[gelesen] Freiheit in mir von Gil Ofarim

Rezensionsexemplar

© Droemer Knaur
Freiheit in mir

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Gil Ofarim
erschienen im Juni 2021
240 Seiten
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Droemer Knaur
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offene und ehrliche Einblicke, sehr angenehm zu lesen, macht nachdenklich und hat beeindruckt

Für Gil Ofarim lief wahrlich nicht alles nach Plan in seinem Leben. Als Teenager ist er musikalisch durchgestartet, doch der einstige Erfolg war nicht von Dauer. Es folgten harte Zeiten mit zahlreichen Rückschlägen, neuen Versuchen, anderen Projekten, Zweifeln, Hoffnungen und mit verschiedenen Menschen, die ihn inspiriert, motiviert und unterstützt haben. Und selbst wenn man im ersten Moment vielleicht denkt „sein Leben ist so ganz anders als das eigene“ so wird man beim Lesen der Biographie dann vielleicht doch immer wieder merken, wie viele Parallelen es möglicherweise doch gibt bzw. wie viele Dinge übertragbar sind und dass er am Ende auch nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen und Ecken und Kanten ist und mit einem Weg, der nicht immer geradlinig verläuft, auf dem er sich aber dennoch selbst gefunden hat.
Mir hat der Schreibstil richtig gut gefallen. Ich fühlte mich durchweg gut mitgenommen und es wurde niemals langatmig, obwohl es in einer Biographie ja nicht den klassischen Spannungsbogen gibt, den man in anderen Geschichten hat. Ich hatte den Eindruck Gil Ofarim erzählt sehr ehrlich von den Dingen, die ihm passiert sind, die er erlebt hat, die ihn haben straucheln lassen und auch von den Sachen, die ihm geholfen haben, wieder aufzustehen, sich zu erden und weiter zu machen. Er wirkte auf mich dabei authentisch, was mir richtig gut gefallen hat. Es gibt Augenblicke zum Schmunzeln, aber auch Passagen, in denen Schmerz oder Nachdenklichkeit dominieren.
Natürlich berichtet Gil von den „Sonnenseiten“, von erfolgreichen Momenten und dem Rausch auf der Bühne, aber genauso offen schildert er auch, wie schwierig es zwischendurch war und geht dabei sowohl mit seinen eigenen Entscheidungen als auch mit denen von anderen kritisch um. Fehlentscheidungen einzugestehen, ist nicht leicht, aber wichtig, um wieder nach vorn schauen zu können, sich neu zu finden und weiter zu machen. Man erhält Einblicke in die ehrgeizige und disziplinierte Arbeit des Musikers und Schauspielers, der sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt und bei denen dann Aufgeben keine Option ist. Aber man kann auch hinter die Mauern blicken und bekommt sehr persönliche Eindrücke von dem Menschen abseits der Öffentlichkeit, von Selbstzweifeln und privaten Schwierigkeiten und Hürden, von traurigen Augenblicken und motivierenden Erlebnissen.
Ich hatte nie das Gefühl, dass er mit irgendwem „abrechnet“, es wirkte eher wie ein ehrliches Aufzeigen von Schwierigkeiten und Sachen, die nicht optimal gelaufen sind. Eine Rolle spielte dabei zum Beispiel der Druck, den die Presse teilweise ausübt und den man aushalten muss, die Fehlmeldungen, die Probleme, die dabei dann auch im Privatleben entstehen. Eine gewisse Frustration und eine große Portion Unverständnis schwingt dabei mit – verständlicherweise – aber dennoch empfand ich es als nicht künstlich aufgeputscht oder überdramatisiert. Es muss unglaublich erschütternd, verletzend und auch einengend sein, wenn man auf Schritt und Tritt verfolgt wird und jeder sich dabei zusammenreimt, was ihm gutes Geld mit den Artikeln einbringt, egal ob es der Wahrheit entspricht oder nicht. Und trotzdem wirkte die Art, wie Gil Ofarim das beschreibt und versucht damit umzugehen, respektvoll, aber nicht beschönigt. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen all der Dinge, die er erlebt hat, hat er tolle Werte, die im Buch immer wieder zu spüren sind, die er auch zeitweise thematisiert und die er auch an seine Kinder weitergibt – einfach toll! Die Menschen, denen wir begegnen, die uns in unserem Leben begleiten, die uns nah sind, aber auch die, die sich von uns abwenden, uns etwas neiden oder obwohl sie uns gar nicht kennen, eine Meinung von uns haben, prägen uns und unsere Entwicklung. Eine Tatsache, die ihm bewusst ist und die immer wieder in unterschiedlicher Form aufgegriffen wird. Schön und berührend fand ich auch, wie er verschiedenen Menschen dafür dankt, wie sie ihn unterstützt haben, wie sie da waren, egal wie es ihm ging.
Gil Ofarim lobt sich selbst nicht in den Himmel, er geht durchaus kritisch mit sich und seinen Entscheidungen um, gesteht sich Dinge ein, die man sonst vielleicht lieber von sich wegschieben wollen würde. Es hat mich tief beeindruckt, wie offen er mit gewissen Aspekten umgeht und wie er immer wieder Worte findet, die einen abholen und mitnehmen und eben zeigen, dass er auch nur ein Mensch ist und manches gar nicht so anders ist, als bei einem selbst. So wurde ich auch immer wieder zum Nachdenken und Selbstreflektieren angeregt und ich schätze, viele Leser können aus diesem Buch etwas für sich mitnehmen. Am Ende muss natürlich jeder seinen eigenen Weg gehen und finden und einen eigenen Zugang zu gewissen Dingen entwickeln, aber möglicherweise können die Denkanstöße, die man erhält und die Art und Weise, die er damit umgegangen ist und einen Weg für sich gefunden hat, auch für andere funktionieren.

Fazit

Eine wirklich schöne Biographie, die auf mich sehr offen und authentisch wirkte. Man erhält Einblicke in die musikalische Entwicklung mit all den Höhen und Tiefen, ebenso aber auch in die persönlichen Bereiche, die den Menschen betreffen, der nicht auf der Bühne steht. Gil Ofarim musste einige harte Phasen und Rückschläge einstecken und doch hat er sich immer wieder aufgerappelt, hochgekämpft, seinen Weg gefunden, auch wenn er dabei vielleicht ab und an falsch abgebogen ist und sich neu orientieren musste. Einige Passagen haben mich sehr berührt, andere nachdenklich gestimmt, ich fühlte mich aber in jedem Fall durchweg mitgenommen von der angenehmen, lebensnahen Art, wie er schildert, was ihm widerfahren ist. Besonders schön finde ich seine Werte und Einstellungen, die er sich trotz all der Dinge, die er erlebt hat, erhalten hat und die ihm wichtig sind. Mit einigen seiner Aussagen und Herangehensweisen hat er mich beeindruckt und ich kann mir gut vorstellen, einige Passagen aus seiner Biographie erneut zu lesen. Das folgende Zitat aus dem Buch fand ich sehr treffend und möchte es als Abschluss meiner Rezension nutzen:

Du musst nicht immer perfekt sein; sei doch einfach nur der beste Gil, der du am heutigen Tag sein kannst.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gelesen] Freiheit in mir von Gil Ofarim“

  1. Hallo Dana,

    hm, ich denke mal bei Menschen auf der Bühne gibt es immer schöne und auch dunkle Momente,wie bei jedem anderen arbeitenden Menschen auch….und deshalb kommen wahrscheinlich auch solche Gedankengänge wie Nachdenklichkeit…Eigenereflektion auf, weil auch Stars sich letztendlich als normale Menschen outen.

    Nur vielleicht in einer ganz anderen unbekannten zumindest für die meisten Welt leben …in ihrem Leben als Star mit mehr Geld und Ruhm…als der Normalo auf der Straße….

    LG…Karin…

    1. Hallo Karin,
      da wirst du schon recht haben, in jedem Leben gibt es sonnige und schattige Momente, Grund zur Freude und Grund zum Trauern. Trotzdem empfand ich die Art, wie er mit dem Erlebten umgeht sehr angenehm und mitnehmend. Vielleicht auch weil er nicht dieser Star ist, der seit Jahrzehnten an der Spitze der Charts steht, 20 Häuser auf der ganzen Welt hat und seine eigene Fluglinie. Er ist eben sehr viel bodenständiger und schätzt viele Dinge, besonders die guten, die ihm widerfahren und das Glück, das er zwischendurch natürlich auch einfach hatte, aber eben auch Familie und Freunde, die ihm unglaublich viel bedeuten.
      Liebe Grüße
      Dana

  2. Hallo liebe Dana 🙂

    Ich habe gar nicht mitgekriegt, dass Gil Ofarim ein Buch geschrieben hat, deshalb war ich sehr neugierig auf deine Rezension dazu. Ich kenne ihn eher vom Sehen her, weil er mal bei The Masked Singer mitgemacht hat und ich seine Stimme angenehm in Erinnerung habe. 🙂

    Was du beschreibst, klingt aber nach einer sehr schönen Biografie, bei der auch die notwendige Selbstreflektion dabei ist. Ich hab damals, als er bei Let’s Dance mitgemacht hat, die Grüchte um ihn und seine Tanzpartnerin und die anschliessende Trennung von seiner Frau und das Drama um seine Kinder am Rande mitbekommen. Geht er darin denn auch im Buch ein? Ein bisschen höre ich aus deiner Rezension heraus, dass vieles davon Falschmeldungen waren und er darunter gelitten hat?

    Liebe Grüsse
    Mel

    1. Hallo Mel,
      bei der Menge an Büchern, die erscheint, kann man auch gar nicht alles mitbekommen 😉 Ich habe The Masked Singer damals nur sehr selten verfolgt, weiß aber, dass er da mit dabei war und auch von Let’s Dance hatte ich nicht alles mitbekommen, dementsprechend auch nicht all die Gerüchte, die es da so gab. Ich hatte zwar die eine oder andere Folge gesehen, interessiere mich für den Klatsch und Trasch aber nicht so 😉 Er geht um Buch auf jeden Fall auf diese Themen mit ein, aber es wird nicht bis ins Detail offen gelegt und auch nicht ausgeschlachtet. Was ich sehr angenehm fand. Aber die Zeit bei Let’s Dance und die darum kursierenden Gerüchte sind mit eingeflochten, ebenso geht es auch kurz um seine Frau bzw. die Trennung/Scheidung und immer auch wieder um seine Kinder. Es geht aber eben auch viel einfach darum, wie er nach Rückschlägen wieder aufgestanden ist usw.
      Er sagt aber auch recht offen, dass in der Presse eben auch nicht immer alles stimmt und dass einige Journalisten so manchen Trick anwenden, damit sie ein Foto bekommmen, dass zu ihrer Story passt. Ich fand das ziemlich erschütternd… also nicht dass es auch Falschmeldungen gibt, sondern die Art und Weise, wie das teilweise angegangen wird. Und solche Falschmeldungen können eben auch manches kaputt machen.
      Liebe Grüße
      Dana

  3. Huhu liebe Dana,
    Biographien sind nicht mein Ding. Wenn, dann müsste mich der Künstler interessieren. Es klingt auf jeden Fall interessant und beweist, auch Celebrities sind Menschen wie du und ich und kämpfen mit den gleichen Problemen, wenn auch in anderen Größenordnungen.
    Auf jeden Fall eine Rezension, die neugierig macht.
    LieGrü
    Elena

    1. Hallo Elena,
      ich würde auch nicht von jedem die Biografie lesen. Entweder muss mich der Mensch interessieren oder ich muss aus einem anderen Grund neugierig darauf geworden sein 😉 Es wird sicher auch nicht zu meinem bevorzugten Genre, aber in diesem Fall war ich wirklich beeindruckt und fühlte mich absolut gut mitgenommen und auch in den eigenen Gedanken angestoßen.
      Liebe Grüße
      Dana

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