Rezensionsexemplar
![]() © | Das Geheimnis der 7. Pfauenfeder Pfauenfeder-Saga 1 . Natalie Luca erschienen April 2025 Selfpublishing 675 Seiten . hier geht’s zur Autorin → Natalie Luca . |
schöner Auftakt bei dem noch einiges offen bleibt
Mia-Luisa Weidenschimmer war mit ihrem Leben in Deutschland absolut unglücklich. An ihrem 18. Geburtstag ergreift sie deswegen die Chance, zu ihrem Vater zu ziehen und geht zurück nach Österreich, wo sie als Kind zunächst gelebt hatte. Weg aus Deutschland, weg von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, mit denen sie ständig Probleme hatte, weg von den Mitschülern, zu denen sie sich nie zugehörig fühlte, hofft Mia-Luisa darauf, endlich einen Platz zu finden, an dem sie sie selbst sein kann und sich wieder geborgen fühlt. Doch was sie dann findet, damit hätte sie wohl niemals gerechnet. Ihr Freund aus Kindertagen taucht plötzlich wieder auf und die alte Vertrautheit hält sofort Einzug. Allerdings birgt Kjèr ein paar Geheimnisse und durch ihn taucht Milu, wie sie von ihm genannt wird, in eine Welt ein, die sie längst vergessen hatte. Kann es wirklich sein, dass auch sie eine magische Gabe hat? Wieso wusste sie bisher nichts davon? Und gibt es ihr endlich die Chance, irgendwo dazu zu gehören? Oder birgt es viel mehr Gefahren, als Milu aktuell abschätzen kann?
Der Einstieg ins Buch ist mir leicht gelungen. Man landet direkt in der für Milu sehr aufgewühlten Situation ihres Umzugs. Hals über Kopf flieht sie nach Österreich zu ihrem Vater, um dem Leben in Deutschland zu entkommen, in dem sie so unglücklich war. Sie fühlt sich schnell wieder heimisch in ihrem Haus aus Kindertagen, mit dem sie so viele schöne Erinnerungen verbindet. Und doch ist sie nach wie vor getrieben von der inneren Unruhe und dem Wunsch, herauszufinden, was mit ihr nicht stimmt, wieso sie sich nie zugehörig fühlt, wieso sie eine Sehnsucht spürt, die sie nicht mal näher definieren kann. Man bekommt also direkt einen Blick auf ihre Situation, ihre Wünsche und Empfindungen. Da die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin geschildert wird, erhält man das gesamte Buch lang intensive Einblicke in ihre Gefühle und Gedanken – und dort gibt es so einiges zu sortieren und zu verarbeiten. Es macht Milu greifbarere, weil man miterleben kann, was in ihr vorgeht, wie sie versucht Situationen zu meistern und warum sie manchmal reagiert, wie sie es tut. Ebenso wird damit immer wieder ihre Unsicherheit deutlich, was in Anbetracht der Tatsache, dass für sie gerade alles neu ist und sie sich erst mal zurechtfinden muss, auch nicht sehr verwunderlich ist.
So manches Mal hätte ich mir auch einen Blick in Kjèrs Gedanken gewünscht, um ihn auch noch besser greifen zu können.
Als Kind konnte Milu Kobolde und Feen sehen, eine Erinnerung, die die Achtzehnjährige als Hirngespinsten oder Träume ihrer Kindheit abgetan hat. Doch diese Wesen waren echt und gemeinsam mit Kjèr erarbeitet sie sich diese Fähigkeit, magische Wesen zu sehen, zurück. So gelingt es ihr dann auch Kjèr in seiner wahren Gestalt zu sehen. Einer Gestalt, die ihr zunächst Furcht einflößt, an die sie sich dann jedoch schnell gewöhnt. Die Bindung zwischen Milu und dem Elfen ist spürbar, ihre Verbundenheit geht sehr tief, ihr Vertrauen ineinander ist schnell unerschütterlich, obwohl sie sich gerade erst wiedergefunden haben. Manchmal war die Intensität dieser Bindung nicht ganz greifbar, weil sie sich eigentlich ja kaum kennen, und doch war es irgendwie auch rührend, wie eng die beiden miteinander sind und wie Zuhause Milu sich bei ihm fühlt. Im Verlauf der Geschichte gibt es hier auch noch ein paar zusätzliche Details, die ihre Situation etwas greifbarer machen.
Im Verlauf der Geschichte taucht man nun also immer mehr in die magische Welt ein. Man erfährt etwas über die Elfen, aber auch über die Hexen, zu denen Milu möglicherweise gehört. Da sie allerdings noch nie Kontakt zu ihnen hatte, hat sie hier unzählige Fragen im Kopf und muss erst mal alles kennenlernen. So kann man gemeinsam mit der Protagonistin Stück für Stück mehr erfahren. Manchmal sind die Informationen, die sie erhält aber auch etwas dürftig bzw. muss sie immer wieder nachfragen. Man versteht zwar, dass es für ihre Gegenüber unglaublich ist, dass sie mit 18 Jahren noch nichts über die Gemeinschaft weiß, aber manchmal wäre es doch schön gewesen, wenn sie einfach etwas zügiger mehr erfahren hätte. Es stört aber den Lesefluss nicht und es macht Spaß, Mia-Luisa dabei zu begleiten, wie sie versucht sich zurecht zu finden. All die unterschiedlichen Gaben und Möglichkeiten, sind schon komplex, manche Fähigkeiten können einem auch ziemlich Angst machen.
Milu ist manchmal recht naiv – man kann es irgendwie auch verstehen, sie ist gerade erst 18 geworden, hat sich ihr Leben lang nicht zugehörig gefühlt und nach etwas gesucht, was sie nicht greifen konnte. Nun taucht sie in die magische Welt ein, von der sie vorher nichts wusste bzw. nur dachte, sie hätte als Kind fantasiert oder geträumt. Alles ist neu, alles ist anders – plötzlich könnte sie einen Platz im Leben haben, plötzlich würde dieses „nicht dazu passen“ und die Sehnsucht nach etwas nicht Greifbarem einen Sinn ergeben. Sie kennt sich mit den Gepflogenheiten nicht aus, sie ist in vielen Dingen sehr viel unvoreingenommener als die, die in der Gemeinschaft der Hexen aufgewachsen sind. Das ist erfrischend und besonders für die Figuren mit einer nicht so angesehenen Gabe eine echte Bereicherung. Manchmal verleitet sie das jedoch auch zu sehr unbedachten Äußerungen und Handlungen, die manches für sie nicht leichter machen. Wie gesagt, irgendwie verständlich, aber an dem einen oder anderen Punkt hätte ich mir doch fast mehr etwas Einsicht und Zurückhaltung gewünscht und nicht nur Eigensinn und Impulsivität. Insgesamt ist sie aber eine angenehme Protagonistin und wodurch sie selbst so wenig weiß, kann man mit ihr gemeinsam die Welten der Hexen und Elfen kennenlernen und hinter Geheimnisse, Vorurteile und Intrigen kommen. Im Verlauf der Geschichte entwickelt Milu sich auch weiter und zeigt mehr Facetten von ihrem Charakter, meisten ausgelöst durch die teilweise ziemlich aufwühlenden Ereignisse.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und leichtgängig. Durch die Ich-Perspektive wird man gut mitgenommen und ist immer auf dem Stand, auf dem die Protagonistin ist. Umso mehr man von der magischen Welt erfährt, umso mehr Spannung kommt auch auf, weil sich einige Verstrickungen und Hintergründe ergeben, die manche Dinge erklären, die zuvor nur angerissen wurden oder die in der Vergangenheit geschehen sind. Dennoch weiß Milu noch längst nicht alles, was es zu der magischen Welt zu wissen gibt. Mit der Zeit spielen auch Aspekte wie Intrigen, Verrat, Enttäuschungen und Fehlentscheidungen eine Rolle in der Handlung, so dass auch dadurch zusätzliches Tempo und Spannung aufkommt. Auf Milu prasselt einiges ein und oft ist es nicht leicht, das zu sortieren und zu verstehen. Besonders zum Ende hin wird es sehr turbulent und die Ereignisse überschlagen sich, ich bin sehr gespannt, wie es im nächsten Buch weitergehen wird. Es sind noch viele Dinge offen, man entwickelt beim Lesen so seine Hoffnungen und Wünsche, mal sehen, was davon eintreten wird.
Fazit
Ein toller Auftakt, der einen in die Welt der verschiedenen magischen Wesen eintauchen lässt. Im Fokus stehen dabei die Hexen und Elfen, die seit Ewigkeiten in Feindschaft zueinander leben. Durch die zuvor unwissende Protagonistin kann man Stück für Stück mehr erfahren und tiefer in die Hintergründe und Zusammenhänge eintauchen. Umso mehr Milu weiß und umso intensiver wie zu einem Teil der Gemeinschaft wird, umso mehr offenbaren sich auch Schattenseiten. Manchmal liegen Vertrauen und Verrat sehr eng beieinander. Für sie schockierende Ereignisse bringen Wendungen und Änderungen mit sich und erzeugen neue Spannung. Es gibt am Ende des Bandes noch viele offene Fragen und Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte. Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf.


Ich danke der Autorin für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.