© Lübbe Audio | If we were a movie . Kelly Oram gelesen von Michael Borgard erschienen Juli 2022 597 Hörminuten, ungekürzte Lesung . hier geht’s zum Verlag → Lübbe Audio . |
vorhersehbar aber trotzdem schön
Nate liebt Musik. Die Möglichkeit mit seinem Stipendium in New York zu studieren, erfüllt ihm daher einen großen Traum. Er kniet sich in seine Kurse, arbeitet gewissenhaft und ehrgeizig an den Aufgaben, neuen Songs und eigenen Ideen. Ziemlich hinderlich sind dabei jedoch seine beiden Brüder, mit denen er sich ein Wohnheimzimmer teilt. Die beiden wollen lieber feiern und ihre Jugend genießen, als sich in ihr Studium zu knien und Nate in Ruhe zu lassen. Außerdem sticheln sie ständig gegen seine Freundin Sophie, was zunehmend nervt, und immer wieder dazu führt, dass sie Nate andere Frauen vorsetzen wollen. Als sich dem Musikstudenten die unverhoffte Gelegenheit bietet, seine beengte Wohnsituation zu verlassen und bei Jordan einzuziehen, ist er schnell begeistert – bis er an der Wohnungstür klingelt und feststellt, dass Jordan kein Mann ist. Allen daraus resultierenden Problemen zum Trotz zieht Nate dennoch bei ihr ein und hofft, sowohl seine Brüder, als auch seine Freundin bald besänftigen zu können.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Nate geschildert, wodurch man den jungen Musiker sehr gut und intensiv kennenlernen kann. Mal nur die männliche Perspektive zu haben, war eine nette Abwechslung, da man sonst ja oft eine wechselnde Perspektive hat oder eher die des weiblichen Parts verfolgt. Nate war mir schnell sympathisch und auch wenn es im Verlauf des Buches einige Schwierigkeiten gibt, mit denen er sich auseinandersetzen muss und er sicherlich auch nicht immer direkt die passendsten Worte findet und die richtigen Entscheidungen trifft, hat er das Herz am rechten Fleck und will für die Dinge einstehen, die ihm wichtig sind, für die er kämpft und von denen er träumt. Nicht immer ist das leicht und öfter passiert es, dass er damit aneckt, aber ich finde es bewundernswert, dass er es immer wieder schafft, sich aus den Fängen, die sich um ihn schließen wollen, zu befreien und für sich einzustehen.
Nate ist ein Drilling, er ist also schon sein Leben lang mit seinen Brüdern verbunden und sie sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Doch es wird zunehmend deutlich, dass sie unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie ihre Studienzeit ablaufen soll. Seine Brüder wollen Spaß haben, feiern, Leute kennenlernen und nehmen dafür auch in Kauf, mal einen Kurs zu verpassen oder Aufgaben nicht ganz so gewissenhaft zu erledigen. Für Nate kommt das allerdings nicht in Frage. Er hat ein Stipendium erhalten, um seinem großen Traum vom Musikstudium nachgehen zu können und möchte nun alles tun, um einen erfolgreichen Abschluss zu erhalten und möglichst viel zu lernen. Die Musik verbindet die Brüder zwar, aber für Chris und Tyler ist es bei weitem nicht so ernst, wie für Nate. Die Musik rückt immer wieder in den Fokus der Handlung und man spürt in vielen Szenen, wie wichtig sie dem Protagonisten ist.
Jordan ist Filmstudentin und möchte irgendwann mal berühmte Regisseurin werden. Sie scheint fast jeden Film zu kennen und spielt immer wieder auf verschiedene Filmsequenzen an, zum Beispiel um ihre eigenen Situationen mit denen von Schauspielern zu vergleichen. Sie hat auch immer den richtigen Film parat, egal in welcher Stimmung die Figuren gerade sind. Jordan kommt aus einer wohlhabenden Familie, trotzdem ist sie selbst aber nicht abgehoben. Sie jobbt, einfach weil sie es will, nicht weil sie es müsste. Für sie ist Nate ein willkommener Mitbewohner, nachdem ihre letzte Wohngemeinschaft auf ziemlich unschöne Weise in die Brüche ging. Die beiden verstehen sich gut – Nerds unter sich, nur jeder eben auf seinem Gebiet. Sie geben sie die Freiräume, die sich brauchen, harmonieren aber auch gemeinsam einfach total gut, haben Spaß und unterstützen sich bei wichtigen Prüfungen und Projekten.
Sophie, die Freundin von Nate, sieht das Zusammenleben mit Jordan kritisch. Sie ist massiv eifersüchtig und wettert gegen die Wohngemeinschaft, wo sie nur kann. Allerdings war sie auch dafür, dass Nate bei seinen Brüdern auszieht, weil es so eben auch nicht weitergehen konnte. Sophie ist eine ziemliche Zicke, wirkt oft sehr egoistisch und will, dass alles genau nach ihren Plänen und Träumen verläuft. Sie klammert sich an Nate und erdrückt ihn dabei manchmal fast mit ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen, ohne auf seine zu achten.
Die Geschichte ist leichtgängig und lässt sich flott hören. Ich mochte die Stimme des Sprechers und fühlte mich gut mit durch die Handlung genommen. Durch die verschiedenen Anpassungen in der Tonlage und Sprechweise war es gut möglich, die einzelnen Charaktere voneinander zu unterscheiden. Ich mochte die Art, wie er betont hat und fand, dass viele der Emotionen sehr gut rübergekommen sind. Auch wenn man nur Nate begleitet, wurde so doch oft deutlich, wie sich die anderen Figuren fühlen und was vermutlich in ihnen vorgeht.
Es war schön, die Handlung zu verfolgen, auch wenn viele Dinge sehr vorhersehbar gewesen sind. Die Charaktere haben mit verschiedenen Emotionen zu kämpfen, müssen Dinge verarbeiten, sich teilweise neu sortieren und auch mit den Herausforderungen des Studiums klarkommen. Sowohl die Entwicklung der unterschiedlichen Gefühle, als auch andere Handlungselemente konnte man erahnen und durchschauen. Dennoch mochte ich die Dynamik zwischen den Figuren, wie sie mit den verschiedenen Problemen umgegangen sind und sich weiterentwickelt haben. Zwischendurch gibt es noch ein bisschen Drama, das einiges ins Wanken bringt und dafür sorgt, dass besonders Nate sich, seine Träume und Ziele hinterfragt. Ich empfand seinen Umgang mit den Schwierigkeiten als authentisch für die Figur. Nicht jede Entscheidung war vielleicht objektiv betrachtet sofort richtig, aber es passte zu Nate, seiner Situation, seinen Einstellungen und seinem bisherigen Weg. Besonders schön war es, dass er trotz all der Dinge, die auf ihn einprasseln, nie vergisst, was er wirklich will.
Zu Beginn jedes Kapitels wird ein Filmtitel genannt, der auf unterschiedliche Weise mit der kommenden Handlung in Verbindung steht. Da ich viele der Filme nicht gesehen habe, konnte ich mir daraus nicht so viel ableiten. Es wurde im Verlauf dann aber immer wieder thematisiert, so dass man die Zusammenhänge dort trotzdem gut verstehen konnte. „If we were a movie“ spielt also immer wieder eine Rolle im Buch, was ich eine schöne Verbindung fand, wie ein roter Faden, der die Handlung umspannt und immer wieder auf den Buchtitel verweist.
Fazit
Eine Liebesgeschichte, in der Musik und Film eine sehr große Rolle spielen. Der Buchtitel zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung, was ich sehr gelungen fand. Begleitet wird während des gesamten Buches Drilling Nate aus der Ich-Perspektive. Auch wenn die Geschichte insgesamt vorhersehbar ist, war es schön das Buch zu verfolgen. Es gibt viele schöne, teilweise süße Szenen, nette Botschaften oder nachdenklich stimmende Gesprächen, ein bisschen zusätzliches Drama und allerhand persönlicher Herausforderungen.
Hallo liebe Dana 🙂
Von Kelly Oram habe ich auch lange nichts mehr gelesen, aber aktuell ist mir auch nicht nach YA zumute, die ganz ohne Fantasy-Komponente auskommt Aber als Hörbuch kann ich mir die Geschichte wirklich sehr gut vorstellen – schön, dass du so eine gute Zeit damit hattest!
Liebe Grüße
Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)
Hallo Lisa,
wenn du gerade nicht so Lust auf das Genre hast, dann würde ich wohl auch erst mal die Finger davon lassen. Es gibt ja zum Glück genug Auswahl, was man sonst so lesen kann. 😉
Ich hab auch nicht immer auf das Gleiche Lust und bin dann froh, dass es genug Bücher gibt, die noch darauf warten, gelesen oder gehört zu werden 😀
Liebe Grüße,
Dana