©Impress | Zwischen Liebe und Leid . Autorin: Sandra Hörger erschienen August 2017 318 Seiten, eBook . hier gehts zum Verlag → Impress(Carlsen) . |
außergewöhnliches Setting, toller Schreibstil, spannende Entwicklungen
Sunrise ist der ganze Stolz ihrer Familie. Sie kann dafür sorgen, dass es ihnen allen bald besser geht, dass sie der tristen Hoffnungslosigkeit, Armut, der Dunkelheit und dem Gestank in den Sublevels entfliehen und sich etwas Besseres aufbauen können. Sunrise ist eine Hoffnungsträgerin und muss hart arbeiten, um die Erwartungen zu erfüllen. Unermüdlich lernt sie für ihren Abschluss, der ihr den Weg in ein gutes Berufsleben ermöglicht, wodurch viele weitere Türen sich öffnen werden.
Doch dann trifft sie auf Corvin und ihre Welt versinkt im Chaos. Nur wenn sie einen klaren Kopf behält, kann es ihr gelingen, ihre Familie zu retten und ihre Bestimmung zu erfüllen – koste es, was es wolle!
Die Welt, die Sandra Hörger kreiert hat ist erschreckend, aber auch faszinierend! Die Menschen, die es noch von der Erde geschafft haben, leben in Raumstationen mitten im All. Umso weiter man in den Ebenen nach unten geht, umso schwieriger werden die Lebensverhältnisse, die dort herrschen und man kann sich kaum vorstellen, dass es einige Etagen höher so viel Luxus gibt, dass man es gar nicht alles nutzen kann. Im Verlauf des Buches taucht man immer mehr in die Welt ein, bekommt Einblicke in die Hintergründe, Zusammenhänge, die Entwicklungen der verschiedenen Level und die Lebensumstände der Protagonisten.
Besonders intensiv lernt man Sunrise, die meistens nur Rise genannt wird, kennen, denn das Buch ist aus der Ich-Perspektive der Hoffnungsträgerin erzählt. Gleich zu Beginn wird man mitten in ihr Leben geworfen und bekommt ihr Schicksal so schonungslos präsentiert, dass es schon erst mal erschreckend ist. Doch umso mehr man erfährt, umso verständlicher wird es, warum die Familien versuchen, sich so zu helfen, auch wenn es das für Rise selbst nicht besser macht. Im Sublevel gibt es nur wenig Hoffnung und wenig Chancen, man muss also die Gelegenheiten nutzen, die sich einem bieten, auch wenn es Opfer fordert. Rise tut mir unglaublich leid und gleichzeitig bewundere ich sie auch für ihren Mut und ihre Stärke, für ihre Willenskraft und Herangehensweisen. Ihr gesamtes Denken ist geprägt von ihrer Herkunft, von ihren Verpflichtungen, von Erwartungen der anderen. Doch nach und nach bröckelt dieses feste Gedankenwerk. Umso mehr Rise von der Welt um sie herum mitbekommt, umso stärker wird die Entwicklung, die sie selbst durchläuft. Und auch wenn es vielleicht nicht mehr komplett zu dem passt, was eine Hoffnungsträgerin ausmacht, so ist ihre Veränderung absolut nachvollziehbar und verständlich dargestellt. Es ist ein schleichender Prozess, bei dem Schritt für Schritt in Rise etwas passiert.
Der Schreibstil ist angenehm und gleichzeitig außergewöhnlich durch die Integration von Sublevel Slang und Latein. Zu Beginn musste ich mich an die Slang-Ausdrücke ein wenig gewöhnen, aber wenn man den Dreh erst mal raus hat, dann kann man es ganz gut verstehen. Bei Latein wird es da schon schwieriger, aber es wird alles noch mal übersetzt, so dass einem nichts Wesentliches entgeht. Durch die Nutzung dieser verschiedenen „Sprachen“ werden die Unterschiede von Sub- und Oberlevel noch deutlicher dargestellt.
Es wird von Seite zu Seite immer spannender und emotionaler. Rise erlebt eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle, die man als Leser hautnah mit ihr gemeinsam erlebt und durchsteht, denn einige Momente fand ich auch sehr ergreifend, bedrückend oder einfach erschreckend und ich hätte die Protagonistin gern zwischendurch in den Arm genommen. Der Druck, der auf ihr lastet, von verschiedenen Seiten, ist wirklich enorm. Auch Corvin lernt man immer besser kennen und obwohl er und Rise aus so verschiedenen Leben kommen, haben sie einige erstaunliche Gemeinsamkeiten in ihren Wesen und Denkweisen. Allerdings steht der Kontakt zwischen ihnen unter keinem guten Stern.
Intrigen, Machtkämpfe, Anschläge die vertuscht werden, eine unglaublich wichtige Mission, die ansteht und mitten drin sind Rise und Corvin, die irgendwie versuchen müssen, ihr Leben zu meistern und den Anforderungen, die an sie gestellt werden, gerecht zu werden – ein fast aussichtsloses Unterfangen.
Am Ende bleiben noch viele Dinge offen, man wird quasi mitten in der Handlung, kurz vor einem möglichen Wendepunkt zurück gelassen und kann an dieser Stelle unmöglich aufhören zu lesen. Ich bin total gespannt, wie es weitergeht, was noch alles auf Rise und Corvin zukommt, welche Geheimnisse und Intrigen noch ans Licht kommen und was aus der geplanten Mission wird.
Fazit
Ein toller Auftakt, der neugierig macht auf die beiden folgenden Bände. Man taucht in die fremde Welt ein und lernt allerhand über die Protagonisten, die wichtigsten Menschen in ihrer Umgebung, ihre Hoffnungen und Wünsche. Die Welt ist sehr komplex und facettenreich, es gibt so viel zu entdecken und obwohl man schon viel erfahren hat, vermute ich, im zweiten Band noch mehr Dinge zu lesen, mit denen man nicht gerechnet hätte. Die Integration der Sublevel- und Oberlevel-Sprachen machen das Buch noch einmal auf eine andere Weise besonders.