[gelesen] Superior Lies. Falsche Wahrheit von Laura Cardea

Rezensionsexemplar

© Dark Diamonds (Carlsen)
Superior Lies. Falsche Wahrheit
Reihe?
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Autorin: Laura Cardea
erschienen August 2019
515 Seiten
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Dark Diamonds (Carlsen)

spannende Welt, tolle Entwicklungen – Fortsetzung bitte!

Regeln und Überwachung sichern ein gutes, beschütztes Leben, in dem man all das bekommt, was man wirklich zum Leben braucht. Auch Margo ist Teil des Kollektivs und fügt sich all den Auflagen, ohne Fragen zu stellen, schließlich leben sie alle in einer glücklichen Welt. Erst nachdem ihre beste Freundin spurlos verschwindet, beginnt sich etwas in ihr zu ändern. Sie stellt Fragen, muss jedoch vorsichtig sein, um nicht negativ aufzufallen. Doch der Zweifel ist gesät und lässt sie nicht mehr los. Und so gerät ihre sicher geglaubte Welt immer mehr ins Wanken…

Die Welt, in die Autorin Laura Cardea den Leser mitnimmt, ist sowohl spannend, als auch erschreckend. Der Großteil der Erde ist verstrahlt und bietet damit kein Lebensraum mehr, nur noch im „Gewölbe“ können die Menschen sicher leben. Doch die Folgen von Atomwaffen sind auch bei den Menschen deutlich spürbar. Es gibt genetische Veränderungen, die zu besonderen Fähigkeiten führen und die Bewohner damit zu Superior machen, die in der sicheren Zone leben dürfen. Wer jedoch Mängel, Schwächen oder Krankheiten durch die Mutationen und Verstrahlung aufweist, muss im Quartier leben, unter seines Gleichen. Ein dystopisches Szenario, in dem nicht alle Aspekte unrealistisch erscheinen.
Strenge Regeln, Protokolle, die Verhaltensweisen und Antworten vorgeben und klare Strukturen sichern ein harmonisches Leben für das Kollektiv. Jeder hat seinen Platz, jeder ist wertvoll, niemand hat mehr als andere – zumindest nicht solange man zur gleichen Klasse gehört. Es war wirklich interessant nach und nach mehr über die Gewohnheiten und Lebensweisen zu erfahren. Margo ist zu Beginn der Geschichte absolut kollektivtreu und es wird auch immer wieder eingeflochten, was sie laut Protokoll nun eben antworten oder tun soll. Als sie unabsichtlich davon abzuweichen beginnt, ist sie selbst zunächst erschrocken. Zwischenfragen oder eigene Gedanken sind nämlich eher unerwünscht. Doch die Dinge, die sie sieht und erlebt, wühlen sie auf, lassen sie mutiger und neugieriger werden, die möchte verstehen und hinterfragen, zweifeln und Erklärungen bekommen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, flüssig und spannend gestaltet. Ich habe mich nie gelangweilt in der Geschichte, auch wenn es nicht immer turbulent oder actionreich ist. Die Informationen, die man bekommt, sind gut verpackt und lassen einen sowohl die Charaktere, als auch die Welt besser kennen lernen.
Nach und nach entdeckt Margo immer mehr Missstände und erlangt ihre eigene Persönlichkeit, abseits der Vorschriften. Diesen Weg zu begleiten, empfand ich als sehr spannend und aufschlussreich. Man spürt richtig, wie langsam einige Mauern eingerissen werden, wie Margo über den Tellerrand schaut, wie sie sich selbst Dinge erklärt und nicht mehr alles nur hinnimmt. Man spürt jedoch auch fast bis zum Schluss, wie festgefahren einige Gedankenansätze und Verhaltensweisen in ihr sind, denn es fällt ihr sehr schwer, abzulegen, was sie von klein auf gelernt hat. Nicht unbedingt verwunderlich, wenn man so liest, wie sie aufgewachsen ist und was ihr Leben ausmacht. Selbst als sie schon nicht mehr uneingeschränkt kollektivtreu ist, werden immer wieder die Ansichten präsentiert, die ihr selbst auch eingetrichtert wurden. So wird der Unterschied immer deutlicher.
Allerdings hat Margo immer die Gefahr im Nacken und das nicht nur aufgrund von Möglichkeiten und Eventualitäten, sondern sehr real in Form von zwei Menschen, die ihr nachweisen wollen, dass etwas nicht mit ihr stimmt. Sie muss immer auf der Hut davor sein entdeckt zu werden, negativ aufzufallen, angeprangert und damit aus dem Verkehr gezogen zu werden.
Für mich war Margo eine authentische Protagonistin und auch wenn ich sicher nicht alle ihre Gedankenansätze und Handlungen gutheißen kann und will, so war es immer verständlich, wieso sie so reagiert. Die Naivität bekommen sie anerzogen, genauso wie Vorurteile, Abscheu, Berührungsängste und eigentlich fast alles, was sie ausmacht. Das bisschen Persönlichkeit, was da noch übrig bleibt, ist sehr geprägt von Regeln, Protokollen, Auflagen und dem Heile-Welt-Gedanken, der ihnen im übertragenen Sinne mit dem Essensbrei einverleibt wird.

In der Geschichte lernt man verschiedene Figuren recht gut kennen. Auf der einen Seite natürlich Margo, die man durch die Ich-Perspektive am intensivsten begleitet, aber auch ihre Kollegen und die Rebellen, auf die sie im Buch trifft. Hinter die Fassaden zu blicken und ihre Geschichte zu hören, war für mich genauso spannend, wie die anfänglichen Kämpfe gegen das System. Es gibt einige turbulente Momente in der Handlung, in denen sich die Ereignisse überschlagen, aber auch immer wieder ruhigere Passagen, in denen Aufklärung und sich neu sortieren mehr im Vordergrund steht. Auch die emotionale Seite kommt dabei nicht zu kurz.
Am Ende des Buches wird man mitten in der Handlung hängen gelassen, ein wirklicher Abschluss ist das für mich nicht. Es wurden ein paar Steine ins Rollen gebracht, sowohl was das Kollektiv, als auch was Margos Kopf angeht, aber es bleibt noch so viel offen, dass ich dringend darauf hoffe, dass es weitergehen wird.

Fazit

Eine spannende, dystopische Geschichte, die mich gleichermaßen fasziniert und geschockt hat. Die Welt, in die man eintaucht ist irgendwie gruselig, aber auch nicht völlig unvorstellbar. Die Menschen wirken eher wie persönlichkeitslose Roboter, die eben machen, was man von ihnen verlangt und glauben, was man ihnen erzählt. Kaum verwunderlich, bei dem System, in dem sie leben. Umso erstaunlicher und schöner ist es Margos Weg zu begleiten, zu erleben, wie ihr die Augen geöffnet werden, wie sie selbst anfängt zu denken, zu lernen, zu erleben. Ein sehr schwieriger und steiniger Weg, der sie immer wieder zweifeln und stocken lässt, denn obwohl auch sie ein gefährliches Geheimnis hat, steckt sie sehr in dem fest, was ihr eingetrichtert wurde.
Das sehr offene Ende lässt mich auf einen Fortgang der Geschichte hoffen und obwohl ich es irgendwie schade fand, nicht vorher zu wissen, dass es als reihe angelegt ist und man mitten in der Spannung hängen gelassen wird, fand ich das Buch einfach toll. Fesselnd geschrieben, nachdenklich stimmend, bewegend und neugierig machend auf die Fortsetzung.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

6 Gedanken zu „[gelesen] Superior Lies. Falsche Wahrheit von Laura Cardea“

  1. Liebe Dana,

    eine schöne Rezension. Ich kannte die Geschichte bisher noch nicht, aber du klingst regelrecht begeistert 🙂 Ich werde mir die Geschichte auf jeden Fall genauer ansehen.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,
      es war auch echt spannend zu verfolgen, die 500 Seiten sind gar nicht aufgefallen 🙂 Vielleicht ist es ja auch was für dich.
      LG Dana

  2. Huhu Dana,

    du klingst wirklich sehr begeistert von dem Buch, der Geschichte und auch dem Handlungsverlauf. Mir gefällt es gut, dass die Protagonistin langsam zu zweifeln beginnt an dem kollektiven Verhalten und dem Geschehen dort. Es wirkt meistens sehr authentisch, wenn der Zweifel über die Seiten entsteht. Ich bin nun natürlich neugierig, wie die Autorin in diesem Setting langsam die Spannung aufbaut und auch Schocken kann. Das Buch werde ich definitiv im Auge behalten müssen!

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

    1. Hallo Leni,
      für meinen Geschmack war das wirklich alles gut angelegt. Man kann sich sehr gut in die Protagonistin reinversetzen, weil man sie so intensiv begleitet und auch wenn man als LEser selbst natürlich bei manchen Dingen sofort denkt, dass das doch nicht gut und „harmonisch“ sein kann, ist es für sie selbst natürlich von klein auf eben einfach nicht anders gewesen.
      Vielleicht ist es ja auch was für dich 🙂
      LG Dana

  3. Hallo liebe Dana,
    ich lese unheimlich gern dystopische Geschichten. Das, was du über das Buch geschrieben hast hat mich sehr angesprochen. Jetzt habe ich auch endlich ein Cover zum Titel vor Augen und weiß, von welchem Buch du mir neulich berichtet hast :o)))
    Schade, dass die Geschichte so fies endet und du jetzt noch auf die Fortsetzung warten musst. Weißt du schon, wann sie erscheinen wird. Ich hoffe, dass du nicht mehr allzu lange darauf warten musst.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    1. Hallo Tanja,
      da das Buch ja gar nicht als Reihe ausgeschrieben war, weiß ich aktuell leider noch nicht, wann es da weiter gehen wird. Ich hoffe, wir müssen nicht ganz so lange warten. Ich würde wirklich gern wissen, wie es weitergeht und hoffe darauf, dass es ähnlich spannend bleibt. 🙂
      LG Dana

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