewohner mit dem Fest nichts anfangen kann, wertet sie beinahe als persönlichen Angriff und versucht ihr Bestes, ihm die schönen Seiten des Jobs und der Region aufzuzeigen. Nicht gefallen hat mir allerdings, wie sie immer wieder in seine Privatsphäre eindringt. An einer Stelle heißt es mal, sie hätte Psychologin werden sollen… Sie ist aber keine! Dafür lehnt sie sich sehr weit aus dem Fenster und treibt Levi in Situationen, deren Konsequenzen Juna gar nicht absehen kann. Schließlich weiß sie nicht, was Levi wiederfahren ist. Zwar bleibt das ganz große Drama in der Geschichte aus, dennoch fand ich ihr Vordringen und Drängen an einigen Stellen sehr unangebracht und durchaus gefährlich.

Für Levi ist das Weihnachtsfest nicht mit positiven Erinnerungen verknüpft. Dementsprechend ist er wenig begeistert, ausgerechnet im Weihnachtsdorf zu stranden und dann auch noch mit einer so enthusiastischen Elfe zusammenzuwohnen.
Levi ist nicht grundsätzlich unfreundlich. Im Gegenteil, er ist aufmerksam und versucht sogar, Juna entgegen seiner persönlichen Einstellung entgegen zu kommen. Dennoch konnte ich sein  abweisendes Verhalten auch nachvollziehen. Was auch daran liegt, dass sehr, sehr früh dank vieler Andeutungen zumindest im Groben klar ist, was ihm passiert ist. Hier wiederum hat mich gestört, dass es eben an so vielen Stellen schon angekündigt wurde, es aber letztlich sehr lange dauert, bis Levi es dann auch tatsächlich schildert. Überraschungen gab es an dieser Stelle dementsprechend keine. Dennoch konnte mich seine Geschichte in verschiedenen Szenen berühren und hat mir mehrfach Tränen in die Augen getrieben.
Auch die Annährung der beiden, mit all ihren Unsicherheiten, hat mir grundsätzlich gut gefallen.

Die Handlung wird abwechselnd aus den Ich-Perspektiven von Levi und Juna geschildert. Während ich bei den Landschaftsdarstellungen die anschaulichen Beschreibungen toll fand, hat mich die blumige Sprache, wenn die beiden über sich oder einander nachdenken, allerdings manchmal gestört. Es gibt sehr viele bildhafte Vergleiche. Und das in beiden Perspektiven. Was schade war, weil sich die zwei so gegensätzlichen Figuren vom Erzählstil einfach gar nicht unterschieden – außer dass Luna für die Kälte und alles Weihnachtliche halt positivere Beschreibungen findet.

Fazit

Eine Geschichte, die schon allein aufgrund des Handlungsortes absolut auf Weihnachten einstimmt. Naturbeschreibungen und Weihnachtsfeeling werden toll beschrieben. An beiden Protagonisten habe ich allerdings etwas auszusetzen: Levi deutet sein Geheimnis so oft an, dass mir die tatsächliche Aufklärung über die Ereignisse etwas spät kommt, man wusste halt eigentlich schon alles. Dennoch bieten gerade seine Erlebnisse sehr emotionale Momente. Juna hingegen ist mir zu aufdringlich. Sie möchte Levi unbedingt die Vorzüge von Weihnachten zeigen, was grundsätzlich nett gedacht ist. Da sie aber seine Geschichte nicht kennt, empfand ich ihr Verhalten nicht immer als angebracht.

 3,75 Möhrchen

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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