[gelesen] Wahre Helden. Nicht kaputt, nur angeknackst von Nadine Erdmann

©Angelwings Verlag
Wahre Helden. Nicht kaputt, nur angeknackst

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Autorin: Nadine Erdmann
erschienen im September 2018
295 Seiten
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Angelwings Verlag
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das Wunder wahrer Freundschaft – weil man mit Freunden alles schafft

Ist man ein Held, wenn man ganz allein die Welt umrundet hat? Vielleicht. Ist man ein Held, wenn man ein Heilmittel gegen irgendeine fiese Krankheit entwickelt hat? Ziemlich sicher. Ist man ein Held, wenn man im Sport alle Rekorde knackt? Nun darüber lässt sich wohl streiten. Ist man ein Held, wenn man seine eigenen Dämonen besiegt und niemals aufgibt? Ganz sicher!
Man muss nicht immer gleich die ganze Welt aus den Angeln heben, manchmal sind es die Dinge, die im ganz persönlichen Umfeld passieren, die einen genauso oder manchmal vielleicht sogar noch viel mehr zu einem wahren Helden machen.

Svea muss ein Jahr vor ihren Abiturprüfungen umziehen, ihre Schule, Freunde und auch einen Teil ihrer Familie hinter sich lassen. Keine einfache Situation in einer Zeit, in der man ohnehin schon genug Sorgen und Probleme damit hat, sich selbst zu finden und herauszufinden, was man nach der Schule machen möchte.
In der WG ihrer Schwester trifft Svea auf Jona, der das Potenzial hat ein richtig guter Freund zu werden. Und durch einen Zufall stolpert ihnen dann auch noch Nik vor die Füße, der eigentlich lieber sein eigenen Ding machen möchte, sich bald aber der Kraft der Freundschaft ebenfalls nicht mehr entziehen kann, auch wenn niemand hinter seine Geheimnisse kommen darf.

Die Geschichte beginnt an Silvester, einem Tag, an dem viele auf ihre Erlebnisse des letzten Jahres zurückschauen, sich vor Augen führen, was gut gelaufen ist, was besser hätte sein können und sich oft unsinnige Vorsätze für das nächste Jahr machen, die zum Großteil spätestens nach ein paar Wochen im neuen Jahr wieder vergessen sind. Auch für Svea ist es ein Moment, den sie nutzt, um auf die Ereignisse ihres turbulenten, letzten halben Jahres zu Blicken – der Zeit, seitdem sie bei ihrer Schwester ist.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Svea erzählt, die mir sofort sympathisch war. Sie spricht teilweise direkt mit den Lesern und bezieht einen damit noch intensiver in die Handlung mit ein. Ich mochte ihre Art und ihre Einstellungen total gern, sie ist in sich stimmig, aber nicht perfekt, steht zu dem, was sie denkt und fühlt, auch wenn das nicht immer allen in den Kram passt. Svea ist sarkastisch, manchmal sehr grüblerisch, trägt ihr Herz oftmals auf der Zunge, kann gleichzeitig aber auch einfühlsam sein, gut zuhören und ist bedingungslos für ihre Freunde da, auch wenn sie dafür manchmal erst ihre eigenen Gedanken und Emotionen ordnen muss.
Mit ihr in der Wohngemeinschaft wohnt ihre Schwester mit ihrem Freund und Tim mit seinem Freund Jona. Gemeinsam ergeben sie eine abwechslungsreiche und sehr spannende Mischung. Nik begegnet ihnen eher zufällig und wenn er es hätte verhindern können, dann wäre es zu dieser Begegnung wohl auch nie gekommen. Er lebt auf der Straße und möchte so gut es geht unter dem Radar bleiben, bis er volljähirg ist. Auch wenn Svea, Jona und Nik im Vordergrund stehen, so bekommt man von den anderen auch einiges mit und ich mochte sie alle unglaublich gern. Sie sind schon verschieden, haben aber in einigen Punkten sehr ähnliche Werte und Einstellungen.
In der WG steht einander verstehen und füreinander da sein an der Tagesordnung. Was nicht heißt, dass alles man alles gutheißt, was schief läuft. Es gibt auch ernstere Gespräche und den sprichwörtlichen Wink mit dem Zaunpfahl. Insgesamt wird aber mehr Wert auf Unterstützung und Akzeptanz gelegt, als dass sie versuchen einander zu verbiegen und in Schubladen zu pressen, in die sie nicht gehören oder in denen sie sich unwohl fühlen.
Die Geschichten von Jona und Nik sind in unterschiedlicher Intensität geprägt von Düsternis, Zweifeln, gebrochenem Selbstvertrauen, Hass und Gewalt. Dagegen wirken Sveas Sorgen auf den ersten Blick vielleicht weniger schlimm, aber auch sie hat ihre Probleme und ihr Päckchen zu tragen. Und auch sie bekommt mit ihren Gedankengängen den Raum, den diese benötigen, um besprochen und ein wenig leichter gemacht zu werden.
Der Schreibstil von Nadine Erdmann ist sehr angenehm und trotz der Fülle an Schwierigkeiten, Ängsten, Sorgen und bedrückenden Gedanken sehr leichtgängig zu lesen. Ich wurde von Beginn an gut mitgenommen und bin förmlich durch die Handlung gerauscht. Die Figuren machen es einem sehr leicht, sie zu mögen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie alle ein bisschen angeknackst sind. Jeder hat seine Ecken und Kanten, das Leben ist nicht perfekt, aber wenn man hinfällt, dann ist es wichtig wieder aufzustehen und weiter zu machen – immer wieder ein Thema innerhalb der Geschichte. Das Buch ist sowohl witzig, als auch bewegend, nachdenklich stimmend und aufwühlend. Es gab immer wieder Momente, in denen ich mit den Figuren mitgelitten habe, in denen ich sie mal in den Arm nehmen und ihnen versichern wollte, dass sie toll sind, wie sie sind – aber die Charaktere schaffen das ganz ohne den Leser. Sie bauen sich in ihrer Gemeinschaft gegenseitig wieder auf, lassen niemanden in seinen düsteren Gedanken zurück und stehen immer wieder füreinander ein. Die Themen, die dabei aufkommen, sind alles andere als harmlos und es wird auch immer wieder deutlich, dass es nicht leicht ist mit ihnen umzugehen, dass die Bearbeitung komplex und kompliziert ist und es ihnen teilweise einiges abverlangt. Dass sie trotzdem mit Akzeptanz und Zusammenhalt an die Bewältigung all der Sorgen gehen, zeigt, wie wichtig, erfüllend, wertvoll und bedeutsam echte Freundschaft ist. Auch um die Liebe geht es immer mal wieder, der Fokus liegt jedoch auf anderen Aspekten.

Fazit

Eine wundervolle, tiefgründige, gefühlvolle, vielseitige Geschichte, die mich sowohl zum Lachen, als auch zum Weinen gebracht hat. Die Charaktere sind alle für sich klasse und ergeben eine tolle Mischung aus unterschiedlichen Menschen, mit verschiedenen Sorgen, Problemen und Hoffnungen, die aber alle wissen, wie wichtig wahre Freundschaft und Zusammenhalt ist.

 


2 Gedanken zu „[gelesen] Wahre Helden. Nicht kaputt, nur angeknackst von Nadine Erdmann“

  1. Hallo liebe Dana,

    von diesem Buch und auch von diesem Verlag habe ich bislang noch gar nichts gehört/gelesen. Das, was du über die Geschichte schreibst, hört sich einfach zauberhaft an.

    Freundschaft ist so wichtig. Gerade in Momenten, in denen man sich einsam oder/und verlassen fühlt. Freundschaft kann den Alltag um so viele kleine zauberhafte Facetten bereichern.

    Wahre Helden scheint eine Geschichte zu sein, die so oder so ähnlich auch im wahren Leben hätte stattfinden können. Dass die Charaktere mit Ecken und Kanten daherkommen, macht es umso interessanter. Eine sehr schöne Rezension von dir <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      der Verlag sagte mir vorher auch nichts, mit dem Buch hatte ich mich im letzten Jahr schon mal beschäftigt, nachdem ich die Totenbändiger für mich entdeckt hatte. 🙂 Es war wirklich ein klasse Start ins Lesejahr 2021.
      Du hast so recht, Freundschaft ist einfach unglaublich wichtig und kann einen so sehr prägen, aufbauen, unterstützen usw… deswegen finde ich es auch so schön, dass es Bücher gibt, die sich damit sehr intensiv beschäftigen und nicht nur das Augenmerk auf die Liebe legen, die ohne Frage auch nicht unwichtig ist, aber eben doch einfach noch mal etwas anderes.
      Danke für deine lieben Worte 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

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