Rezensionsexemplar
©Ullstein | Morgen, Klufti wird’s was geben . Volker Klüpfel und Michael Kobr erschienen September 2021 144 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Ullstein . |
Chaos bei Kommissar Kluftinger
Weihnachten steht vor der Tür und das bedeutet auch für Kommissar Kluftinger einige Vorbereitungen, manche davon nervig, andere liebgewonnen. Alles hätte so schön, geordnet und organisiert sein können, wäre nicht seine Frau Erika kurz vor dem heiligen Abend von der Leiter gestürzt. Nun steht der Kommissar allein mit den restlichen Besorgungen und Vorbereitungen und verzapft ein Chaos nach dem anderen. Ruhige, besinnliche Stunden sind stehen da definitiv nicht auf dem Tagesplan.
Ich kenne die anderen Bücher rund um den Kommissar nicht, so bin ich unvoreingenommen an die Geschichte gegangen und kann auch nicht vergleichen, ob er sich in der Weihnachtsgeschichte anders verhält, als in den „regulären“ Kriminalromanen. Wenn er allerdings seine Fälle genauso chaotisch, unorganisiert und gefährlich-kreativ löst, wie er das anstehende Problem mit der alleinigen Bewältigung der Weihnachtsvorbereitungen angeht, dann sehe ich für seine berufliche Laufbahn eher schwarz. Als gestandener Kommissar, der sonst schwierige, komplizierte Fälle löst, wie er auch selbst sagt, hätte ich doch erwartet, dass er auch bei Alltagsherausforderungen etwas cleverer ist. Er wirkte auf mich zwischendurch wirklich extrem tollpatschig und wesentlich unstrukturierter, als er es in seinem Beruf sein sollte- auch wenn sein Beruf an sich hier keine ganz direkte Rolle spielt, da es keine Ermittlungen gibt.
In 24 Kapiteln kann man den Protagonisten dabei begleiten, wie er sich immer wieder in neues Chaos stürzt bzw. es selbst produziert und sich dann bemüht, irgendwie einen Weg hinaus zu finden, was ihm meistens eher über Umwege oder mit sehr viel mehr Glück und Fügung gelingt als mit Können und Geschick. Einige dieser Passagen waren ganz witzig, anderes hat einfach meinen persönlichen Humor nicht unbedingt getroffen. Am meisten schmunzeln musste ich über die wilde Kombination aus Deutsch und Englisch, die Kluftinger nutzt, um mit dem japanischen Vater seiner Schwiegertochter zu kommunizieren. Was dabei entsteht, ist zwar irgendwie klischeehaft, hat mir aber dennoch gut gefallen und hat mich immer wieder erheitert. Aus den kreativen Wortschöpfungen und Satzkonstruktionen kann man als Deutschverstehender auf jeden Fall auch entnehmen, was eigentlich gemeint ist. Für jemanden der versuchen muss, das Englische zu verstehen, dürfte es wohl schwierig werden. Kein Wunder dass es dabei dann auch immer wieder zu Missverständnissen kommt. Ebenfalls schön eingeflochten fand ich die Eigenarten der Sprechweise aus dem Allgäu, der Heimat des Kommissars. So wirkte er einfach authentischer und man konnte trotzdem verstehen, was er gesprochen hat, vielleicht auch, weil man es ja geschrieben gesehen hat.
Der Schreibstil des Autorenduos ist flüssig und leichtgängig. Die chaotische Geschichte hat sich schnell lesen lassen und auch wenn man manchmal schon geahnt hat, was wohl als nächste Katastrophe kommen wird, gab es auch einige Stellen, an denen dann noch mal eins oben drauf gesetzt wurde. Mit Kluftinger allein zu Haus wird es definitiv nicht langweilig – auch wenn er gar nicht so lang allein war. Ohne seine Erika ist er in jedem Fall ziemlich aufgeschmissen und greift zu unkonventionellen Methoden, um seine Haut irgendwie zu retten.
Insgesamt eine kurzweilige Geschichte, die für mich statt richtiger Weihnachtsstimmung aber eher Katastrophenstimmung verbreitet hat, denn traditionell weihnachtlich war bei den Kluftingers am Ende nicht mehr viel. Dennoch waren Traditionen und Weihnachtsthemen natürlich erkennbar und integriert, nur teilweise eben neu interpretiert bzw. durch Katastrophe 1-24 ziemlich durcheinander gebracht.
Fazit
Bei Kommissar Kluftinger sollte man besser zu Weihnachten nicht vorbei schauen, wenn er sich allein um die Verbreitungen kümmern muss. Sonst stolpert man von einer Katastrophe in die nächste und ist umgeben von grenzenlosem Chaos. Ein kurzweiliges Buch das mich zwischendurch zum Schmunzeln gebracht hat, aber vor allem durch die witzigen Wortschöpfungen und den Deutsch-Englisch-Mix, den der Protagonist aus Mangel an Sprachkenntnissen nutzen muss, und nicht unbedingt aufgrund der hausgemachten, teilweise fast etwas überzogenen Katastrophen. Wäre der Protagonist nicht Kommissar, von dem man etwas mehr Planungsgeschick und Umsicht erwarten würde, wäre es vielleicht aber auch etwas anderes gewesen.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.