[gehört] Die Stille des Todes. Inspector Ayala ermittelt (Band 1) von Eva García Sáenz

©Argon Verlag
Die Stille des Todes
Inspector Ayala ermittelt  1
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Eva García Sáenz
Sprecher: Uve Teschner
erschienen September 2019
gekürzte Lesung: 782 Minuten
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Argon Verlag
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toll gesprochen, interessant zu verfolgen

Zwei junge Menschen werden tot in einer Kathedrale aufgefunden. Schon als Fakt an sich schrecklich, doch das Verbrechen an den beiden weckt düstere Erinnerungen an eine Mordserie, die vor zwanzig Jahren Vitoria erschüttert hat. Auch damals gab es Doppelmorde an historisch bedeutsamen Orten und nun scheint die Serie weiter zu gehen. Nur kann es unmöglich der gleiche Täter sein, denn der sitzt sicher verwahrt im Gefängnis. Ist es ein Nachahmer? Hat er jemanden beauftragt, seinen Plan zu vollenden? Oder ist es alles ganz anders, als man sie glauben lassen will? Inspector Ayala und seine Kollegin ermitteln auf Hochtouren, doch immer wieder laufen sie scheinbar in Sackgassen und kommen der Lösung des Rätsels nur quälend langsam auf die Spur.

Für mich war es absolut die richtige Entscheidung zum Hörbuch zu greifen. Die ganzen spanischen Namen für die Figuren und Orte hätten mich beim Lesen vermutlich wahnsinnig gemacht, weil ich immer überlegt hätte, wie sie richtig ausgesprochen werden oder man hätte sich irgendwann eine höchstwahrscheinlich falsche Form oder Abkürzung gemerkt, damit das Lesen nicht immer aus dem Tritt gebracht wird. Der Sprecher macht hier echt einen tollen Job. Bei ihm klingen die spanischen Begriffe sehr melodisch und flüssig, es hat Spaß gemacht ihm dabei zuzuhören und so kam auch das Flair einiger Dinger besser rüber, als wenn ich mich da selbst durchgewurschtelt hätte. Aber nicht nur was die spanischen Wörter und Namen angeht, hat er einen guten Job gemacht. Ich mag die Klangfarbe von Uve Teschner sehr und habe schon einige Hörbücher gehört, die er gelesen hat. Die tiefe Stimme passt aus meiner Sicht sehr gut zu Thrillern (ich könnte mir aber gut vorstellen, dass er auch andere Genre super liest) und es gelingt ihm immer wieder gut, die Atmosphäre der Geschichte lebendig zu transportieren. Anpassungen in der Stimmhöhe, Betonung, Sprechweise und Lautstärke machen es außerdem möglich, die Charaktere gut voneinander zu unterscheiden und gleichzeitig viel von ihrer Stimmungslage mitzubekommen. Das Buch wird sehr stimmungs- und klangvoll gelesen, ich habe mich die gesamte Zeit gut mitgenommen gefühlt.

Inspector Unai López de Ayala und Inspectora Estíbaliz Ruiz de Gauna sind die beiden hauptsächlich ermittelnden Beamten in der neuen Mordserie. Dafür untersuchen sie auch die damaligen Fälle, die zu einer Zeit passiert sind, als sie selbst noch nicht im Dienst waren. Verschiedene Leute werden befragt, Akten durchwühlt, Spuren verfolgt und wieder fallen gelassen. Hinweise tun sich auf, die dann im Sande verlaufen oder vielleicht brauchbar wären, wenn es weitere Dokumente oder Zeitzeugen gäbe. Immer wieder gibt es Ungereimtheiten und Auffälligkeiten, ihnen intensiv nachzugehen, gestaltet sich jedoch oft als schwierig. Auch der verurteilte Täter wird mehrfach kontaktiert, was ich sehr interessant fand. Dabei werden nämlich ebenfalls neue Fragen aufgeworfen und man kann als Zuhörer miträtseln, was nun eigentlich wahr ist und was nicht. Verschiedene Wege und Möglichkeiten tun sich in der Zwischenzeit auf, Stück für Stück ergeben sich mehr Fakten, die in bestimmte Richtungen führen. Manchmal habe ich mich auch in die Irre führen lassen, teilweise habe ich aber auch nicht an die Schuld der möglichen Verdächtigen geglaubt. Das machte das Zuhören aber sehr spannend, weil man einfach eine ganze Zeit lang nicht recht wusste, wie nun alles zusammenhängt und wo der Punkt ist, der die Verbindungslinie offenbaren wird. Als dieser Punkt da war, war für mich recht klar, wer dahinter stecken muss, hier hatte man als Zuhörer gegenüber den Ermittlern jedoch einen Wissensvorsprung, der mich persönlich aber nicht gestört hat. Es war trotzdem interessant zu verfolgen, wie sie nach Verdächtigen und Beweisen suchen, wie sie Stück für Stück der Wahrheit auf die Spur kommen.

Schön fand ich auch, dass die persönliche Geschichte der Beamten auch immer wieder thematisiert wird. Vor allem die Familie von Unai, aber auch die von Estí haben hin und wieder Berührungspunkte innerhalb der Handlung. Das gibt den Charakteren mehr Tiefe und man erfährt etwas mehr zu ihren Hintergründen, ihrer Vergangenheit und ihrem Werdegang. Auch die Chefin der beiden, Subcomisaria Alba Díaz de Salvatierra, lernt man etwas besser kennen. Insgesamt waren mir die Ermittler nicht unsympathisch, an einigen Stellen wirkten sie etwas unterkühlt, teilweise konnte ich das aufgrund ihrer Situation oder Erlebnisse verstehen, an anderen Stellen hätte ich mir vielleicht mehr Offenheit und Gespräche gewünscht. Allerdings müssen sie auch eine gewisse Professionalität wahren und daher die persönlichen Interessen, das eigene Verlangen und Wünsche zurückstellen. Ich hab Unai und Estí nun nicht unbedingt ganz fest ins Herz geschlossen, sie waren aber ein gutes Team und ich habe sie gern begleitet. Beide haben ihre Ecken und Kanten und verstehen sich privat größtenteils auch gut, wodurch man noch etwas privatere Einblicke bekommt.  Möglicherweise sind hier aber auch ein paar der Entwicklungen durch die Kürzung des Hörbuches auf der Strecke geblieben. Sonst habe ich das nicht unbedingt gemerkt, aber beim richtigen Fall ist vermutlich auch nicht so sehr viel rausgekürzt worden sein. Mit 13 Stunden ist das Hörbuch insgesamt ja auch nicht kurz.

Neben den Passagen in der Gegenwart gibt es auch einige Kapitel, die in den 1970er Jahren spielen. Zunächst hat sich mir dort nicht erschlossen, wieso man diese Einblicke bekommt. Die frühere Mordserie war 1996, damit hatte es also ganz offensichtlich nicht direkt etwas zu tun. Zu den Ereignissen der Vergangenheit möchte ich gar nicht so viel sagen, irgendwann kam aber der Punkt, an dem man dann wusste, wieso diese Rückblicke wichtig sind und was sie mit den aktuellen Geschehnissen zu tun haben.

Einige der medizinischen Fakten schienen aus meiner Sicht nicht unbedingt realistisch, aber mir ist auch bewusst, dass es da in Büchern nicht immer den Anspruch gibt, das korrekt darzustellen und es angepasst wird, damit es eben in die Geschichte passt. Das ist aber auch nur ein kleiner Kritikpunkt, mir hat das Hörbuch schon gefallen. Zwischendurch wurde das Tempo gesteigert, der Druck auf die Beamten steigt, sie geraten selbst in gefährliche Situationen. Die Ermittlungen waren schön zu verfolgen und nebenbei gab es noch einige private Entwicklungen und Einblicke. Alles in allem also eine gute Mischung und ich kann mir gut vorstellen weiter zu hören – aber nicht zu lesen, die Namen… 😉

Fazit

Ein toll, mitnehmend und atmosphärisch gesprochenes Hörbuch, das mir insgesamt gut gefallen hat. Ich mochte die verschiedenen Ermittlungsansätze und die Suche nach Hinweisen und Spuren, die immer wieder in verschiedene Richtungen führen und zum miträtseln einladen. Es war durchweg interessant und es gab auch immer wieder richtig spannende Passagen, die dann von etwas ruhigeren abgelöst wurden. Ich kann mir gut vorstellen auch die anderen Hörbücher der Reihe noch zu hören – da hat man dann auch keine Schwierigkeiten mit den ganzen spanischen Begriffen.

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