[gelesen] Kaputte Herzen kann man kleben von Kristina Günak

Rezensionsexemplar

©Bastei Lübbe
Kaputte Herzen kann man kleben

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Kristina Günak
erschienen Juni 2021
300 Seiten
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Bastei Lübbe
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sommerlich-leichte Liebesgeschichte mit auch ernsten Themen

Luisa ist alleinerziehend und voll berufstätig. Für sie ist es oft schwierig alles unter einen Hut zu bekommen und dabei noch das Gefühl zu haben, allem und jedem Gerecht zu werden. Als ihr Körper die Notbremse zieht, ist sie gezwungen, sich eine Auszeit zu nehmen, sich zu regenerieren und dann hoffentlich mit neuer Kraft wieder einsteigen zu können. Gemeinsam mit ihrer Tochter Amelie fährt sie zu ihrer Tante Mimi nach St. Peter-Ording um dort den Sommer zu verbringen. Schon die frische Nordseeluft tut der abgespannten Hebamme unglaublich gut, doch das ist noch längst nicht alles, was der Trip in den Norden für sie bereit hält.

Protagonistin Luisa nimmt den Leser aus der Ich-Perspektive mit. So ist man sehr intensiv mit der 45jährigen unterwegs und erhält detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, in denen sich im Verlauf der Geschichte so einiges tut. Ich fand es schön, die Entwicklung von Luisa mit zu verfolgen und zu erleben, wie sich Stück für Stück etwas in ihrem Kopf ändert, wie sie sich frei macht von einigen Zwängen der Gesellschaft und selbstauferlegten Pflichten, die gar nicht immer in der Form nötig sind. Dabei hilft ihr die neue Umgebung und die vielen tollen Menschen, die sie in St. Peter-Ording kennenlernt. All die Personen, die dazu kommen, lassen ein sehr buntes und abwechslungsreiches Figurenbild entstehen und es wird wahrlich niemals langweilig. Die Charaktere können sowohl Spaß miteinander haben, als auch über ernste Themen sprechen und sich gegenseitig auffangen. Manchmal mag man den Eindruck haben, die Fülle an „schrägen“ Charakteren ist recht groß, aber eigentlich sind sie alle nur mitten aus dem Leben gegriffen und man kann sich gut vorstellen, dass Luisa tatsächlich auf so eine aufgeweckte, lebhafte Truppe trifft, die sich genau deswegen gefunden hat und so gut versteht, weil sie zu einem gewissen Teil ähnlich Sorgen haben oder hatten und sich als Gemeinschaft sehen, die füreinander da sein und sich unterstützen wollen, damit die Probleme ein bisschen weniger schwer auf ihnen lasten. Auch wenn Luisa im Mittelpunkt der Handlung steht, erfährt man auch von den anderen, was sie umtreibt, mit was für Hürden sie zu kämpfen haben und wie sie versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen, ohne vollständig dabei auszubrennen. Dabei ist es okay, Fehler zu machen und es wieder zu versuchen, eine Einstellung, die ich sehr mochte.
Auch Luisas Tochter Amelie (8) mochte ich richtig gern. Man kann im Buch miterleben, wie sie aufblüht und selbstständiger wird, sich den Herausforderungen und Aufgaben auf dem Hof ihrer Großtante stellt und sichtlich Spaß dabei hat. Die ländlich geprägte Umgebung ist eben auch so ganz anders als die Großstadt München, in der sie aufwächst.
Schön fand ich auch, dass nicht immer alles war, wie es zunächst wirkte. Viele der Charaktere hatten noch mehr zu „bieten“ als man auf den ersten Blick sieht. Geheimnisse, Päckchen, die sie zu tragen haben, verletztes Vertrauen, Trauer, Wut und Frust spielen unter anderem eine Rolle. So fließen wie nebenbei ganz verschiedene Themen in die Handlung mit ein und waren, für mein Empfinden, gut in die Geschehnisse eingeflochten und zeigen, wie vielfältig das Leben ist. Es werden nicht nur die Sonnenscheinseiten betrachtet und wirkt damit einfach authentisch. Liebe, Freundschaft und Familie werden in unterschiedlicher Weise thematisiert, ebenso verschiedene Krankheiten, finanzielle Probleme, Homosexualität, Verantwortung, Erziehung und auch Dinge, die speziell und nur Luisa betreffen, wie ihren Job als Hebamme und ihre allgemeine Situation.

Der Schreibstil von Kristina Günak hat mir wieder gut gefallen. Sie hat eine tolle Art zu schreiben und einen mit durch die Geschichte zu nehmen. Das Buch hat sich sehr zügig und flüssig lesen lassen und trotz der vielen ernsten Themen, die in der Handlung enthalten waren und die Stimmung dadurch auch mal gedrückt haben, wurde eine gewisse Leichtigkeit erhalten. Die tollen Beschreibungen der Umgebung haben ein schönes Bild in meinem Kopf entstehen lassen. Das Meer ist einfach ein toller Ort, an dem man gut die Seele baumeln und ebenso gut nachdenken und sich irgendwie erden kann.
Bis auf ganz kleine Kritikpunkte mochte ich die Entwicklung in der Handlung richtig gern. Es wirkte stimmig und passte auch zu den Charakteren, ihren Vorstellungen und Wünschen, aber auch zu ihren Schwierigkeiten. Es gab zahlreiche wundervolle Augenblicke und auch Aspekte und Gespräche, die einen zum Nachdenken bringen oder in denen man sich evtl. selbst wiederfinden kann.
Zum Ende hin ging es mir dann allerdings fast etwas schnell. Da hätte ich gern noch mehr Einblicke gehabt und etwas intensiver erfahren, wie es für Luisa und die anderen weiterging, welche Steine sie noch aus dem Weg räumen mussten und so weiter. So wirkte es unproblematischer und beschleunigter, als es höchstwahrscheinlich gewesen sein wird. Trotzdem hat mich der Abschluss des Buches zufriedengestellt, auch wenn sich ein Großteil des Weges im Verlauf abgezeichnet hat.

Fazit

Eine wirklich schöne Geschichte, die sich sehr schnell hat lesen lassen. Mir hat die die Kombination aus der Ernsthaftigkeit und dem sommerlichen Feeling gut gefallen. Die Entwicklungen sind nicht alle überraschend, aber das ist es in Liebesgeschichten ja auch eher selten, trotzdem mochte ich den Weg zum Ziel sehr gern. Es gab einige Stolpersteine, aber auch viele tolle Momente, in denen Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe es für die Charaktere erträglicher und hoffnungsvoller gemacht hat.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar im Rahmen der Lesejury-Leserunde.

Andere schöne Bücher der Autorin:

 

9 Gedanken zu „[gelesen] Kaputte Herzen kann man kleben von Kristina Günak“

  1. Hallo liebe Dana,
    da hat die Autorin ja wirklich viele Themen in ihre Geschichte mit eingewoben. Dass dir der Mix so gut gefallen hat, spricht dafür, dass sie diese gekonnt in die Geschichte verpackt hat. Auch das Setting spricht mich hier sehr an. Du hast mir ja schon über die SN ein wenig von der Geschichte berichtet. Es gibt da einen Punkt (eine Krankheit), mit der ich mich aus persönlichen Gründen etwas schwer tue und die ich in Büchern immer noch ein wenig meide. Aber ansonsten klingt das Buch richtig gut. Ich freue mich, dass du so eine schöne Lesezeit damit hattest <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      ich kann verstehen, dass es Themen gibt, mit denen man sich nicht ständig auseinandersetzen mag oder die einem dann das Lesen vielleicht auch einfach schwer machen. Da hat vermutlich jeder so Themen, die für ihn nicht so gut gehen. Für mich passte der Mix, das Setting und die Figuren auf jeden Fall. Ich find es auch einfach toll, dass die Charaktere so herrlich unperfekt sind und auch ihre Probleme und Schwierigkeiten haben. Wer hat die schließlich nicht?
      Aber auch die anderen Bücher der Autorin, die ich kenne, haben mir richtig gut gefallen. 😉
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Huhu Dana,

    das klingt nach einem absoluten Wohlfühlbuch. Es wirkt wie eine tolle Familiengeschichte, die wie aus dem Leben gegriffen ist. Solche Geschichten lese ich auch immer wieder gerne. Bisher hat mir die Autorin aber noch gar nichts gesagt. Den Titel werde ich mir mal vermerken, da es genau etwas für mich sein könnte. ♥

    Schön, dass dir der Roman bis auf kleine Kritikpunkte so gut gefallen hat.

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

    1. Hallo Leni,
      ich habe, wie unter der Rezi verlinkt, auch schon andere Bücher der Autorin gelesen bzw. gehört und mochte auch die echt gern. Ihre Charaktere sind eben s schön unperfekt, also wirklich aus dem Leben gegriffen. Und klar kommt auch mal das eine oder andere zusammen, bei dem man vielleicht denkt „na ob das jetzt wirklich alles da in einem Ort anzutreffen wäre“, aber auf der anderen Seite, warum nicht? Es sind zumindest keine so schräg-ungewöhnlichen Aspekte, dass es nicht sein könnte. Jeder hat doch so seine Ecken und Macken, Probleme usw.
      Vielleicht greifst du ja auch mal zu einem ihrer Bücher, lass mich dann gern wissen, wie dir die Geschichte gefallen hat 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Liebe Dana,

    vielen Dank für die schöne Buchvorstellung 😀 Das Setting klingt ja wirklich toll, es ist zwar etwas her, dass ich in SPO war, aber es war immer sehr schön da an der Nordsee. Auf jeden Fall klingt das Buch nach einer Sommergeschichte mit ernsten Themen. Ich schreibe es mir auf jeden Fall auf die Wunschliste.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      da ich in Ostseenähe wohne, bin ich nicht so oft an der Nordsee 😉 Aber das Meer hat definitiv sehr einladende Seiten, ich bin gern am Wasser.
      Falls du es mal lesen solltest, wünsche ich dir ganz viel Freude damit 🙂
      Liebe Grüße
      Dana

  4. Hallo liebe Dana,

    das klingt nach einem wirklich schönen Buch mit Wohlfühlfaktor. Meine Mama liest solche Bücher unheimlich gerne, deshalb habe ich ihr den Titel direkt mal weitergeleitet 🙂 An der Nordsee war ich tatsächlich noch nie, finde es aber immer schön, wie man sich durch Bücher direkt an ferne Orte träumen kann *-*

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

    1. Hallo Lisa,
      wenn deine Mutter gern so Bücher liest, dann könnte es ja vielleicht wirklich was für sie sein. Auch die anderen Bücher der Autorin, die ich bisher gelesen oder gehört habe, mochte ich sehr.
      Mit den Geschichten, die man so liest, bereist man ja das eine oder andere fremde Land oder eben Regionen, in denen man noch nicht so war, ich mag das auch immer gern und manchmal ergeben sich daraus vielleicht sogar Reisewünsche 🙂
      Ich wollte z.B. 2019 gern mal wieder an die Nordsee, wusste aber nicht wohin. Am Ende ist es dann Norden Norddeich geworden, weil da eine Krimi-Reihe spielt, von der ich ein paar Bände gelesen hatte. 😀
      Liebe Grüße
      Dana

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