[gelesen] Marthas Widerstand von Kerry Drewery

Marthas Widerstand
Autorin: Kerry Drewery
erschienen März 2017
ISBN: 978-3-8466-0043-6
© one

schockierend und faszinierend zugleich

Martha wird des Mordes beschuldigt. Nachdem sie die Tat gestanden hat, sitzt sie im Todestrakt und wird die folgenden 7 Tagen auf ihre Verurteilung warten. Die Gesellschaft entscheidet über schuldig oder unschuldig.
Doch Martha versucht gar nicht, die Tat von sich zu weisen, denn mit ihrem Geständnis verfolgt sie einen Plan. Sie möchte das Rechtssystem verändern. Kann dem Teenager dies wirklich gelingen?

Das Setting des Buches ist ziemlich erschreckend. Gerichte und Richter gibt es nicht mehr. Beweise werden nicht gesucht. Keine Zeugenaussagen, keine Verhandlung. Stattdessen wird der Beschuldigte sieben Tage im Todestrakt gefangen gehalten. Eine Woche lang haben die Zuschauer Zeit, abzustimmen, ob die Personen sterben soll (=schuldig) oder weiterleben darf (=unschuldig). Dabei kostet jedes Voting Geld und Mehrfachabstimmungen sind möglich. In einer Gesellschaft mit einer starken Kluft zwischen arm und reich wird schnell klar, wer dort eigentlich regiert. Dabei gibt es eine tägliche Fernsehsendung, die über die Angeklagten, den Vorfall sowie die Angehörigen berichtet. Objektive Berichterstattung sieht aber anders aus…

Der Erzählstil des Buches ist ungewöhnlich, hat aber auf jeden Fall seinen Reiz. Es gibt schnelle Wechsel aus verschiedenen Perspektiven. Neben einigen Passagen aus der Ich-Perspektive von Martha gibt es Einblicke in das Geschehen rund um ihre psychologische Betreuerin sowie Berichte über die Fernsehsendung, die über die Gefangenen bis zu ihrer Verurteilung berichtet.
Unterteilt ist das Buch zusätzlich in sieben Abschnitte – die sieben Tage, die Martha in den sieben verschiedenen Zellen verbringt, während ihr Urteil stetig näher kommt.

Während der Gespräche mit ihrer psychologischen Betreuerin sowie in den Stunden, die Martha allein verbringt und über ihr Leben und ihre Vergangenheit nachdenkt, kann der Leser einen Einblick erhalten, was sich am Tattag zugetragen haben könnte. Doch lange bleibt das Bild unvollständig und die Spannung steigt, ob Marthas Plan aufgehen wird.
Wird es für Martha rechtzeitig einen Ausweg geben oder wird sie als erste Minderjährige hingerichtet werden? Martha hofft, mit ihrem Opfer das System zu verändern, doch kann ihr dies in einer Welt, in der Korruption und Ungleichheit vorherrschen, gelingen?

Ich musste mich erst ins Buch einfinden. Da Martha nur wenig von sich preisgibt, ist es zunächst schwer, sie einzuschätzen. Bis zuletzt schildert sie dem Leser nicht alles, was vorgefallen ist. Doch eins ist klar – der Mord ist anders abgelaufen, als er in den Medien dargestellt wird. Und so habe ich spätestens ab der Hälfte des Buches mit Martha mitgefiebert.

Die Geschichte hat spannende und dramatische, aber auch ein paar langwierige Passagen. Gerade die Fernsehshowpassagen empfand ich teilweise als etwas zäh. Zwar ist die ganze Maschinerie, wie das Publikum gesteuert wird, sehr faszinierend, ich hätte aber beispielsweise keine mehrfache Wiederholung des Abstimmungsprozederes benötigt…

Das Ende ist ziemlich dramatisch – aber auch ziemlich ernüchternd. Denn obwohl zum Schluss nahezu alle Details über den Tathergang offenliegen, bleibt doch offen, inwiefern Marthas Aktion Folgen haben wird… Ich hoffe daher zügig auf einen zweiten Band.

Fazit

Schockierende Gesellschaft, ungewöhnlicher Erzählstil. Marthas Widerstand konnte mich schnell packen und ich habe mit dem Schicksal des Teenagers mitgefiebert. Das Ende ist allerdings etwas unbefriedigend, da wichtige Fragen offen bleiben.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

7 Gedanken zu „[gelesen] Marthas Widerstand von Kerry Drewery“

  1. Hey Anja,

    das hört sich nach einem verstörenden und nicht sehr schönen System an, welches dort im Buch aufgegriffen wird. Hoffen wir mal, dass sich das niemals irgendwo in dieser Art und Weise durchsetzen wird. Deine Rezi macht auf alle Fälle neugierig, wobei ich das Buch trotz allem hinten anstellen würde 😉

    Liebe Grüße,
    Ruby

    1. Huhu,
      zumindest bis zur Fortsetzung zu warten, ist vermutlich keine schlechte Idee. Das lange Warten – so viel Zeit, in der man alles wieder vergessen kann – ist bei Reihen immer das schlimmste.
      LG anja

  2. Hallo Anja

    Eine tolle Besprechung von dir. Wenn das Buch anscheinend auch langatmige Passagen, so scheint es trotzdem spannend zu sein. Eventuell landet es auf meiner Wunschliste, die im Moment wegen Überfüllung geschlossen ist :-))))

    Ganz liebe Grüße,
    Gisela

  3. Hallo Anja,

    das klingt ja richtig gut, das Buch habe ich auf jeden Fall noch auf meinem SuB, bzw. auf meinem Reader und ist wohl eins der nächsten Bücher, die ich lesen möchte.

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

    Liebe Grüße
    Silke

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