Rezensionsexemplar
©Harper Collins/Lübbe Audio | Belladonna Grant-County-Reihe 1 . Autorin: Karin Slaughter Sprecherin: Nina Petri erschienen April 2020 (Buch bereits 2003) Hörbuch, unkürzte Lesung: 763 Minuten . hier geht’s zum Verlag → Lübbe Audio . |
spannend, aber auch kleine Schwächen
Gerichtsmedizinerin und Kinderärztin Sara Linton findet eine aufgeschlitzte Frau auf der Toilette eines Restaurants. Brutal zugerichtet und ohne die Chance auf eine Rettung. Und was das ganze noch ein bisschen grausamer macht: Sara kennt die junge Frau, die in ihren Armen verblutet. Die gesamte Stadt ist erschüttert und auch die Polizei hat ein persönliches Interesse daran den Fall möglichst schnell aufzuklären, denn das Opfer ist die Schwester einer Mitarbeiterin. Umso tiefer die Beamten in den Fall eintauchen, umso mehr grausame Details kommen ans Licht. Und es geraten weitere Frauen in Gefahr…
Ich bin gut in die Geschichte hinein gekommen. Nachdem man kurz etwas über Sara Linton erfährt, geht es auch schon direkt los mit dem ersten Opfer. In dieser Szene wird nicht an Blut und Brutalität gespart und auch in den nachfolgenden Ermittlungen gibt es immer wieder Momente, die erschütternd und grausam sind. Für schwache Nerven sind diese Details sicherlich nichts, ich empfand es aber nicht als „schlimmer“, als ich es aus anderen Thrillern kenne. Es gibt der Handlung auf jeden Fall gleich eine ziemlich blutige Note.
Der Stil des Buches hat mir gut gefallen. Besonders gelungen empfand ich die Kombination aus dem Kriminalfall und den persönlichen Einblicken in das Leben der Figuren. Ich mag es immer ganz gern, wenn man auch in einem Krimi oder Thriller ein wenig was von den Menschen weiß, die dort ermitteln, untersuchen oder einfach beteiligt sind, besonders bei denen, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Denn ihre Erfahrungen, Erwartungen und Charakterzüge haben ebenfalls Einfluss auf die Entwicklung der Handlung. Bei all den Grausamkeiten, die der Täter seinen Opfern antut, war es manchmal auch einfach eine willkommene Abwechslung ein wenig Abstand davon zu bekommen, ohne zu weit weggeführt zu werden. Auch die Entwicklungen zwischen Jeff und Sara haben mir einfach gut gefallen. Die beiden verbindet schon eine längere Geschichte und es kocht immer wieder hoch. Dabei sind sie nicht immer ehrlich, aber irgendwann wird doch klar, was sie eigentlich wollen und wieso auch wieder nicht. Daher waren die kleinen Episoden, in denen es nicht direkt um den Mordfall ging, für mich trotzdem interessant zu verfolgen und haben einen guten Blick auf zwei der Protagonisten gegeben.
Andere Szenen sind geprägt von Brutalität, Blut, Leid und Qual und machen sehr deutlich, was den Frauen angetan wurde. Es ist immer wieder erschreckend zu was Menschen fähig sind und doch weiß man genau, dass nichts davon aus der Luft gegriffen sein müsste, denn Gewaltverbrechen gibt es ja auch in der Realität mehr als genug. Im Verlauf des Buches werden verschiedene Abgründe offenbart und auch wenn man in einem Thriller natürlich damit rechnet, dass da jemand kranke Fantasien oder eine grenzenlose Mordlust hat, war ich doch wieder erschrocken, was manchen Menschen in den Kopf kommt.
Insgesamt gab es mir zu viele Fachbegriffe, besonders was den medizinischen Bereich anging. Ja, Sara ist Ärztin, man begleitet sie teilweise bei ihrer Arbeit und sie macht zusätzlich auch Atopsien, auch die für diesen Fall relevanten. Dass es da nicht ganz ohne Fachbegriffe zugeht, ist sicher verständlich, einiges ergibt sich ja auch einfach aus der Handlung. Hier hat es aber in einigen Szenen einfach Überhand genommen. Ich bin Krankenschwester, ich habe alles von dem verstanden, was sie im Krankenhaus unternehmen, was sie herausfinden und so weiter, aber für Laien dürfte es an einigen stellen schon etwas schwierig gewesen sein. Noch dazu kommt, dass die größte medizinische Szene fachlich nicht komplett korrekt war. So was nervt mich in Büchern. Wenn man schon so detailliert werden muss, dann sollte es doch bitte auch richtig sein. Für mich hat es in dieser Passage auch etwas von der Spannung genommen, weil ich mich immer fragen musste „was machen die da, warum machen die das, was soll das“… Das ändert nichts daran, dass mir das Buch insgesamt trotzdem ganz gut gefallen hat, es ist aber einer meiner Kritikpunkte, der anderen vielleicht nicht auffällt, mir aber wichtig war zu erwähnen.
Nicht jedes Detail in der Handlung wurde am Ende auch aufgeklärt. Es gab Dinge, die angedeutet, teilweise auch recht deutlich angedeutet wurden, anderes schien etwas unbeantwortet zu bleiben. Ob diese Aspekte in den Folgebänden noch mal aufgegriffen werden, weiß ich nicht, da ich den Fortgang der Reihe nicht kenne. Bei der einen oder anderen Sache würde ich darauf hoffen, damit es nicht so ganz in der Luft hängt. Es sind aus meiner Sicht jetzt keine dramatischen Elemente gewesen, ich bin nur einfach neugierig und hätte es gern gewusst. Bei den persönlichen Entwicklungen der Charaktere bin ich mir relativ sicher, dass diese im Verlauf der Reihe weiter geführt werden, hier wäre es schade gewesen, wenn sich schon alles zu Beginn geklärt hätte. Schließlich sind diese Passagen auch wichtig im Buch und haben für mich einen Rahmen um die Ermittlungen gebildet.
Die Stimme von Nina Petri ist passend für die Geschichte und die teilweise sehr düstere Atmosphäre in dem Thriller. Leider muss ich aber sagen, dass mir besonders die Gesprächspassagen bis zum Ende zu monoton und emotionslos waren. Es gab kurze Szenen, in denen es etwas besser war und die Gefühle der Sprechenden auch transportiert wurde, die meiste Zeit klangen sie jedoch gleich, unabhängig davon ob sie aufgebracht, wütend, enttäuscht oder völlig im Delirium waren. Mit der Zeit hat man sich beim Hören daran gewöhnt und einfach auch nicht mehr erwartet, dass da mehr kommt, schade war es aber dennoch. Zu Beginn empfand ich es auch als nicht so einfach die Charaktere anhand der Stimme auseinander zu halten, auch hier klang vieles einfach sehr ähnlich. Das wurde im Verlauf der Geschichte etwas besser und es ist aus der Handlung an sich auch eigentlich immer ersichtlich, wer sich da gerade äußert.
Fazit
Einige Kritikpunkte habe ich an der Handlung und der Vertonung, aber insgesamt muss ich sagen, hat mir die Geschichte trotzdem gut gefallen. Ich war gespannt, wie es weitergeht, neugierig auf weitere Details und Ermittlungserfolge und auch die Figuren an sich, zumindest die Protagonisten, haben mir gut gefallen. Vom Rest erfährt man nicht so sehr viel. Es würde mich jetzt auf jeden Fall nicht davon abhalten die Reihe weiter zu verfolgen, auch wenn ich nicht mit allem ganz glücklich und einverstanden war.
Es wird blutig und grausam, es ist erschreckend und auch spannend gewesen. Die persönlichen Entwicklungen waren für mich gelungen in die Handlung integriert und so bildete sich doch ein recht stimmiges Bild.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.
Hallo liebe Dana,
ich habe bislang nur ein Buch von der Autorin gelesen. Leider war es damals nicht meins. Lag vielleicht am Genre, vielleicht auch daran, dass ich zufällig zu einem fortgeschrittenen Band der Reihe gegriffen habe ;o)))))) Das was, du über die Gespräche sagst, wäre auch ein Kritikpunkt, der bei mir angeschlagen hätte. Schade, dass sie eher monoton und emotionslos verliefen.
Auch lässt mich der Kritikpunkt bzgl. der Fachbegriffe aufmerken. Ich denke, dass du als Krankenschwester diesen Punkt gut einschätzen kannst.
Ich freue mich, dass du aber trotz der Kritikpunkte dennoch deine Freude mit dem Buch hattest.
Ganz liebe Grüße
Tanja