[gelesen] Winterküsse in Paris. Spitzentanz und Zirkusliebe von Claire Bonnett

Rezensionsexemplar

©Impress
Winterküsse in Paris. Spitzentanz und Zirkusliebe

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Autoren: Claire Bonnett
erschienen im November 2020
265 Seiten
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hier geht’s zum Verlag
Impress (Carlsen)
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zwischen Liebe und Perfektion im Scheinwerferlicht

Im Scheinwerferlicht der Pariser Oper lebt Coco ihren großen Traum. Sie ist eine erfolgreiche Balletttänzerin und darf in großen Aufführungen auch Soloparts tanzen. Coco hat hart gearbeitet, um dort zu stehen und das Publikum mit ihrer Kunst und Leidenschaft zu verzaubern. Mitten im Höhepunkt ihrer Darbietung passierte dann ein folgenschwerer Unfall, der sie auch ein Jahr später noch verfolgt und es unmöglich macht, befreit und glamourös über die Bühne zu schweben. Doch wenn sie ihre Anstellung in der Oper nicht verlieren möchte, muss sie es schaffen, ihre Ängste zu besiegen. Dafür geht Coco ungewöhnliche Wege und sucht Hilfe bei Trapezkünstler Farid im Zirkus…

Die Leidenschaft für das Ballett nimmt einen großen Teil der Geschichte ein. Für Protagonistin Coco gibt es nichts Wichtigeres als zu tanzen, ihre Rollen perfekt auf die Bühne zu bringen und dafür nimmt sie vieles in Kauf. Als ein Unfall in einer Aufführung sie aus dem Leben reißt, liegt ein sehr steiniger und harter Weg vor ihr, um überhaupt wieder Ballerina sein zu können. Doch so hartnäckig sie auch arbeitet und so unermüdlich sie auch trainiert, sie kann nicht alle Dämonen besiegen. Ihre Karriere steht auf der Kippe, wenn sie nicht wieder tanzen kann, wie zuvor, dann könnte es sein, dass sie ihren Job verliert. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr es die Protagonistin mitnimmt, was mit ihr passiert ist und wie beängstigend und aufwühlend es jetzt sein muss, alles verlieren zu können, wofür man ewig gearbeitet hat. Durch die Ich-Perspektive wird ihr Schmerz und ihre Last noch deutlicher. Man begleitet Coco sehr intensiv auf ihrem Weg, erlebt die Intrigen der Konkurrenz, denen sie ausgesetzt ist, sieht die Fortschritte, die sie macht, ist dabei, wenn die Mauern Stück für Stück fallen und sie neue Hoffnung schöpfen kann. So einfach, wie es jetzt vielleicht klingt, ist es aber nicht. Es gibt immer wieder Rückschläge und neue Hindernisse. Es geht viel um Vertrauen und um Mut fassen, aber auch um Freundschaft, Familie und Liebe.
Der Schreibstil ist angenehm, ich habe mich von Beginn an gut mitgenommen gefühlt und empfand die Entwicklung und das Auftreten der Protagonistin größtenteils als nachvollziehbar und authentisch. Auch wenn Coco Fortschritte macht, so ist nicht über Nacht alles wieder, wie es war, sie macht Fehler und trifft auch mal falsche Entscheidungen. Der Druck, der auf ihr lastet, ist enorm und doch nimmt sie manchmal gar nicht wahr, was da um sie herum wirklich passiert, bis ihr die Augen geöffnet werden. Es fällt ihr schwer zu vertrauen, nicht nur aufgrund des Unfalls, sondern auch weil es im Ballett ein ewiger Konkurrenzkampf ist und ihr teilweise noch eingeschärft wird, dass sie eben an sich denken muss, wenn sie voran kommen möchte.
Besonders schön fand ich das Zusammenspiel von Coco mit dem Trapez-Künstler Farid. Der junge Mann hatte es auch nicht immer leicht, er arbeitet ebenfalls hart an sich und kämpft für seine Träume und auch wenn es Parallelen zu dem Ehrgeiz von Coco gibt, so ist er eben doch anders. Obwohl beide im Rampenlicht stehen, leben sie in unterschiedlichen Welten. Die Passagen im Zirkus waren anders als die im Ballett, ich mochte diesen Kontrast aber sehr gern, vor allem auch die zarten Gefühle, die zwischen den Protagonisten entstehen und immer intensiver werden.
Für Coco ist es eine absolute Herzensangelegenheit wieder auf der Bühne stehen zu können und auch wenn ich fand, dass es deutlich wurde und man durch die detaillierten Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt nah am Geschehen war, so haben mich persönlich nicht all ihre Emotionen komplett erreicht und mitgenommen. Es ging mir einfach nicht so ans Herz, wie ich es mir manchmal gewünscht hätte. Was aber nicht heißt, dass es nicht gefühlvoll geschrieben und beschrieben war. Trotzdem war die Geschichte schön zu verfolgen und ich mochte die Dynamik zwischen den Figuren, das Wechselspiel aus Vertrauen und Misstrauen, aus Hoffnung, Verrat, Lügen und Zusammenhalt.

Inspiriert von der Handlung habe ich mir in einer Lesepause ein Video vom „Pas de deux“ aus dem Nussknacker angesehen und konnte mir dann noch besser vorstellen, wovon die Figuren reden und was die Stellen sein könnten, die Coco so eine Angst bereiten. Einige der Begriffe für Schritte und Figuren kannte ich, andere Sachen waren mir unbekannt, ich fand es insgesamt aber nicht störend beim Verfolgen der Geschichte, wenn ich nicht jeden Ausdrücke komplett einzuordnen wusste bzw. wie es aussieht, was sie dort machen. Nur beim „Pas de deux“ war ich eben doch neugierig und habe es als schöne Ergänzung empfunden, einen Teil des Stückes zu kennen, mit dem die Balletttänzer ihr Publikum im Nussknacker verzaubern.

Fazit

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das passt sowohl zum Zirkus, als auch zum Ballett. Die Künstler und Tänzer arbeiten hart für ihren Traum, für die Magie, die beim Publikum ankommen und sie den Alltag eine Weile vergessen lassen soll. Farid und Coco sind schon allein durch ihre Berufe und ihre Leidenschaft für das, was sie da tun, besondere Charaktere. Ich mochte ihr Zusammenspiel und sie dabei zu begleiten, wie sie miteinander und aneinander wachsen. Auch wenn mich nicht alle Emotionen, die im Buch enthalten warten, hundertprozentig erreicht haben, so hat mir das Lesen der Geschichte trotzdem Spaß gemacht und mich für eine Weile mitgenommen in die Welt der Opera und des Zirkus‘.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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