Rezensionsexemplar
©Planet | Rebellin der Nacht Silberschwingen 2 . Autorin: Emily Bold erschienen Juli 2018 384 Seiten, Print . hier gehts zum Verlag → Planet (Thienemann-Esslinger) . |
spannender Dilogieabschluss – turbulent und gefühlvoll
Da es sich um eine Fortsetzung und den Abschluss der Dilogie handelt, kann meine Rezension Spoiler enthalten!
Thorns Welt wurde gehörig auf den Kopf gestellt. Nichts ist mehr, wie es einmal war und ihr fällt es immer noch schwer, sich an alle Veränderungen zu gewöhnen. Rausgerissen aus ihrem Umfeld, dem schützenden Zuhause und allen Gewohnheiten, muss sie nun versuchen, sich neu auszurichten, ihre Kräfte und Fähigkeiten zulassen und ganz nebenbei noch ihr verräterisches Herz zum Schweigen bringen. Denn der Mann, für den es schlägt, ist ihr Feind und so unerreichbar, wie niemals zuvor.
Die Lage zwischen den Silberschwingen und den Rebellen spitzt sich dramatisch zu, niemand will von seinen Ansichten abweichen. Thorn ist mitten drin und obwohl sie niemals so viel Aufmerksamkeit wollte, hat sie eine ganz entscheidende, wenn auch erdrückende Position im Machtkampf der unterschiedlichen Fronten.
Bereits im ersten Band hat man sehr viel über die Welt der Silberschwingen erfahren. Doch der zweiten Band hält noch reichlich Überraschungen und Offenbarungen breit. Man taucht immer tiefer in die verstrickten Strukturen der Silberschwingen ein, erfährt Dinge aus der Vergangenheit und dem Machtgefüge, das schon seit ewigen Zeiten herrscht. Dadurch wird immer deutlicher, wie verzwickt und eingefahren die Situation ist und wie ausweglos der Wunsch nach Frieden und einer unblutigen Lösung damit wird.
Der angenehme, bildhafte Schreibstil lässt dabei die neue Welt von Thorn richtig lebendig werden. Detaillierte Beschreibungen der mächtigen, unterschiedlich farbigen Schwingen, der Figuren und Schauplätze ermöglichen es, sich alles gut vorstellen zu können. Besonders beeindruckend finde ich die Erinnerungen, die die Schwingen in bestimmten Situationen hervorrufen und durchleben können.
Die Geschichte wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Weite Strecken der Handlung begleitet man die Protagonistin auf ihrem turbulenten, sehr aufwühlenden Weg. Durch die Ich-Perspektive ist man sehr nah bei Thorn und bekommt einen intensiven Einblick in ihre Gedankenwelt, die immer weiter auf den Kopf gestellt wird. Auch ihre Gefühle spielen verrückt und bald weiß sie nicht mehr, wem sie eigentlich noch trauen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, sich selbst zu verlieren. In diesem Band habe ich die meiste Zeit vergessen, wie jung Thorn eigentlich noch ist. Ihr Alter wird nicht groß thematisiert und die Aufgaben, die auf ihr Lasten zwingen sie dazu, stark und mutig zu sein, vielleicht häufig auch mutiger, als sie sich wirklich fühlt. Ihre Unerfahrenheit in Bezug auf die Silberschwingen und deren Welt wird dagegen häufig deutlich. Sie kämpft immer wieder darum, mehr zu erfahren, damit sich auch für sie die Puzzleteile zu einem kompletten Bild zusammenfügen und es ihr möglich wird, zu verstehen, was um sie herum eigentlich geschieht. Das sie manchmal etwas hitzig ist, übereilt reagiert und ihr Temperament nicht immer unter Kontrolle hat, kann man ihr, in Bezug auf die gesamte Situation, nicht wirklich übel nehmen. Fast über Nacht hat sie ungeahnte Fähigkeiten und Kräfte bekommen, mit denen muss man erst mal umgehen lernen, besonders wenn das Herz dann auch noch so verrückt spielt.
In anderen Szenen begleitet man Lucien, so dass man auch von ihm mehr erfährt, als er manchmal zugeben möchte. Auch ohne Ich-Perspektive bekommt man einen guten Eindruck von ihm und der schwierigen Situation, in der er steckt. Auf ihm lastet ein enormer Druck und immer wieder stellen sich neue Probleme in seinen Weg. Auch für ihn gibt es in diesem Band einige Überraschungen, die seinen weiteren Weg entscheidend prägen.
Zwischendrin gibt es sogar noch eine weitere Perspektive, die es dem Leser ermöglicht, einen Blick auf die Handlung zu werfen, die sich abseits von Thorn und Lucien abspielt. So ergibt sich ein noch komplexeres Bild und man hat einen kleinen Wissensvorsprung gegenüber den Figuren. Diese Passagen sind aber recht gering gehalten, so dass sie nicht zu viel verraten und die Spannung durchgehend hoch gehalten wird.
Umso weiter man im Buch voranschreitet, umso turbulenter, dramatischer und gefühlvoller wird es. Für viele Figuren steht einiges auf dem Spie, einen zweiten Versuch wird es vermutlich nicht geben. Herz, Verstand, Hoffnungen für die Zukunft und die Last des eigenen Erbes kämpfen in verschiedenen Charakteren – Ausgang ungewiss.
Es wird aber nicht nur unglaublich spannend, sondern auch immer wieder emotional. Es gab ein paar Szenen, in denen mir selbst die Tränen in den Augen standen, da man sehr nah bei den Protagonisten ist und ihr Leid, ihre Hoffnung, ihren Schmerz und ihre Verluste dadurch intensiv miterlebt.
Fazit
Die facettenreiche Welt der Silberschiwngen wird immer komplexer, man erfährt mehr von den Figuren, ihren Absichten, ihrer Herkunft, den Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Im Verlauf des Buches wird es immer turbulenter, bis es zum dramatischen Showdown kommt und sich für alle entscheidet, wie die Zukunft aussehen könnte. Ich habe mich die gesamte Zeit gut mitgenommen und nah bei den Figuren gefühlt. Ein tolles Finale der Dilogie mit viel Spannung, Emotionen und aufgedeckten Geheimnissen!
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.