[gelesen] Chris P. Rolls – Bodycaught

©Main Verlag
Bodycaught

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Autorin: Chris P. Rolls
erschienen 2013
Neuauflage: Main Verlag 2021
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Main Verlag
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Alec ist ein junger Mann, der auf dem Weg ist, sich
selbst zu finden und seine Sexualität komplett zu entdecken. Was als schöne
Erfahrung und lustvolles Highlight beginnt, wird jedoch schnell zum Albtraum,
der ihn noch lange begleiten wird.

Eine spannende, emotionale, vielseitige Geschichte
beginnt, die den Leser gefangen nimmt und so schnell auch nicht wieder
loslassen wird.
Alec Tyson hat sich sofort in mein Herz geschlossen. Er
ist zu Beginn des Buches noch sehr naiv, unerfahren und einfach auf der Suche
nach seinem Glück. Als Außenstehender ist es da immer leicht zu sagen, dass man
einige seiner Entscheidungen vielleicht nicht ganz nachvollziehen kann. Aber
was wäre, wenn man selbst in der Situation steckt? Ich denke, sein Verhalten
ist nicht untypisch, wenn es ihn auch in Gefahr gebracht hat. Im Verlauf des
Buches entwickelt Alec sich ungemein. Es gibt viele prägende Erlebnisse, sowohl
positive als auch negative. Der Leser ist die gesamte Zeit dabei und macht
Alecs Entwicklung mit all den Höhen und Tiefen mit.
Mike war mir auch sofort sympathisch. Als Polizist ist er
auf beruflichem Weg in Alecs Leben geraten, doch bald verbindet die beiden mehr
als nur dieses schlimme Ereignis. Doch Mike steht auf Frauen, da passt Alec
nicht in sein Beuteschema. Wie es mit den beiden wohl weitergehen wird?
Neben den beiden Hauptcharakteren gab es noch viele
andere, interessante Personen. Besonders Tom konnte bei mir punkten. Er hatte
bisher kein leichtes Leben, lässt gern mal den Macho raushängen und ordnet sich
nicht gern unter. Und doch zeigt er im Verlauf der Story, dass er auch ganz
anders sein kann. Er durchläuft eine enorme Entwicklung und wird richtig
erwachsen.
Auch die beiden Giganten und Rick haben das Buch
bereichert. Es ist eine tolle Mischung aus Charakteren, die alle so
unterschiedlich sind und schon allein dadurch für Stimmung sorgen.
Der Schreibstil ist genau meine Welt. Man ist sofort
mitten in der Geschichte und wird mitgenommen auf eine erlebnisreiche Reise
durch Alecs und Mikes Leben. Durch viele detailreiche Beschreibungen konnte man
sich die Personen und Orte gut vorstellen und hat nie die Orientierung
verloren. Immer wieder konnte mich die Handlung überraschen, es gab Wendungen,
mit denen man nicht rechnet und die das Blatt noch mal komplett drehen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass man so mit fiebern konnte – mit leiden,
sich mit den Protagonisten freuen oder mit ihnen hoffen. Das Buch ist eine
emotionale Wanderung. Man wird von einem Extrem ins Nächste geschubst und weiß
manchmal gar nicht, wie einem geschieht. Es geht um so viel mehr als „nur“ um
Liebe. Echte, wahre Freundschaft spielt eine große Rolle, Zusammenhalt,
Vertrauen und Hoffnung. Auf der anderen Seite bekommt man aber auch intensive
Einblicke in die negativen Gefühle, die es gibt: Angst, Hass, Verzweiflung und
Trauer spielen ebenfalls eine Rolle und machen das Buch so vielseitig und
abwechslungsreich. Es ist wie im wahren Leben. Es gibt nicht nur gute oder nur
schlechte Zeiten.
Sehr gut gefallen haben mir auch die erotischen Momente
im Buch. Das vorsichtige Annähern, das dann zu forscheren Küssen und
Erkundungen wird und letztendlich in heißen Sex endet war schön zu verfolgen.
In diesem Momenten war die Leidenschaft, Zuneigung und Liebe so deutlich zu
spüren, dass einem einfach das Herz aufgehen muss.
Sehr hilfreich war auch der Perspektivwechsel im Buch.
Die Passagen waren entweder aus der Ich-Perspektive von Alec oder aus der von
Mike geschrieben. Dadurch haben wir als Leser einen komplexen Eindruck von den
Gefühlswelten bekommen. Wenn man sich fragt, wie der jeweils andere wohl gerade
denkt oder die Situation empfindet, dann hat man oftmals die Chance bekommen,
genau das zu erfahren. Dadurch war es auch möglich, dass Mike und Alec
eigenständig Dinge erleben konnten, ohne das wir davon ausgeschlossen wurden.
Im Buch werden viele Probleme angesprochen, die es
besonders in der Welt von Homosexuellen gibt. Begonnen beim Outing für die
bereits entschlossenen, über die manchmal fehlende Akzeptanz von Familie,
Freunden und Kollegen bis hin zu den gedanklichen Auseinandersetzungen, die
sich ganz privat im Kopf abspielen, wenn man noch nicht so wirklich weiß, an
welchem Ufer man fischen möchte. Auch wenn die Gesellschaft immer offener wird
und auch gleichgeschlechtliche Paare häufiger akzeptiert werden, finde ich es
wichtig, solche Dinge mit anzusprechen, da sie einfach dazu gehören. Wir leben
in keiner grenzenlos toleranten Welt, die jeden so aufnimmt, wie er ist. Da ist
es schön, im Buch zu sehen, dass die Protagonisten die gleichen Sorgen haben.
Sonst würden sie vermutlich auch nicht so authentisch wirken.
Ein grandioses Buch, das ich jedem empfehlen kann, der
sich gern im Gay-Genre bewegt. Spannende Passagen wechseln mit liebevollen und
ruhigen ab. Man ist immer wieder gespannt, was als nächstes passieren wird und
rechnet dann doch nicht mit dem, was geschieht. Meine Empfehlung: legt euch
Taschentücher bereit, ihr werdet sie an der einen oder anderen Stelle bestimmt
brauchen.

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