Blogtour Tag 5 – Das Simpsons Syndrom von Dr. Bettina Balbutis – Krankenhausalltag und mehr

Herzlich willkommen zum abschließenden Tag der Blogtour zu „Das Simpsons Syndrom“ von Dr. Bettina Balbutis. Bereits vier Stationen gab es auf der Tour und falls ihr sie verpasst habt, könnt ihr hier noch einmal nachschauen, über welche interessanten Themen die anderen Blogger berichtet haben:

15.09 Rockmaniacs Bücher Welt

20.09 Schneeflöckchen
25.09 Samys Lesestübchen
30.09 Libromanie
heute: Bambinis Bücherzauber, hier bei uns 😉

Heute geht es um Krankenhausalltag, Erfarhungen und die Tücken, die sich so verbergen, viel Spaß bei dem kleinen Interview und es gibt natürlich auch bei uns ein Buch zu gewinnen!

Jeder von uns war wohl schon einmal beim Arzt. Kleine
Erkältung, fiese Grippe, Magen-Darm-Infekte, Allergien, geprellte oder
verstauchte Knochen und Gelenke. Die möglichen Gründe für einen Arztbesuch sind
vielfältig und oft recht simpel. Doch was macht man, wenn man Krankheiten hat,
über die man nicht sprechen will, über die man nicht sprechen kann oder die
einem gar nicht bewusst sind?! Um solche Erkrankungen geht es im Buch „Das
Simpsons-Syndrom“ – auch für mich als Krankenschwester gab es da noch viele
Überraschungen. Wenn man so von Krankheiten und den Behandlungen liest, dann
bekommt man automatisch auch Informationen zum Krankenhausalltag, den Methoden,
Diagnostik und eben allem, was so dazu gehört. Seid ihr selbst schon mal im
Krankenhaus gewesen? Als Patient oder als Angehöriger? Wie habt ihr es
empfunden? Was hat euch gestört, was war gut? Fragen, die man sich manchmal
nicht bewusst stellt, jedoch für sich selbst beantworten kann.
Wir möchten heute den Krankenhausalltag, mögliche
Vorurteile und Probleme etwas beleuchten und haben Dr. Bettina Balbutis dafür
einige Fragen gestellt.
Kommunikation ist in allen Lebensbereichen ein wichtiges
Thema, natürlich auch im Krankenhaus. Häufig ist das gar nicht so einfach, die
geeigneten Worte an der richtigen Stelle zu finden und dabei geht es nicht
unbedingt nur um die Gespräche mit Angehörigen und Patienten. Auch die
Kommunikation unter Kollegen gestaltet sich häufig schwierig. Im Buch wird das
ab und an auch angedeutet. Gibt es für dich besondere Situationen, an die du
dich erinnerst, in der ein Gespräch so völlig schief gelaufen ist?

In der Psychiatrie passiert das alle Naselang. Ich
erinnere mich an eine Situation, in der Angehörige per Sitzblockade die
Einfahrt des Krankenhauses blockierten, um die Verlegung unseres Patienten in
eine andere Klinik zu verhindern. Da ist im Vorfeld einiges schief gelaufen,
könnte man sagen. Inzwischen kann ich drüber lachen. Aber am betreffenden Tag
haben mir Kollegen ungefragt Süßigkeiten geschenkt, weil ich wohl so elend
aussah.


Der Kunde ist König. Im Krankenhaus ist der Kunde der
Patient und damit… König. Auch in deinen Kurzgeschichten bekommt der Leser ganz
unterschiedliche Charaktere präsentiert. Die einen Patienten sind ganz still
und zurückhaltend, die anderen sehr fordernd und nicht immer freundlich. Wie
gehst du damit um, kann man dabei auf Dauer freundlich bleiben? Weist du den
Patienten nett in seine Schranken oder ignorierst du die „königlichen Allüren“?
Schon bei Medizinstudenten fällt mir auf, wie sehr
Krankenhäuser zu Dienstleistungsorten geworden sind. Die angehenden Mediziner
schleichen um die Patienten herum, trauen sich kaum, nach dem Stuhlgang zu
fragen und entschuldigen sich, wenn sie Patienten abhören. Fatal wird das beim
jungen, übermotivierten Kinderarzt: „Darf ich dich mal abhorchen?“ – „Nö.“ Wie
soll es da weitergehen?

Die Antwort ist: Patienten brauchen Führung. Keine
Bevormundung, sondern einen ruhigen, selbstbewussten und in manchen Situationen
auch autoritären Arzt, der Dinge aufgrund seiner Fachkompetenz entscheidet. Um
auf deine Frage zurückzukommen: Man muss nicht unbedingt „freundlich“ sein.
Sondern verständnisvoll, fair und frei von Vorurteilen. Wenn man diese Haltung
hat, wird man selten angepöbelt. Natürlich kann man auch gelegentlich an einen
Arschloch-Patienten geraten, dem es Spaß macht, einen mit Wikipedia-Wissen
vorzuführen. Da muss man durch. Man muss nicht ständig menscheln. Sondern
Verantwortung übernehmen. Im Zweifelsfall für den eigenen Seelenfrieden – indem
man einen Patienten an Kollegen abgibt.
Das Gesicht hinter dem Papier – der Unterschied zwischen
Akte und Realität und Gespräche über aber nicht mit dem Patienten sind Themen,
die jedem im Krankenhausalltag schon mal begegnet sind. Auch die Visiten in
deinen Geschichten zeigen recht eindrücklich, wie schnell es passieren kann,
dass die Ärzte nur miteinander reden und der Patient die ganzen Fachwörter  nicht versteht. Hast du eine Strategie, um
solche Fälle zu vermeiden? Erinnerst du dich an Fälle, in denen die die Papiere
einen ganz anderen Eindruck vermittelt haben, als der dazugehörige Patient?
Das passiert ständig. Arztbriefe sind ja komplett
defizitär ausgerichtet. Da steht ja zum Beispiel nicht drin: „Der Patient ist
zuvorkommend und hat einen feinen Humor.“ Die Akten sind ein Sammelsurium von
Fehlermeldungen und offenbaren auch die schmutzigsten körperlichen Geheimnisse.
Da kann es leicht passieren, dass man seine Patienten ebenso betrachtet – als
Sache, die es zu reparieren gilt. Patienten spüren das, sie fühlen sich nicht
ernst genommen oder auf ihre Symptome reduziert. Gerade für anspruchsvolle,
„schwierige“ Patienten lohnt sich folgende Technik: Ehe man das Zimmer betritt,
zehn Sekunden Augen zu und sich auf die guten Seiten des Patienten
konzentrieren.
Viele Menschen haben ein völlig falsches Bild vom Beruf
der Krankenschwester und reduzieren die Pflegekräfte auf offensichtliche
Tätigkeiten, die jeder persönlich damit in Verbindung bringt. Aus eigener
Erfahrung weiß ich, dass hinter dem Beruf viel mehr steckt, als das Offensichtliche.
Begegnen dir auch solche vorgefertigten Meinungen zum Beruf des Arztes? Welche
Vorurteile sind dir schon so begegnet und wie gehst du damit um? Klärt man es
immer auf oder lässt man mache Leute auch einfach in ihrem falschen Glauben?
Als erfahrene Krankenschwester kennst du sicher die
Antwort … Jungmediziner haben es schwer, da hagelt es Vorurteile. Das nicht
allein von Seite der Patienten, die einen mitunter als karriere- und geldgeil
abstempeln. Ein guter Teil der Vorurteile kommt nicht von den Patienten,
sondern von anderen Krankenhausmitarbeitern, und nicht selten von Seiten der
Krankenpflege. Als junge Ärztin hat man es im von Frauen dominierten Pflegeteam
oft nicht leicht. Vielleicht spinne ich ja, aber mir kommt es vor, als kommen
die frischgebackenen männlichen Ärzte auf Station besser weg.

Um fair zu bleiben, muss ich sagen, dass mein Berufsstand
mit arroganten Vorurteilen wirklich nicht spart. Anstatt sich Rat beim oft viel
erfahreneren Pflegeteam zu holen, lassen viele Arztkollegen die Autorität
raushängen und kommandieren Krankenhausmitarbeiter herum, die dort schon
gearbeitet haben, als man selbst noch in den Windeln saß. Davon will ich mich
auch nicht ausnehmen. Gerade im zweiten Berufsjahr sind viele von uns
ungenießbar. (Direkt nach der Uni ist man erst mal kleinlaut.)
Medizinisches Personal sind die Schlimmsten Patienten –
sagt man sich zumindest recht häufig. Kannst du da eigene Erfahrungen aus dem
Nähkästchen ausplaudern?
Nicht wenige Krankenhausmitarbeiter kommen krank zur
Arbeit. Sie impfen sich nicht gegen Grippe und pfeifen auf
Vorsorgeuntersuchungen, halten sich nicht an hausärztliche Verordnungen und
nehmen Medikamente, wie es ihnen gerade passt. Sie rauchen und trinken zu viel
Alkohol, essen zu fett und zu salzig. Kurz: Sie verhalten sich genauso wie der
Durchschnittsbürger.

Aber für Krankenhausmitarbeiter gelten andere Regeln,
oder? Ein rauchender Banker? Geschenkt! Ein rauchender Pfleger erntet blöde
Sprüche. Ich will auf keinem Fall nicht dem Rauchen das Wort reden. Sondern
darauf hinweisen, dass medizinisches Personal sich mitunter genauso doof
verhält wie alle anderen auch. Dass sie noch dazu überdurchschnittlich häufig
an psychischen Störungen leiden, Depressionen kriegen, süchtig werden,
ausbrennen, sich suizidieren.

Krankenhausmitarbeiter sind schwierige Patienten, weil
ihr Arbeitsumfeld oft schwierig ist, sie in schrecklichen Dienstschichten
arbeiten und oft nicht angemessen bezahlt werden. Weil sie dem Tod und dem Leid
täglich begegnen und das irgendwie wegstecken müssen. Meine Antwort klingt hier
so ein bisschen nach einem Lobbytext. Aber es ist die Wahrheit und ich sage,
wie es ist.
Im Buch gibt es einige detaillierte Beschreibungen zu
Erkrankungen, Untersuchungen und Ausscheidungen des menschlichen Körpers. Mich
als Krankenschwester stört das beim Lesen zwar nicht, ich könnte mir aber
vorstellen, dass andere Leser es als unangenehm oder sogar eklig empfinden.
Hast du dich ganz bewusst trotzdem für die bildhafte Präsentation solcher Dinge
entschieden?

War da irgendwas eklig? Habe ich gar nicht gemerkt. Was
stach denn heraus? Die Riesenhoden? Der Penisfisch? Hm. Der Augenwurm
vielleicht, da könntest du Recht haben 😉 Um ehrlich zu sein habe ich schon
einiges entschärft. Die erste Fassung war erheblich deftiger …
Krankenhauspersonal stumpft ab, du weißt es selbst. Wer mal bei einem hohen
Schwenkeinlauf den glitschigen Stutzen direkt am Popo festgehalten hat, weiß, was
ich meine.

Obwohl man im Krankenhaus schon recht abgehärtet ist, hat
meistens jeder Etwas, was in ihm Ekelgefühle auslöst und einen an seine Grenzen
bringt. Gibt es bei dir da auch eine Situation, Körperflüssigkeiten oder
Ähnliches, die dich, wenn du könntest, in die Flucht schlagen würden?
Ich habe mal gesehen, wie jemandem ein Auge rausgefallen
ist. Der gute Mann fummelte so dran herum, der Augapfel wurde in der Augenhöhle
immer größer, fiel plötzlich raus und kullerte auf dem Boden in meine Richtung.
Das klingt superunglaubwürdig, ich weiß. Allerdings war es nur eine
Augenprothese, die rumgekullert ist, das habe ich anschließend erfahren. Der
Patient wollte sie zum Reinigen rausholen, da ist sie ihm aus der Hand
geglitscht. Immer noch eklig, aber auch verzeihlich. Aber direkt in der Situation
dachte ich, jetzt verliere ich den Verstand und renne schreiend und mit den
Armen rudernd den Flur entlang.
In deinen Kurzgeschichten wird deutlich, dass man als
Ärztin auch privat kaum abschalten kann. Freunde und Familie bombardieren einen
immer wieder mit Fragen und Problemen. Wie schaffst du es da von seinem Berufsalltag
los zu kommen und dich auch mal zu entspannen? Schiebst du der Fragerei einen
Riegel vor oder stellst du dich brav allen Problemen?
Die Fragen sind weniger geworden. Im Studium war es
schlimm, inzwischen werde ich mit Krimskrams eher in Ruhe gelassen. Ich nehme
allerdings auch längst nicht mehr zu allen Fragen Stellung. Orthopädie,
Augenheilkunde, Hauterkrankungen, davon lasse ich die Finger. Wer mir
allerdings mit einem psychiatrischen Problem kommt, kriegt eine Beratung.
Vorausgesetzt, wir stehen uns nicht nah. Bei guten Freunden halte ich mich da
möglichst zurück, da kann eine neutrale Person oft besser helfen.

Eine Zeit lang hat mir Backen sehr weitergeholfen. Ich
habe quasi alle Bücher von Annik Wecker durchgebacken, es dürften weit über
hundert Rezepte gewesen sein. Ich glaube, manche Bekannte hatten sich damals
nur wegen der Tartes und der Eiskreationen mit uns verabredet. Inzwischen backe
ich nur noch selten. Stattdessen schreibe ich Bücher. Der perfekte Ausgleich.
Und es macht ebenfalls süchtig. Nach 22 Uhr muss mein Mann das Notebook
einziehen, sonst kann es sein, dass ich die halbe Nacht wirre Notizen mache,
die ich am nächsten Morgen nicht mehr verstehe. Vielleicht brauche ich einen
Ausgleich vom Schreiben …Yoga? Reiki? Chinchillas?

Vielen Dank für die tollen, ausführlichen Antworten!

Kommen wir nun zum kleinen Gewinnspiel. Wie bereits auf den anderen Blogs gibt es auch bei uns ein Exemplar des Buches zu gewinnen. Alles was ihr dafür tun müsst, ist einen Kommentar zu hinterlassen, in dem ihr uns erzählt, was für lustige, skurrile, seltsame Erlebnisse ihr schon so mit Ärzten oder Schwestern hattet. Oder gibt es Vorurteile und Gerüchte, die euch häufig begegnen?!
Teilnahmeschluss ist der 8. Oktober um 23.59 Uhr. Am darauffolgenden Tag wird dann ausgelost. Wer eine E-Mail-Adresse hinterlässt, wird informiert, ansonsten hat der Gewinner eine Woche Zeit sich bei uns zu melden.

Teilnahmebedingungen:

1.) Teilnehmer müssen über 18 Jahre alt sein, ansonsten
benötige ich eine Einverständniserklärung der Eltern.

2.) Die Adresse wird nur für das Gewinnspiel verwendet
und anschließend gelöscht.

3.) Der Gewinner hat 7 Tage Zeit, sich bei mir zu melden,
ansonsten verfällt der Gewinn. 

4.)  Ich versende
nur innerhalb Deutschlands.

5.) Ich übernehme
keine Haftung, falls der Gewinn auf dem Postweg verloren gehen sollte oder
beschädigt wird.

6.) Keine Barauszahlung des Gewinns!

7.) Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

3 Gedanken zu „Blogtour Tag 5 – Das Simpsons Syndrom von Dr. Bettina Balbutis – Krankenhausalltag und mehr“

  1. Hallo ihr Beiden,

    das Buch hab ich schon auf meiner Wunschliste, weil es sich wirklich toll anhört. Spannend, aber auch witzig.

    Meine witzigste bzw. skurrilste Erfahrung mit Ärzten? Mh.
    Ich hab ja während dem Studium drei Jahre in der Uni-Klinik gearbeitet und dabei war das seltsamste Erlebnis, als mich ein Arzt fragte, wie er seinen Brief, den er wegschicken wollte, beschriften soll.
    Ich dachte erst, der veräppelt mich, aber der hat anscheinend noch nie einen Brief verschickt. Das war schon etwas strange.

    Liebe Grüße
    Ramona

  2. Hallo und guten Tag,

    Nun ich bin kein Fan von Krankenhäusern, Schwestern oder gar Ärzten und habe das Krankenhaus auch noch nie von innen also als Patientin gelesen, außer bei den Geburten meiner Kinder.

    Und hat alles soweit gepasst….Die einzigen Ärzte, die ich wirklich mag ..sind Die Ärzte…um Sänger Bela… die gefällt mir wirklich !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    LG..Karin..

  3. Hallo,
    würde mich rießig freuen das Buch zu gewinnen, da ich glaube, dass es recht informativ und sehr lustig ist.
    Einmal bin ich diesem Klischee Arzt begegnet, dem die Patienten irgendwie egal sind. Ich war damals 19 und musste wegen starken Rückenschmerzen zum Orthopäden und der hat alles nur heruntergespielt und ausschließlich mit einem gelangweiltem mh und aha auf meine Schilderungen geantwortet und meinte letztendlich in so einem Alter kann dass doch garnicht sein etc. das hat mich ziemlich geärgert, weil ich eigentlich echt nicht schmerzempfindlich bin…letztendlich wurde dann eine Wirbelsäulenverkrümmung festgestellt und ich musste zur Krankengymnastik…da hat der Arzt dann auch nichtsmehr gesagt 😀

    LG Elli
    (elena.witschel@yahoo.de)

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