[gelesen] Spellshop von Sarah Beth Durst

Rezensionsexemplar

© Fischer TOR
Spellshop. Vom Zauber der kleinen Dinge
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Sarah Beth Durst
erschienen im September 2024
496 Seiten
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Fischer TOR

 Wohlfühlgeschichte mit tollen Botschaften und liebevoll gestalteten Charakteren

Kiela hat sich in ihrem geordneten Leben als Bibliothekarin mit all ihren Büchern und nur wenig Kontakt zu Menschen ziemlich wohlgefühlt. Sie wurde versorgt und musste sich nur wenig Sorgen machen solange sie ihren Aufgaben nachkam. Sie liebt ihre Arbeit und hat mit der sprechenden Zimmerpflanze Caz einen treuen, intelligenten Begleiter an der Seite. Für Kiela hätte es gern alles so bleiben dürfen, wie es war. Bücher katalogisieren, Recherchen durchführen oder selbst durch sie Seiten schmöckern und spannende Dinge entdecken. Doch als die Unruhen in der Hauptstadt auch die Bibliothek erreichen, bleibt der jungen Bibliothekarin nichts weiter übrig, als zu flüchten. Gemeinsam mit Caz und einem Bruchteil ihrer geliebten Bücher schlägt sie sich mit einem kleinen Boot zur entlegenen Insel Caltrey durch und hofft, sich dort, in ihrem ehemaligen Elternhaus ein neues Leben aufbauen zu können. Allerdings gibt es einige Dinge, die sie dabei nicht bedacht hat und so wird die Zeit für sie auf verschiedene Weisen herausfordernd und lehrreich.

Auch wenn das Buch mit der Flucht von Kiela und Caz beginnt, ist es insgesamt doch eher ruhig und ein Wohlfühlbuch, in dem durchaus Wendungen enthalten sind, einige Herausforderungen auf die Protagonistin zukommen, es aber auch sehr viele schöne Momente gibt, in denen Zusammenhalt und wunderschöne Botschaften im Vordergrund stehen. Für mich hat das Buch vor allem durch das Zusammenspiel all dieser zauberhaften Augenblicke, in Kombination mit dem traumhaften Setting und den tollen Charakteren überzeugt. Es wird auch mal kitschig und zuckersüß, aber es ist so liebevoll gestaltet und liest sich einfach wundervoll durch den sehr angenehmen, mitnehmenden, bildhaften Stil, dass es mich nicht gestört hat.

Für Kiela beginnt auf Caltrey ein ganz neues Leben. In der Bibliothek hatte sie ihren geordneten Alltag, feste Aufgaben und wurde versorgt. Nun ist sie auf sich allein gestellt und kann auch nicht mehr so zurückgezogen leben, wie bisher. Ohne Kontakt zu anderen kann sie auf der kleinen Insel nicht bestehen. So ist sie gezwungen, sich mit anderen zu unterhalten, sie um Hilfe zu bitten und Hilfe anzubieten, denn so läuft es eben in der Inselgemeinschaft. Allerdings hat die junge Frau dabei immer im Hinterkopf, dass sie auch niemanden zu nah an sich heranlassen darf, schließlich hat sie etwas aus ihrem früheren Leben mitgenommen, das niemand entdecken darf. Andererseits hat sie so viel wertvolles Wissen in ihren Büchern, dass sie es auch nicht übers Herz bringt, diese komplett unter Verschluss zu halten. Dabei begibt sie sich in Gefahr, hat aber selbst nur Gutes im Sinn. Sie möchte helfen, dass es der Insel wieder besser geht und sich gleichzeitig eben auch selbst ein ruhiges, gemütliches Leben aufbauen.
Zunächst fand ich es fast etwas schade, dass man von der Rebellion in der Hauptstadt auf Caltrey so gar nichts mehr mitbekommt. Aber mich hat der Zauber der Insel dann auch einfach gefangen genommen und die Unruhen werden im Verlauf hier und da noch mal thematisiert, auch wenn es nicht Hauptbestandteil der Handlung wird.

Kiela und Caz sind ein tolles Team. Das Spinnkraut ist etwas ängstlich, aber treu an Kielas Seite, hat clevere Ideen, hilft wo er kann und durchschaut so manche Situation sogar schneller als die menschenscheue Bibliothekarin. Mit den beiden gibt es immer wieder auch Augenblicke zum Schmunzeln, nicht nur weil beim Anwenden ihrer Zauber mal was schiefgeht. Ich habe beide sehr schnell ins Herz geschlossen.
Ich mochte die Protagonistin aber auch in Kombination mit den Inselbewohnern sehr gern. Nach und nach lernt man sie alle besser kennen, bekommt Macken und Stärken mit und bekommt ein Gespür dafür, wer hilfreich und wer eher gefährlich sein könnte. Besonders schön fand ich, dass viele von ihnen so bedingungslos zusammenhalten, teilweise auch ohne nachzufragen. Wenn jemand Hilfe braucht, dann bekommt er sie, Punkt. Dankbarkeit, Toleranz und Zusammenhalt wird auf Caltrey großgeschrieben. Integriert in Kielas Neuanfang ist auch eine Liebesgeschichte, die sich mit der Zeit entwickelt, auch wenn früh klar ist, dass es sie geben könnte. Für die Bibliothekarin waren solche Dinge zuvor allerdings kein Thema, schließlich hat sie Menschen gemieden und schützt nun ihre Geheimnisse. Etwas unbeholfen und manchmal schwer von Begriff ist Kiela daher in den Begegnungen mit dem Seepferd-Züchter. Ich mochte die beiden aber echt gern zusammen, vor allem weil man mit der Zeit merkt, wie sich da etwas entwickelt, die beiden aber noch zu schüchtern und unsicher sind, ob das nun wirklich beide so sehen.

Im Buch stecken so viele tolle Ideen, fantastische Wesen und Magie. Ich mochte das Mondsichel Inselreich total gern, es gibt einiges zu entdecken und das Zusammenspiel all dieser Dinger funktionierte für mich sehr gut. Man kann Kielas Entwicklung begleiten, wie sie immer mehr lernt, herausfindet, sich einlebt, sich Freundschaften entwickeln, sie Teil der Gemeinschaft wird, sie ihre Scheu ablegt, sich ausprobiert, Erfahrungen macht, über Missgeschicke lächeln kann und sie einfach mutiger und selbstbewusster an viele Dinge herangeht. Was nicht heißt, dass sie von heute auf morgen total sicher und unerschütterlich ist. Ich empfand ihre Weiterentwicklung als nachvollziehbar dargestellt. Manche Aspekte werden aus der Not heraus geboren, andere entwickeln sich aufgrund der Unterstützung der Inselgemeinschaft einfach schneller, als es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Einige Sachen müssen auch einfach angegangen werden, manchmal bleibt auch nicht viel Zeit für Grübeleien und Angst. Besonders zum Ende der Geschichte hin gibt es dann noch mal ein paar mehr Schwierigkeiten, mit denen Caltrey fertig werden muss. So dass auch noch mal etwas Spannung aufkommt. Insgesamt lebt das Buch aber von anderen Elementen.

Fazit

Ein Wohlfühlbuch, das mich von Beginn an mitgenommen und mit dem Zauber der einzelnen Elemente auch nicht wieder losgelassen hat. Ich mochte das Zusammenspiel der liebevoll ausgearbeiteten Charaktere, all die fantastischen Ideen, Magie, wundervolle Botschaften, Entwicklungen, ein traumhaftes Setting das man sich durch die detaillierten Beschreibungen gut vorstellen kann, Augenblicke zum Schmunzeln und viele, die das Herz wärmen. Der Schreibstil passte für mich richtig gut, ich fühlte mich umhüllt vom Zauber der Handlung.

Ich danke dem Verlag und Netgalley für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

14 Gedanken zu „[gelesen] Spellshop von Sarah Beth Durst“

  1. Hallo Dana!

    Es freut mich wirklich total dass dir das Buch auch so gut gefallen hat! Ich mag ja solche eher „kitschigen“ Werke nicht so gerne und lese sie auch so gut wie nie – vielleicht war es deshalb für mich mal eine angenehme Abwechslung. Man kann sich diesem Zauber aber auch kaum entziehen oder? Es war alles so harmonisch und liebevoll und gerade der Aspekt, dass Freunden einfach geholfen wird, ohne Wenn und Aber, fand ich einfach eine zutiefst wichtige und schöne Botschaft!
    Es wird übrigens ein weiteres Buch aus dieser Welt geben, ich hab die Vorschau vom Original schon entdeckt 😀 Ich hoffe die deutsche Übersetzung folgt dann auch bald!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hallo Alex,
      nachdem ich es gelesen habe, würde ich auch sagen, es passt eigentlich nicht so in dein typisches Beuteschema bei Büchern, aber manchmal lohnt es sich dann eben dann, mal nach anderer Lektüre zu greifen und sich dann einfach mitreißen zu lassen. 🙂 Es war auch einfach mal was anderes, weil es nicht durch Hektik, Wendungen und solche Dinge gelebt hat sondern durch so viele andere Aspekte.
      Ich bin gespannt, ob das nachfolgende Buch dann auch zeitnah übersetzt wird. Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, in die Welt zurück zu kehren.
      Liebe Grüße,
      Dana

      1. Ab und an lese ich wirklich gerne mal was anderes 🙂 Ich glaube, das tut auch ganz gut um keine „Langeweile“ aufkommen zu lassen. Was ich mir zwar jetzt nicht vorstellen kann, da ich ja eh doch recht viel queerbeet lese, aber da immer mal wieder etwas ganz anderes zu probieren hat schon auch seinen Reiz!

        Auf englisch wäre mir das auch noch zu schwierig. Auch grade wenn etwas atmosphärisch und stimmungsvoll geschrieben ist, dass kann ich in einer Fremdsprache beim Lesen noch nicht so gut mitempfinden.

        1. Immer nur in einem Genre zu sein, kann ich mir auch nicht vorstellen, ich mag die Abwechslung ja auch. Was nicht heißt, dass alles total verschieden sein muss, aber eben auch nicht jedes Mal komplett das gleiche Schema. 🙂

          Ich vermute auch, man hätte sich den Zauber der Geschichte eher genommen, als so richtig einzutauchen, wenn man es auf Englisch gelesen hätte. Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass es im Original eben auch total toll wirkt, wenn man es denn fließend versteht. Ich habe es in diesem Jahr allerdings ohnehin nicht wirklich geschafft, beim Englischen Hören dabei zu bleiben. Da fehlte mir irgendwie die Ruhe und Konzentration für.

  2. Hallo liebe Dana,
    ich habe Spellshop auch gerade frisch gelesen und war absolut begeistert. Einige Rezensionen haben davon berichtet, dass die Geschichte zu gemächlich verläuft. Das habe ich überhaupt nicht so empfunden. Ganz im Gegenteil. Ich fand, dass hier eigentlich immer irgendwas los war. Ich fand das Setting auch richtig toll und die einzelnen Figuren sind mir regelrecht ans Herz gewachsen. Allen voraus die beiden Pflanzen (die Zimmerpflanze und der Kaktus).

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      freut mich sehr, dass dir das Buch auch gefallen hat! Und ich bin sehr beruhigt, dass ich nun weiß, dass du es auch gelesen hast… es gehörte nämlich zu den potenziellen Geschenkkandidaten 😉 Aber dann weiß ich wenigstens, dass es tatsächlich gut gepasst hätte.
      Ich kann schon verstehen, dass es einigen zu „ruhig“ war, es kommt eben auch darauf an, was man erwartet oder sich erhofft und ob man sich dann von anderem überzeugen lassen mag. Es war schon immer irgendwie etwas los, aber für mich lebte die Geschichte jetzt nicht durch all die Sachen, um die Kiela sich sorgen und kümmern musste, sondern durch das Zusammenspiel so vieler kleiner dinge und irgendwie auch dadurch, dass es mal nicht so hektisch usw war. Aber Geschmack ist eben verschieden.
      Stimmt, die Pflanzen waren toll 😀
      Liebe Grüße,
      Dana

      1. Huhu Dana,
        ich hab’s wirklich geliebt. Das wäre definitiv ein Volltreffer als Geschenk gewesen. Ich finde ja auch, dass das Cover alleine schon so toll aussieht. Aber die Geschichte dahinter weiß auch aus so vielen Aspekten heraus zu überraschen. Das hast du schon perfekt auf den Punkt gebracht.

        Mittlerweile bin ich auch sehr positiv eingestellt, was das Thema „cozy“ betrifft. Erst habe ich mich gefragt, ob das nicht eher eine nette Bezeichnung für „langatmig“ sein könnte. Aber nach „Cosy Secrets“ und „Spellshop“ bin ich da wirklich guter Dinge. Ich habe in den Vorschauen auch schon bei Fischer eine cozy Dystopie entdeckt. Die ich unbedingt lesen möchte: The Last Bookstore on Earth. Darauf freue ich mich schon sehr. Sagt dir das Buch vielleicht sogar auch schon was?

        Ganz liebe Grüße
        Tanja :o)

        1. Hallo Tanja,
          ich denke, mit cozy ist es wie mit allen anderen Bereichen auch, es kann gut passen, muss aber nicht. Nicht jedes Buch aus dem Spektrum wird den eigenen Geschmack treffen. Trotzdem find ich es hilfreich, wenn man weiß, dass die Geschichte so angelegt ist, weil der Aufbau eben durchaus ja etwas anders gestaltet ist, es ruhigere und witzigere Passagen gibt und nicht diesen enormen Spannungsbogen wie vielleicht in anderen Stories. Deswegen muss es noch lange nicht langatmig sein – aber es ist eben vielleicht „anders“. Wobei ja eh nicht jede Geschichte gleich ist.
          Mir sagt die Dystopie vom Namen her erst mal nichts, vielleicht wenn ich mir das Cover anschauen würde, allerdings habe ich mich mit Verlagsvorschauen bisher auch nicht besonders viel beschäftigt. Hoffentlich kann dich das Buch dann auch so überzeugen, wie du es dir erhoffst. Wann erscheint es denn?
          Liebe Grüße,
          Dana

          1. Hallo liebe Dana,
            ich denke auch, dass es bei den Büchern mit der Bezeichnung „cozy“ ähnlich wie bei allen anderen Büchern ist und nicht jedes Buch den persönlichen Geschmack treffen kann. Bislang bin ich allerdings sehr guter Dinge, was ähnlich angelegte Geschichten betrifft.

            The Last Bookstore on Earth erscheint am 12.03.2025 :o)

            Liebe Grüße
            Tanja

          2. Hallo Tanja,
            danke für die Info, bis zum März ist ja zum Glück noch ein wenig Zeit 😀 Aber bis dahin musst du es mir dann vielleicht auch noch mal sagen, weil ich nicht weiß, ob ich es dann wirklich noch auf dem Schirm habe 😉 Aktuell ist der Kopf irgendwie eher voll mit anderen Dingen.
            Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass deine Buchauswahl auch weiterhin ganz gut passt, egal ob cozy oder was anderes 😉
            Liebe Grüße,
            Dana

  3. Schönen guten Morgen!

    Ich freu mich grade so, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat! Ich lese sowas ja äußerst selten, aber es war eine wunderschöne Abwechslung. Wirklich eine Geschichte zum wohlfühlen, eintauchen und sich fallen lassen, mit einer Menge toller Botschaften und auch tollen Ideen!
    Auf Insta hab ich gesehen, dass nächstes Jahr ein neues Buch rauskommt, das ebenfalls in dieser Welt spielt! Ich hoffe, dass die deutsche Übersetzung davon nicht zu lange auf sich warten lässt!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Hier merkt man dann mal wieder, dass ich nicht sofort freigegeben habe, was du kommentiert hast 😉 aber schön, dass du noch mal da warst. Ich habe es noch nicht gesehen, dass es einen weiteren Band aus der Welt geben wird, ich habe mich zuletzt damit aber auch wirklich nicht so viel beschäftigt, was es so an Neuerscheinungen geben wird. ^^ Seien wir mal gespannt, wann die Geschichte übersetzt wird.

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