Rezensionsexemplar
©edition Krimi | Blutrausch Ein Dresden Krimi mit Wolf und König 6 . Autor: Andreas M. Sturm erschienen März 2020 332 Seiten . hier geht’s zum Verlag → edition Krimi . |
spannend bis zum Schluss
Es ist zwar der sechste Krimi mit dem Ermittlerduo Wolf und König, da die Kriminalfälle jedoch alle in sich abgeschlossen sind, kann man die Bücher gut getrennt voneinander betrachten und lesen. Vorwissen ist nicht zwingend erforderlich, die Geschichte der Ermittler geht aber natürlich neben dem Lösen der Verbrechen Stück für Stück weiter.
Karin Wolf und ihr Team haben nicht erst ein Mal einen Verbrecher der übelsten Sorte zur Strecke gebracht. Nun treibt der nächste Mörder sein Unwesen und hinterlässt sein Opfer blutig zugerichtet. Der tote Anwalt hatte selbst einige „Leichen“ im Keller, seine Arbeit stand nämlich nicht immer unter dem Stern der Gerechtigkeit. Die Verdächtigen könnten daher vielfältig sein, denn verärgerte, rachsüchtige Menschen, die mit dem Anwalt zu tun hatten, gibt es wohl so einige. Aber war es wirklich etwas Persönliches gegen das erste Opfer?
Obwohl es kaum Spuren an den Tatorten gibt, gibt es doch ein Detail, das bei der Überführung helfen könnte, sie müssen es nur richtig deuten und die Zusammenhänge finden. Und die Zeit wird immer knapper, denn der Mörder begnügt sich nicht mit einem Opfer.
Ich kenne schon einige der Kriminalfälle, in denen Sandra König und Karin Wolf ermittelt haben und mag die Art, wie die Geschichten erzählt werden, sehr gern. Auch dieses Mal hat mir der Schreibstil wieder gut gefallen. Das Buch ist flüssig zu lesen, fesselnd bis zum Schluss und obwohl man unterschiedliche Stränge verfolgen kann, wird einem nie zu viel verraten, um die Spannung zu nehmen.
Ganz ohne Blut und Beschreibungen von angewandter Gewalt kommt auch dieser Krimi nicht daher, das lässt ja schon der Name vermuten. Ich empfand es jedoch nicht als zu extrem oder zu blutig. Was nicht heißt, dass die Formulierungen nicht trotzdem ein erschreckendes Bild von den Tatorten bzw. den Opfern in den Kopf projizieren. Im Buch nehmen die Passagen, in denen die brutalen Taten im Fokus stehen, einen gewissen Raum ein, der nötig ist, um der Handlung die richtig Atmosphäre zu geben, es wird jedoch aus meiner Sicht nicht übertrieben. Ich fand es gut dosiert, um zu wissen, womit die Ermittler es zu tun haben und was sie an den Tatorten zu sehen bekommen bzw. um zu erleben, wie der Täter vorgeht und was er seinen Opfern antut, je nachdem aus welcher Perspektive man es erlebt.
Der Krimi wird durch einen personalen Erzähler geschildert, was immer wieder einen Einblick in die unterschiedlichen Handlungsstränge ermöglicht. Besonders zu Beginn des Buches gibt es zahlreiche kurze Kapitel, die einen förmlich durch die Handlung fliegen lassen. Man bekommt einen ganz kurzen Blick auf die unterschiedlichen Stränge und erhält damit einen Überblick über die Personen und Probleme, die am Anfang eine Bedeutung haben. Nach und nach werden die Kapitel dann länger und man begleitet sowohl die Ermittler, als auch den Täter und teilweise die Opfer eine Zeit lang. Durch die Perspektivwechsel bleibt die Handlung durchweg dynamisch.
Gut gefallen hat mir, dass auch die Geschichte der Ermittler stetig weiter geht. Dabei stehen nicht nur Karin und Sandra im Mittelpunkt, die ja nicht nur beruflich miteinander verbunden sind, sondern auch die anderen Kollegen Heidi, Jan und Rolf rücken immer wieder in den Fokus, ohne den anderen beiden die Show zu stehlen. So kann man sich die Kommissare alle etwas besser vorstellen und erhält neben den beruflichen Erfolgen oder Misserfolgen auch einen Eindruck von den Charaktereigenschaften, die sie privat ausmachen. Sie sind alle sehr unterschiedlich, jeder hat seine Stärken und Schwächen, die immer wieder eingebracht werden, teilweise zum Fortgang der Ermittlungen führen, teilweise jedoch auch neue Probleme aufwerfen. Auch wenn man natürlich hofft, dass es im realen Leben nicht immer ganz so laufen würde, macht es die Polizisten doch auch irgendwie menschlicher und normaler. Sie sind eben keine Roboter, haben Gefühle, Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen, die sie immer wieder beeinflussen und leiten. Trotz all der persönlichen Einblicke werden die Ermittlungen nie aus dem Blick verloren.
Wer sich in Dresden auskennt, wird sich auch die Schauplätze ganz gut vorstellen können. Der Bezug zur Stadt wird immer wieder hergestellt, Stadtteile und Straßennamen werden in die Handlung mit eingebunden, ohne dabei zu überladen. Ich war schon einige Male in Dresden und habe einige der Ecken erkannt, auch wenn ich nicht jeden Handlungsort persönlich kenne.
Besonders spannend empfand ich auch die Mischung aus den unterschiedlichen Delikten. Als wäre es nicht schon aufwühlend und schrecklich genug einen brutalen Mörder zu jagen, so gibt es noch weitere Entwicklungen, die die Beamten unmöglich ignorieren können, betreffen sie sie doch teilweise persönlich und teilweise den laufenden Fall. So entsteht ein komplexes Konstrukt, in dem es immer wieder neue Hinweis und Zusammenhänge gibt, in dem jedoch auch auch immer wieder neue Fragen aufgeworfen werden. Selbst als man wusste, wer hinter den Morden steckt und was das „Motiv“ ist, wurde es nicht langweilig. Denn durch die Perspektivwechsel wusste man es als Leser schon ein wenig vor den Beamten und es zu wissen, heißt ja noch lange nicht, den Fall abgeschlossen zu haben.
Fazit
Ein fesselnder Krimi, der mich bis zum Schluss mitgenommen hat. Durch die Kombination mehrerer Verbrechen wird die Handlung noch komplexer und vielseitiger. Neben den Aufklärungen der Delikte spielt auch immer wieder die Entwicklung der Beamten eine wichtige Rolle, was das Buch noch spannender und facettenreicher macht. Man wird intensiv mit durch das Geschehen genommen und erlebt die Handlung aus den verschiedenen Perspektiven mit. Ich freue ich schon auf weitere Fälle für Wolf und König.
Ich danke dem Autoren und dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.