Rezensionsexemplar
© Impress (Carlsen) | Das Herz der Harpyie . Autorin: Rebekka Pax erschienen September 2019 377 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Impress (Carlsen) |
interessante Grundideen, aber Schwächen in der Umsetzung
Milena hat sehr häufig seltsame Träume. Nachts begegnet sie den verschiedensten Menschen, die sie nicht kennt und sieht, auf welche Weise sie sterben. Sie kann sich die Herkunft ihrer Träume nicht erklären und erschauert immer wieder, wenn sie nur daran denkt, was da Nacht für Nacht passiert. Doch was Milena nicht ahnt: es sind gar keine Träume. Sie ist eine Harpyie und untersteht damit dem Willen der Götter. Ihre Aufgabe ist es, die gestorbenen Seelen fort zu bringen, ausnahmslos, ohne Widerstand. Doch Milena entwickelt ihren eigenen Willen und setzt sich damit einer ungeheuerlichen Strafe aus.
Ich bin eigentlich nicht so empfindlich, was Schreibfehler, fehlende Satzzeichen oder solche Dinge angeht. Allerdings hat es mir dieses Buch doch schwer gemacht, darüber hinweg zu sehen. Ich vermute fast, es war eher ein Formatierungsproblem oder ein technischer Fehler oder dergleichen, der sich durch das gesamte Buch zog. Bei der Buchstabenkombination „vö“ fehlte jeweils das „V“, was den Lesefluss doch erheblich störte. Da Vögel in dem Buch keine unwichtige Rolle spielen, stand dann eben immer Ögel dort, aus völlig wurde öllig und so weiter. Leider hat das auch die Stimmung an verschiedenen Stellen zerstört. Wenn es eigentlich spannend, gefährlich oder romantisch sein sollte und man dann eines dieser völlig verunstalteten Wörter liest, dann verpufft die Atmosphäre doch ziemlich.
Das ist vor allem doppelt schade, da mich die Handlung ohnehin nicht komplett gepackt und überzeug hat. Wenn man dann immer wieder so rausgerissen wird, wird es noch schwieriger, sich auf die Geschichte einzulassen.
Milena und John sind keine unsympathischen Charaktere, allerdings waren sie an einigen Stellen für mich zu oberflächlich ausgearbeitet und damit nicht so ganz greifbar. Manchmal hätte ich mir doch noch ein paar mehr Informationen zu ihnen und ihren Entwicklungen gewünscht. Beide fügen sich ziemlich widerstandslos in ihr Schicksal ein, obwohl ihr Leben durch die neuen Erkenntnisse doch ziemlich auf den Kopf gestellt wird.
Sie belügen und betrügen sich gegenseitig, sehen aber dann doch recht schnell darüber hinweg und konzentrieren sich auf andere Sachen. Mag sein, dass sie selbst es in dem Moment so empfunden haben, für mich war es beim Lesen doch irgendwie etwas seltsam, dass es dann so gar keine Rolle mehr spielte. Auch wenn deutlich wird, dass beide nicht unbedingt in einer einfachen Situation stecken und sie einige Probleme zu bewältigen haben.
Dadurch waren auch die aufkommenden Gefühle für mich nur zum Teil nachvollziehbar. Füreinander da zu sein, sich zu stützen und zu unterstützen bei den Aufgaben, die vor ihnen liegen, sind wohl die positiven Aspekte, die John und Milena aus dem Schlamassel ziehen können.
Man begleitet beide Protagonisten mit Hilfe eines personalen Erzählers. Dadurch kann man verschiedene Stränge parallel begleiten und erfährt sowohl von den Dingen, die bei Milena passieren, als auch von den Ereignissen bei John, auch wenn die beiden Figuren gerade nicht gemeinsam unterwegs sind. Das ermöglicht einen guten Überblick über die Handlung und durch die Aspekte, die man selbst im Gegensatz zu den Charakteren dann schon weiß, wird teilweise die Neugier und Spannung auf den weiteren Verlauf und ihre Reaktionen erhöht.
Abgesehen von den „Vö“-Störungen ist der Schreibstil sehr angenehm. Es gibt einige detailreiche Beschreibungen der Figuren, Schauplätze und vor allem auch der magischen Elemente im Buch, so dass man sich an anschauliches Bild machen kann. . Ich kenne mich im Ruhrgebiet jetzt nicht so gut aus, aber für alle, die die Ecke um Mühlheim etwas besser kennen, gab es an der einen oder anderen Stelle bestimmt Wiedererkennungswerte.
Besonders spannend fand ich die Beschreibung der Verwandlung in eine Harpyie und wie es Milena zu der Zeit dann geht. Diese Einblicke waren sehr bildhaft und interessant zu lesen.
Zum Ende des Buches nimmt die Handlung an Fahrt auf und den Charakteren steht ein entschiedener Kampf mit ungewissem Ausgang bevor.
Fazit
Das Buch lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Es gab einige Aspekte und Entwicklungen, die mir gut gefallen haben und die ich spannend zu lesen fand. Andere Punkte in der Handlung und bei der Ausarbeitung der Charaktere empfand ich persönlich als nicht unbedingt gelungen. Zusätzlich hat mir das fehlende „v“ immer wieder die im Buch aufkommenden Atmosphären kaputt gemacht, was wirklich schade war und den Lesefluss erheblich gestört hat.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.
Hey Dana 🙂
Schade, dass dich das Buch nicht so richtig überzeugen konnte :/
Ich hab es auch schon gelesen – allerdings noch in der alten Ausgabe, wo es auch noch ein Print gab (das hier ist ja nur eine Neuauflage). Und soweit ich mich erinnern kann, gabs das Problem mit „vö“ da definitiv nicht.
Überzeugt hat mich das Buch aber nicht, es war sogar ein 1-Stern-Buch.
Mit den beiden Protagonisten ging es mir wie dir. Ich fand es auch zu oberflächlich und konnte sie beide nicht so wirklich verstehen. Wobei ich für John noch eher Sympathien hatte als für Milena.
Den Part mit der Harpyie fand ich leider etwas kurz – ich konnte mir das irgendwie nicht so richtig vorstellen und hätte mir da mehr zu gewünscht. Für mich ist der einfach untergegangen. Insgesamt war die Handlung auch einfach nicht meins.
Ich hoffe, dass dein nächstes Buch dich wieder richtig packen kann und keine komischen Rechtschreib-/Formatierungsfehler hat 😉
Liebe Grüße
Andrea
PS: Falls du mal bei meiner Rezi vorbeischauen magst: Klick
Hallo Andrea,
ich fand es auch ziemlich schade, da mich ein anderes Buch der Autorin 2012 überhaupt erst so richtig zum Lesen gebracht hat. Aber man kann „Gefallen“ eben auch nicht erzwingen. Ich werd gleich mal in deine Rezi reingucken, da werde ich bestimmt einige Kritipunkte finden, die ich auch gut nachvollziehen kann.
Man hätte da an einigen Stellen auf jeden Fall mehr ausbauen können und aus meiner Sicht auch müssen, damit man die Handlung und die Figuren mehr greifen kann.
Bisher gefällt mir mein aktuelles Buch gut 😀
Lg Dana
Liebe Dana,
Ich war öllig gespannt auf deine Rezension zu diesem Buch mit den vielen Ögeln 😀
Mich würde es auch stören, wenn öllig oft dort nur von Ögeln die Rede ist. Da wird man ja wahnsinnig.
So, Spaß beiseite.
Schade, dass dich auch die Charaktere nicht so ganz überzeugen konnten. Aber nach deinen Schilderungen ist es absolut nachvollziehbar. Wenn sie so handeln, hätte ich mich auch wenig mit ihnen identifizieren können.
Ich hoffe, du hast beim nächsten Buch mehr Glück.
Liebe Grüße,
Katha
Hey Katha,
nachdem ich dir zwischendurch schon vorgejammert habe, dass die „V“’s fehlen 😀 Das war echt ein bisschen anstrengend und einfach sooo schade… es hätte das Buch an sich zwar vermutlich nicht „gerettet“, aber wenigstens wäre man nicht immer so extrem rausgerissen worden.
Es ist immer schwierig, das so richtig zu erklären, was einem da zu wenig war oder gestört hat, ohne zu spoilern.
Bisher gefällt mir mein nächstes Buch gut 🙂
LG Dana
Hallo liebe Dana,
also die Sache mit dem fehlenden V würde mich, glaube ich auch rausreißen. Ich finde es auch komisch, dass da vor dem Druck keiner aus dem Verlag mehr drauf aufmerksam geworden ist. Ansich finde ich es richtig cool, dass man als Figur hier auf eine Harpyie zurückgegriffen hat. Diese Kreatur hatte ich bislang auch noch in gar keinem Buch.
Ganz liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
ich frage mich auch, wie genau das passiert ist. Vielleicht war es irgendwie anders/besonders geschrieben und daher fehlte es dann… aber was eben komisch ist, es war nur in Verbindung mit dem Ö, alle anderen Buchstabenkombinationen mit V waren okay…
Die Sache mit der Harpyie an sich fand ich auch interessant, das ist mal was anderes.
Lg Dana