©Bastei Lübbe | 5 Tage, die uns bleiben Autorin: Julie Lawson Timmer Sprecherin: Ursula Berlinghof erschienen Mai 2015 Hörbuch, ungekürzte Lesung: 476 Minuten . hier geht’s zum Verlag → Bastei Lübbe . |
traurig, bewegend, nachdenklich stimmend
Mara ist Anwältin und erfolgreich in ihrem Job. Sie hat einen tollen Mann an ihrer Seite und gemeinsam haben sie eine kleine Tochter adoptiert, der sie ein liebevolles zu Hause schenken. Eigentlich könnte alles so perfekt sein, wenn da nicht diese unheilbare Krankheit wäre, die Mara nach und nach zu Grunde richtet. So lange sie noch kann, möchte sie selbst über ihr Leben bestimmen, mit all den Konsequenzen, die das mit sich bringt.
Diese Geschichte ist sehr ernst, traurig, aufwühlend, bewegend, enthält gleichzeitig aber auch unglaublich schöne Momente und viel Glück zwischen all dem Schmerz. Auf jeden Fall keine leichte Kost. Mara und die Entscheidung, die sie trifft, begleitet einen durch das gesamte Buch. Sie möchte sich ihrer Krankheit nicht komplett hingeben und ausliefern. Sie weiß, wohin es sie führt und sie möchte nicht als Vollpflegefall vor sich hin vegetieren und ihre Umgebung kaum noch mitbekommen. Ein Gedanke, den ich sehr gut nachvollziehen und verstehen kann. Trotzdem ist es so unglaublich traurig und bitter. Auch Mara ist hin und her gerissen, immer wieder findet sie Punkte, die dafür sprechen noch ein bisschen zu bleiben und dann kommen wieder Momente, in denen ihr klar wird, dass es das alles nicht einfacher machen wird und sie zweifelt, ob sie bereit dafür ist, dafür zu kämpfen, was sie doch ohnehin nicht mehr bekommen kann.
Parallel zu der Geschichte von Mara begleitet man auch Scott, bei dem ebenfalls große Veränderungen innerhalb der Familie anstehen. Scott und Mara kennen sich zwar nur online, jedoch tauschen sie sich immer wieder über Dinge aus, die sie beschäftigen. Ihre Erkrankung behält Mara allerdings für sich. Scott zu begleiten ist auf eine andere Weise aufwühlend und traurig, jedoch nicht ganz so endgültig und dramatisch, wie bei der Anwältin.
Auch wenn ich mir relativ sicher war, wie der eine Handlungsstrang ausgehen wird, war ich doch immer wieder hin und her gerissen, worauf ich hoffen soll. Man spürt die innere Zerrissenheit der Protagonisten und erlebt sehr intensiv mit, was sie beschäftigt, quält und antreibt. Der Stil der Geschichte war trotz all der Ernsthaftigkeit und Traurigkeit angenehm und besonders geprägt von den unterschiedlichen Emotionen. Die Figuren dürfen wütend sein, sie dürfen zweifeln und verzweifeln, sie dürfen sich freuen, sie dürfen Pläne und Träume haben, sie dürfen leiden, ohne sich dafür zu schämen, sie dürfen aus der Haut fahren und dabei ungerecht sein und obwohl man weiß, das es nicht fair ist, was sie da tun, konnte ich es doch auch immer verstehen. Und obwohl sie so viel „dürfen“, gibt es doch auch so viel, was ihnen einfach verwehrt wird vom Leben, ihrer Gesundheit oder den Menschen in ihrer Umgebung.
Durch den Inhalt werden die verschiedenen Gefühle sehr deutlich und man spürt sie auch immer wieder, teilweise war mir die Sprecherin jedoch etwas zu monoton in der Art, wie sie gelesen hat. Das war nicht dauerhaft der Fall, aber manchmal habe ich die Qual in der Stimme vermisst, die durch die Erlebnisse der Protagonisten eigentlich rüber kommen müsste. Dadurch war es etwas leichter die Distanz zu den Charakteren zu wahren und ich war nicht völlig mitgerissen von all den Emotionen, die in der Geschichte auf die Figuren und damit auch auf den Zuhörer einprasseln. Etwas schade fand ich es aber eigentlich doch, weil die Geschichte aus meiner Sicht eigentlich genau diese Emotionalität verdienen würde.
Fazit
Eine sehr gefühlvolle Geschichte, bei der man sowohl Scott als auch Mara intensiv begleitet und detaillierte Einblicke in ihre Leben bekommt. Manchmal hat man den Eindruck, wenn es bei dem einen aufwärts geht, geht es bei dem anderen bergab, freut sich der eine, ist der andere erschüttert. Und auch wenn die Stränge parallel verlaufen, haben sie nicht so viele Berührungspunkte, dass sich die Ereignisse wirklich bedingen würden. Obwohl die Stimme aus meiner Sicht die Emotionen nicht immer komplett transportieren konnte, hat mich die Handlung erreicht und ich habe mit Mara gemeinsam sehr viel nachgedacht. Erschütternd, traurig, aber auch so nachvollziehbar – keine leichte Kost! Und auch wenn Scotts Weg positiver erscheint, läuft auch bei ihm nicht alles glatt.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.
Hallo liebe Dana,
ich muss sagen, dass ich mich bei deinen Worten gefragt habe, ob ich es nicht vielleicht sogar gut finde, dass die Qual der Protagonisten beim Lesen eben nicht so auf den Leser übergesprungen ist. Ich habe schon das ein oder andere Buch in dieser Richtung gelesen und meistens ging es mir beim Lesen nicht so gut, eben weil ich dieses Leid so gut nachvollziehen konnte. Aber ich weiß natürlich, was du meinst. Wenn man zu so einer Geschichte greift, dann weiß man, worauf man sich einlässt und Emotionslosigkeit ist das Letzte, was man erwartet und auch erwarten sollte. Ich freue mich, dass dir das Buch aber bis auf diesen – doch sehr wichtigen – Kritikpunkt, gut gefallen hat.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
vielleicht wäre es beim Lesen sogar mehr auf mich übergesprungen. Ich habe es ja als Hörbuch gehört, hatte also keinen Einfluss darauf, wie es gelesen wird. Wenn man Texte selbst liest, interpretiert man einiges ja vielleicht anders bzw. leidet manchmal mehr oder weniger, je nachdem, wie es einen erreicht. Aber da die Emotionen in der Stimme manchmal fehlten, blieb es eben auch etwas auf der Strecke. Es ist vielleicht nicht so schlecht, dass nicht alles komplett rüber gekommen ist, die Geschichte ist schon sehr bedrückend. Aber irgendwie möchte ich bei solchen Geschichten dann eben doch auch richtig mitfühlen und „mitleiden“.
Liebe Grüße
Dana