[gelesen] Die Farben des Windes von Tanja Bern

Rezensions-& Testleseexemplar

©digital publishers
Die Farben des Windes

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Autoren: Tanja Bern
erschienen 8. April 2021
315 Seiten
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digital publishers
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bewegende, gefühlvoll erzählte Geschichte

Rebecca Maywood und Noah Mikaels leben in Wolfsberry, einer kleinen Stadt in Kanada, und auch wenn sie sich vom Sehen kennen, hatten sie bisher nicht viel miteinander zu tun. Als sich die beiden zufällig in der Bibliothek über den Weg laufen, kommen sie das erste Mal richtig ins Gespräch. Schnell spürt Rebecca, wie wohl und verstanden sie sich in Noahs Gegenwart fühlt, wie leicht und unbeschwert es ist, Zeit mit ihm zu verbringen. Doch ihre Familie hat etwas dagegen, hegt Groll und Vorurteile gegen Noahs Wurzeln und drängen Rebecca, die entstehende Verbindung zwischen ihnen abzubrechen. Die 19-Jährige muss für sich und ihre Zukunft verschiedene Entscheidungen treffen und sucht dafür Zuflucht bei ihrer Tante Clara, bei der sie auf etwas mehr Ruhe hofft, um ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche zu sortieren. Was sie bei Clara findet, ist zunächst jedoch etwas anderes, denn durch ihre Erzählungen taucht Rebecca in eine berührende Geschichte aus der Vergangenheit ein, die so manches erklärt…

Der angenehme, flüssige und gefühlvolle Schreibstil von Tanja Bern hat mich von Beginn an sehr gut mit durch die Geschichte genommen. Das Buch spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen, in die man getrennt voneinander eintaucht, die jedoch einen direkten Zusammenhang haben. Zunächst beginnt die Handlung in der Gegenwart und schildert die Situation von Protagonistin Rebecca, die eigentlich alles hat, was man braucht, um positiv in die Zukunft zu schauen. Doch die 19-Jährige hadert mit den Wünschen ihrer Eltern und erhofft sich einen anderen Weg als den, der für sie vorgesehen ist. Auch kann sie sich nicht mehr mit allen Einstellungen und Erwartungen anfreunden, die ihre Familie an den Tag legen. Umso mehr Zeit sie mit Noah verbringt, umso klarer wird für sie, wie wenig sie über den Tellerrand geschaut und wie viel mehr die Welt zu bieten hat. Auch zuvor stand sie nicht bedingungslos hinter dem festgefahrenen Bild, dass ihr Vater vorlebt, aber sie war eher vorsichtig und unsicher, hat einiges kommentarlos hingenommen, selbst wenn sie anderer Meinung war und war insgesamt doch recht geprägt von dem, was zu Hause besprochen und verlangt wurde. Es war schön zu sehen, wie Rebecca nach und nach mehr zu ihren eigenen Wünschen und Gedanken steht, wie sie aus ihren Fesseln ausbricht, selbstbewusster und zielstrebiger wird.
Die meisten Kapitel der Gegenwart werden aus der Ich-Perspektive von Rebecca geschildert, so dass man viel von ihrer Gedanken- und Gefühlswelt mitbekommt und auch ihre Wandlung intensiv miterleben kann. Da die Protagonistin viel Zeit mit Noah verbringt, erfährt man auch über ihn im Verlauf des Buches immer mehr. Ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen und mochte auch die beiden Kapitel aus seiner Perspektive sehr gern. Er stammt von den Native Americans ab, ist allerdings nicht bei seinem Volk aufgewachsen. Trotzdem hat Noah eine ganz andere Sichtweise auf die Natur und Erlebtes. Ihn aktiv zu begleiten, hat in mir noch mal andere Gefühle ausgelöst, als bei Rebecca. Er ist einfühlsamer, aufmerksamer und in sich mehr gefestigt, unabhängig davon, was andere von seinen Einstellungen und Gedankengängen wohl halten mögen. Noah ist eine unglaublich tolle Figur, der es immer wieder schwer gemacht wird. Ihn gemeinsam mit Rebecca zu erleben, hat mir auch gut gefallen. Die beiden harmonieren sehr gut miteinander, auch wenn das nicht von allen gern gesehen wird. Sie interessieren sich für das, was im anderen vorgeht, necken sich, öffnen sich in ihren Gesprächen immer mehr und geben sich trotz teilweise unterschiedlicher Erfahrungen und Meinungen den Raum sich zu entfalten, zu wachsen und einfach sie selbst zu bleiben. Ihre Gefühle füreinander und ihre gemeinsamen Erlebnisse stärken sie auf eine sehr schöne Art und Weise.

Der Mittelteil des Buches, der im 19. Jahrhundert spielt, wird dann von einem personalen Erzähler geschildert. Tante Clara lässt ihre Nichte in die Vergangenheit eintauchen und lüftet dabei Geheimnisse, die Auswirkungen bis in die Gegenwart haben. Diese Kapitel waren für mich sehr bewegend und spannend gleichermaßen. Ich habe die Charaktere sehr gern auf ihrem oft steinigen Weg begleitet, habe mit ihnen mitgefiebert und mitgelitten. Interessant war es dabei auch mehr über die Kultur und Lebensweise der Natives zu erfahren und wie es ihnen zu der damaligen Zeit in Wolfsberry so ergangen ist. Dabei schwingt auch der eine oder andere spirituelle oder mystische Aspekt mit, was ich als sehr passend für die Ureinwohner empfand, unabhängig davon, wie viel Bezug man selbst möglicherweise dazu hat oder woran man so glaubt. Es fügt sich einfach sehr stimmig in das entstehende Bild ein.

Detailreiche Beschreibungen lassen sowohl die Figuren, als auch die Schauplätze in beiden Zeitebenen lebendig werden und einen noch intensiver in die Handlung eintauchen. Dabei sollte man sich von den teilweise malerischen Orten jedoch nicht täuschen lassen, denn die Geschehnisse sind nicht immer nur idyllisch und positiv. Vorurteile und Ausgrenzung und daraus resultierende Ereignisse spielen sowohl im 19. Jahrhundert, als auch in der Gegenwart eine Rolle. Es gibt jedoch auch sehr schöne Momente, die mir unter die Haut gingen, selbst wenn nicht jede der Situationen dann auch gut ausgeht.

Fazit

Mir hat auch dieses Buch von Tanja Bern wieder richtig gut gefallen. Es ist eine bewegende, gefühlvoll erzählte Geschichte, die unterschiedliche Aspekte vereint, stellenweise nachdenklich und traurig stimmt, mit anderen Passagen aber auch einfach für Glücksgefühle sorgt. Besonders ergreifend empfand ich den Ausflug in die Vergangenheit, in der man intensiv in das Leben der Native Americans eintaucht. Aber auch die Kapitel in der Gegenwart mochte ich gern und es war schön, die Figuren auf ihrem Weg zu begleiten und zu sehen, wie sie sich entwickeln und teilweise aus ihren Fesseln ausbrechen.

 

Ich danke der Autorin für das bereitgestellte Testlese- und Rezensionsexemplar.

2 Gedanken zu „[gelesen] Die Farben des Windes von Tanja Bern“

  1. Hallo liebe Dana,

    hm, von dieser Autorin kenne ich schon “ Schattenhauch“ und „die Töchter der Tarlington Manor“
    Vielleicht auch schon bekannt?

    LG..Karin..

    1. Hallo Karin,
      die Töchter von Tarlington Manor habe ich gelesen und mochte das Buch ebenfalls sehr. Schattenhauch kennt Anja, das habe ich selbst allerdings bisher noch nicht gelesen, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
      Ich mochte auch „Das Geheimnis der schwedischen Briefe“, „Der silberne Flügel“, „Das Geheimnis von Seynford Hall“ und die Galway Girl Reihe sehr gern 🙂 Vielleicht sind das ja auch noch Bücher für dich?
      Liebe Grüße
      Dana

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