[gelesen] Glamour Girl 1. Wer liebt, verliert von Evelyn Uebach

©Oetinger
Wer liebt, verliert

Glamour Girl 1
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Autorin: Evelyn Uebach
erschienen September 2018
446 Seiten
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Oetinger
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vielseitiger, als erwartet; sehr spannend

Vicky hat sich bisher immer von den Glamourgesellschaften ferngehalten. Sie steht nicht hinter deren Lebensphilosophie, hält nicht viel von der Partygesellschaft, die mehr Wert auf Optik und eine gute Feier legt, als auf die Dinge, die ihr selbst wichtig sind. Doch dann gibt es einen Auslöser, der sie dazu bringt, doch ein Teil der Glamourgesellschaft von Robin Dorville zu werden. Und nicht nur das, sie kandidiert sogar dafür, seine Erstharmonie zu werden. Dabei muss sie stets aufpassen, nicht aufzufliegen und sich ihrer Tarnung entsprechend zu verhalten – gar nicht so einfach, wenn man eine Externe ist, aus dem Nichts auftaucht und damit das Interesse von allen weckt und zusätzlich noch widersprüchliche Gefühle in einem toben und man nach und nach Sachen erfährt, die für einen selbst alles verändern.

Am Ende des Buches war ich sehr froh, dass der zweite Band auch schon erschienen ist und ich einfach weiter lesen kann. Ich bin mit tausend Fragen aus dem ersten Buch gegangen, es war richtig spannend und all die Verstrickungen und Intrigen waren deutlich komplexer, als ich es zunächst erwartet hatte. Die Geschichte hatte definitiv mehr zu bieten, als ich dachte, ich wurde immer wieder überrascht durch die Wendungen, Offenbarungen rund um die Vorgeschichte zu einigen Figuren, Komplizen, Motivationen und die Geheimnisse.
Die Dynamik zwischen den Figuren empfand ich ebenfalls als sehr gelungen. Durch den Beitritt von Vicky in die Glamourgesellschaft prallen unterschiedliche Welten und Einstellungen aufeinander, das spürt man immer wieder an unterschiedlichen Stellen. Vicky hatte sich im Vorfeld mit den Regeln, Gesetzen und Eigenarten der Gesellschaft auch nicht besonders gut auseinander gesetzt. So erlebt der Leser mit ihr zusammen, was es heißt, teil der Saya Nord zu sein. Doch nicht nur diese unterschiedlichen Einstellungen und Erwartungen sorgen für interessante Gespräche, auch die Charaktereigenschaften der Protagonisten bringen den einen oder anderen Schlagabtausch und ein Spiel mit dem Feuer mit sich. Robin und Vicky nutzen sich gegenseitig für verschiedene Aktionen und Gefallen, immer mit einer Gegenleistung, die in Vickys Fall meistens auf Informationen beruht. Obwohl beide Protagonisten vorsichtig sind und sich nicht komplett trauen, spürt man irgendwann auch, dass es da trotzdem eine gewisse Anziehung gibt, die es ihnen nicht immer leicht zu machen scheint, an den ursprünglichen Plänen und Zielen festzuhalten. Dadurch entsteht eine tolle Dynamik und ein toller Lesefluss, es wird immer spannender und turbulenter in der Handlung, auch weil man immer mehr Geheimnisse erfährt, Intrigen aufgedeckt werden und die Figuren Entscheidungen treffen müssen, die weitreichende Folgen haben.

Der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen. Es war von Beginn an mitnehmend und durchweg ereignisreich und spannend gestaltet. Ich fand auch die Idee hinter den Glamourgesellschaften, die unter anderem dem Entfliehen des Leistung- und Erfolgsdrucks dienst, sehr interessant, auch wenn es für mich nichts wäre, in so einer Partygesellschaft zu leben. Einige der Einstellungen und Regeln, zum Beispiel die rund um die Harmonien (Frauen, die der Regent für sich beansprucht die aber auch Teil der Regierungsebene sind), sind schon ziemlich schräg und abgedreht, es sorgt aber definitiv für ein faszinierendes Setting, in dem es immer wieder etwas zu entdecken gibt und für Vicky viele Dinge, über sie man sich wundern und nachdenken kann.
Das Buch liest sich sehr flüssig und es wurden immer wieder neue Fragen aufgeworfen, die mich stets neugierig gemacht haben, weiterlesen zu wollen und zu erfahren, was es mit all diesen Verstrickungen auf sich hat, wer mit wem unter einer Decke steckt, wer noch welches Geheimnis mit sich bringt und wohin das alles am Ende wohl führen wird. Die unterschiedlichen Emotionen der Charaktere spielten im Verlauf der Geschichte auch immer wieder eine große Rolle. Jeder hat so seine eigenen Motivationen, teilweise erfährt man etwas darüber, manchmal kann man auch nur spekulieren. Viele Dinge lassen die Figuren jedoch nicht kalt und es gibt so einiges, worüber sie nachgrübeln und worauf sie reagieren müssen. Nur eines scheint klar zu sein: Wer sein Herz verliert, setzt viel aufs Spiel.

Die Geschichte wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt, wobei Vicky den deutlich größeren Anteil ausmacht. Sie schleust sich als Louelle in die Glamourgesellschaft ein, um ihrer Freundin zu helfen und muss sehr viel über die Lebensweise dort lernen. Immer wieder fällt ihr auf, wie dämlich sie einige Bereiche des Regelwerkes findet und teilt das dem Leser auch sehr ehrlich mit, während sie gegenüber der anderen Mitglieder versucht ihre Maske zu wahren. Aber selbst da sagt sie ab und an, was sie nicht gut findet. Sie ist eine interessante Protagonistin, die mich gut mit durch das Buch genommen hat. Ich mag ihre Herangehensweise an die unterschiedlichen Probleme und Herausforderungen und auch, wie sie sich im Verlauf entwickelt, wie einiges in ihr ins Wanken gerät, sie Dinge überdenkt, recherchiert, Erkenntnisse erlangt und danach neu bewerten muss. Auf ihrem Weg ist sie auch mal unvorsichtig und übermotiviert oder macht Fehler, die Folgen haben und ihr teilweise auch richtig leidtun. Das macht sie für mich authentisch und zeigt, wie viel tiefer die Zeit in der Gesellschaft ihr geht, als sie eigentlich wollte.
In der zweiten Ich-Perspektive begleitet man Clea, die in die Glamourgesellschaft hineingeboren wurde und das Leben auf diese Art und Weise daher kennt. Sie ist eng mit Robin verbunden und duldet andere nur schwer in seiner Gegenwart. Durch die Strukturen der Gesellschaft muss sie es jedoch immer wieder akzeptieren und lässt es sich dann auch nicht nehmen, eifersüchtige Giftpfeile mit ihren Augen zu verteilen – im übertragenen Sinne gemeint. Clea ist mir lange als ziemlich eingebildete Zicke vorgekommen, aber durch ihre Kapitel spürt man irgendwann, dass da auch noch mehr sein muss, nicht nur was ihre Person betrifft, sondern auch so allgemein was die Ziele von Robin angeht und die Dinge, die er verbirgt. Ich bin gespannt, wie es sich im zweiten Band entwickeln wird.
Auch der Regent Robin und einige der anderen Figuren bringen ihre Ecken, Kanten und vor allem auch Geheimnisse mit sich. So entsteht eine facettenreiche Mischung und manchmal weiß man gar nicht so recht, wem man trauen kann und wer was im Schilde führt. Durch einige Überraschungen hat sich das Blatt zusätzlich immer wieder gewendet und die Karten wurden neu gemischt. Ich bin sehr neugierig, was da jetzt noch kommt und wie sich das am Ende alles auflösen wird.

Fazit

Ein toller erster Band, der den Leser in eine etwas schräge, aber auch facettenreiche Gesellschaft mitnimmt, in der es definitiv viel zu entdecken gibt. Durch all die Intrigen, Geheimnisse, Verstrickungen wird es niemals langweilig und ich habe mich stets gefragt, wem man eigentlich vertrauen kann, wer was ehrlich meint und was nur geschauspielert ist. Vermutlich wird es eine Mischung aus beidem sein, denn niemand kann sich immer und dauerhaft verstellen, das schimmert an manchen Stellen auch durch und doch gibt es Entwicklungen, die darauf schließen lassen, dass manchmal vielleicht doch mehr Fake als Wahrheit dabei ist. Das Buch hatte einiges zu bieten und ich war überrascht, wie vielseitig die Geschichte sich entwickelt hat.

2 Gedanken zu „[gelesen] Glamour Girl 1. Wer liebt, verliert von Evelyn Uebach“

  1. Hallo liebe Dana,
    hui, das Buch hatte ich ja so gar nicht auf dem Schirm. Du klingst sehr begeistert.
    Dass die Geschichte immer wieder andere Wendungen nimmt und man nie so genau weiß, wem man trauen kann, sorgt mit Sicherheit für eine Menge Spannung. Von der Figurenbeschreibung her ist mir Vicky gleich sympathisch gewesen. Bei Clea war ich mir dahingegen etwas unsicher. Gerade, wenn sie so eingebildet daherkommt.
    Ich freue mich, dass du so spannende und schöne Lesestunden mit dem Auftakt hattest und hoffe, dass du auch bald weiterlesen kannst.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      ich habe direkt im Anschluss mit dem zweite Band begonnen und bin da jetzt etwa bei 2/3. Da die Reihe schon komplett erschienen ist, war es ja jetzt nicht das Problem die Dilogie gleich komplett zu lesen 😉 Und so hat man alle Verstrickungen noch auf dem Schirm, was definitiv nicht schadet, denn es geht mit Intrigen und Geheimnissen weiter.
      Dass Clea nicht die Sympathieträgerin überhaupt ist, ist vermutlich auch gewollt und ich finde es auch gar nicht so schlimm beim Lesen. Inzwischen weiß man aber auch über sie einiges mehr und dadurch kann sich der Eindruck auch mal verändern.
      Liebe Grüße
      Dana

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