[gelesen] When we dream von Anne Pätzold

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When we dream Love NXT 1 . Anne Pätzold erschienen im April 2020 408 Seiten . hier geht’s zum Verlag → LYX

süße Liebesgeschichte mit tollen Figuren

Ella benötigt nicht viel, um glücklich und entspannt durch den Tag zu kommen. Ein gutes Buch und ihre Zeichenutensilien sind ihre liebsten Begleiter und ermöglichen es ihr, stundenlang aus dem Alltag auszusteigen und sich in anderen Welten zu verlieren. Menschenmassen, Trubel  und zu viel Aufmerksamkeit sind absolut nicht ihr Ding. Durch einen Zufall trifft sie hinter den Kulissen eines Events auf Jae-yong, der sie sofort fasziniert und ihr nicht wieder aus dem Kopf geht. Dabei ahnt Ella jedoch nicht, dass er Mitglied in einer erfolgreichen K-Pop Band ist und die halbe Welt ihn kennt. Als die 19 Jährige das herausfindet, ist die Leichtigkeit und Unbeschwertheit in ihren Gesprächen passé, aber ändert es wirklich etwas an Jae-yong und der Faszination, die er auf sie ausübt?

Eigentlich könnte ich meinen Eindruck vom Buch ganz kurz zusammenfassen: Ich möchte sofort Band zwei lesen und wissen, wie es mit Ella und Jae-yong weitergeht!
Am Endes des ersten Bandes erscheint es mir unmöglich, die Figuren einfach ziehen zu lassen. Zum Glück ist die Reihe schon komplett erschienen und ich kann einfach weiter in ihrer Geschichte versinken, ohne lange warten zu müssen.

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Ella geschildert, wodurch man die Protagonistin sehr intensiv kennenlernt. Wenn sie frei entscheiden könnte, was sie machen möchte, würde ihr Leben wohl manchmal anders aussehen. Allerdings möchte sie die Last ihrer großen Schwester Melanie etwas senken und nach ihrem Studium, das sie langweilt, einen soliden, statt eines kreativen Jobs ergreifen, um für sich und auch für die Familie sorgen zu können, die seit dem Tod ihrer Eltern deutlich dezimiert wurde. Die drei Schwestern bemühen sich, das beste aus ihrer Situation zu machen und zum Zusammenleben etwas beizutragen. Eigene Wünsche und Hoffnungen bleiben dabei manchmal auf der Strecke. Man kann Ellas Gedanken nachvollziehen und gleichzeitig ist es so schade zu erleben, wie wenig sie sich für das begeistert, was sie aus Pflichtbewusstsein tut. Ein paar offener Gespräche würden den Geschwistern sicher gut tun, aber zum Teil scheint jeder gefangen zu sein in seinem eigenen Schmerz, den eigenen Gedanken und dem, was jede glaubt, tun zu müssen, damit alles am laufen bleibt. Geheimnisse machen die Lage nicht einfacher, besonders dann nicht, wenn sie ungewollt aufgedeckt werden. Jae-yong ist so ein Geheimnis.
Der Musiker ist ein sehr interessanter Charakter, durch den man einiges über die koreanische Musikindustrie und die Abläufe dort erfährt. Ich hatte mich vorher mit dieser Thematik nicht beschäftigt und fand es spannend zu erfahren, wie anders es dort abläuft. Abseits der Bühne ist Jae-yong eher ruhig, zurückhaltend und aufmerksam. Er hat eine sehr angenehme, manchmal etwas unsichere Art, was ich sehr mochte. Für ihn ist längst nicht alles selbstverständlich, schon gar nicht wenn es um ehrliche und aufrichtige Kontakte und Freundschaften geht. Dass Ella zunächst nicht ahnte, wer er ist, kam für ihn wie gerufen. Sie wollte nicht mit ihm texten, weil er ein Promi ist, sondern weil er eben Jae ist.
Die Dynamik zwischen den beiden Protagonisten hat mir gut gefallen. Ihre Konversation, die teilweise über Textnachrichten läuft, hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Beide sind manchmal still, unsicher und nachdenklich, aber sie sind auch unglaublich süß zusammen und öffnen sich immer mehr. Eine kleine Portion Sarkasmus, Neckereien, Neugier, ehrliches Interesse, die Leidenschaft für Bücher und kribbelige Schmetterlingbäuche prägen ihre Zweisamkeit. Die Berühmtheit von Jae-yong bringt allerdings immer wieder Hürden mit sich.

Der Schreibstil von Anne Pätzold ist sehr angenehm und gefühlvoll. Durch bildhafte Beschreibungen kann man sich die Figuren und die Situationen lebhaft vorstellen und taucht intensiv in die Geschichte ein. Neben Ella wäre es sicher auch interessant von den anderen Charakteren noch mehr zu erfahren, vor allem am Ende des Bandes, aber auch davor. Ich denke, der eine oder andere hätte selbst auch spannende Gedankengänge und Gefühlsregungen, die uns durch die Ich-Perspektive verborgen bleiben. Mel wirkt oft sehr distanziert, ich schätze allerdings, in ihr sieht es ganz anders aus. Liv ist ein fröhliches Energiebündel, verhält sich manchmal ihren 15 Jahren entsprechend, manchmal ist sie aber auch erwachsener und auch erwachsener, als ihre Schwestern vielleicht vermuten. Und auch die Gedankengänge von Jae wären unglaublich interessant, denn für ihn ist es auch eine alles andere als leichte Situation. Ich hoffe aber darauf, dass man im Verlauf der Reihe noch das eine oder andere über die anderen Figuren erfahren wird, vor allem aufgrund der aufwühlenden Situation, mit der man aus dem  Buch entlassen wird.

Fazit

Ein toller, gefühlvoller Einstieg in die Trilogie, der neugierig auf den weiteren Verlauf macht. Ich mochte die Figuren sehr gern und empfand besonders den Einblick in den K-Pop Bereich als sehr spannend. Ella ist eine sympathische Protagonistin, die gut durch den interessanten Musiker ergänzt wird. Es ist einfach eine total schöne, mitnehmende, süße Geschichte, die sowohl Momente zum Schmunzeln, als auch zum Traurigsein bereithält.