©Fischerverlag | Totentanz am Strand Dr. Sommerfeldt Band 2 . Autor: Klaus-Peter Wolf erschienen Juni 2018 384 Seiten, Print . hier gehts zum Verlag → Fischer-Verlag . |
spannende Fortsetzung und es geht noch weiter
Achtung Band zwei der Reihe: Rezension kann kleine Spoiler enthalten. Vorwissen ist empfehlenswert, die grobe Handlung wird man jedoch auch ohne Vorkenntnisse verstehen können.
Dr. Sommerfeldt ist zurück! Nachdem seine Identität offenbart wurde, hat er sich einige Zeit zurück gezogen, sich ein ruhiges Leben aufgebaut und aus der Ferne seine ehemalige Wahlheimat beobachtet. Doch das ist ihm alles nicht genug. In Bernhard Sommerfeldt toben die verschiedensten Gedanken und diese lösen immer wieder den Wunsch aus, die Welt zu bereinigen. Allerdings klappt das in seinem Kopf besser, als in der Umsetzung. Egal was er tut, er muss immer auf der Hut sein. Und obwohl er dachte, er hätte alles halbwegs im Griff, kommt dann doch wieder alles ganz anders, als erwarte… Die Jagd beginnt erneut.
Bereits der erste Band aus der Sicht von Dr. Sommerfeldt war sehr spannend zu verfolgen. Es ist interessant, einen Krimi mal aus der Sicht des Täters zu erleben. Man taucht noch tiefer in seine Welt ein, bekommt Einblicke in die Gedankenstrukturen, die Planung, die Dinge, die er alle beachten will und muss. Auch wenn man die Morde sicher nicht gutheißen kann und will, so ist es doch spannend, Sommerfeldt dabei zu begleiten. Er ist clever, lässt sich nicht oft in die Karten schauen und hat meistens im Griff, was er in Angriff nimmt. Doch er hat auch deutliche Schwachstellen, die immer wieder zum Tragen kommen und ihm in diesem Band auch mehr Probleme zu bereiten scheinen, als im ersten Buch. Das zeigt, dass in dem Mörder auch noch ein „normaler“ Mann steckt, der mit sich und seinem Leben nicht immer im Reinen ist. Auch wenn ich die Taten nicht gutheißen kann und will, so ist die Wahl der Opfer doch in gewisser Weise gerechtfertigt – zumindest in Sommerfeldts Welt macht es Sinn.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Man wird gleich von Beginn an wieder gut in die Handlung gezogen und mitgenommen. Die lebendigen Erzählungen machen einigen in gewisser Weise zum Mitwisser und manchmal fühlt man sich, als müsste man sich selbst in Acht nehmen, damit niemand dahinter kommt, wie viel man vom Täter weiß. Gleichzeitig hat man jedoch keine Ahnung, was als nächstes kommen könnte, welche Personen wirklich auf der Abschussliste stehen, was sich noch ergeben wird, wer sich schuldig machen wird und so weiter.
Die vielen Ortswechsel sorgen für zusätzliche Spannung. Man weiß nie genau, was als nächstes passiert, wohin es Sommerfeldt treiben wird und was bzw. wer sich ihm in den Weg stellt. Auf seiner Mission begegnen ihm verschiedene Menschen, einige werden sich als hilfreich erweisen, von anderen sollte er sich lieber fernhalten und auch ein paar Geister der Vergangenheit treiben ihr Unwesen. Die Figurenkonstellation ist gut gewählt und bringt häufig einiges durcheinander. Der ursprüngliche Plan von Sommerfeldt muss immer wieder angepasst und korrigiert werden. Dabei merkt man auch, wie sehr es ihm missfällt, dass er nicht einfach in seinem normalen Muster bleiben kann. Man lernt den Protagonisten noch mal auf andere Weisen kennen. Teilweise lernt er sich auch selbst noch ein Mal neu kennen und entdeckt Seiten an sich, die er vorher nicht vermutet hat. So wandelbar, wie Sommerfeldt sich präsentiert, kann man sich gut vorstellen, dass es ihm leicht fallen wird, noch in weitere Rollen zu schlüpfen und noch länger sein Unwesen zu treiben, wenn man ihn denn lässt.
Zwischendurch fand ich es fast schade, dass man so wenig von den Ermittlungsarbeiten mitbekommt. Durch die Zeitungsberichte und Videos hält Sommerfeldt sich zwar grob auf dem Laufenden, aber auch er weiß manchmal nicht, wie dicht ihm die Ermittler eigentlich schon auf der Spur sind. Ich fände es spannend zu erfahren, was Ann-Kathrin Klaasen und ihr Team alles unternehmen, um den Flüchtigen zu finden. Immer wieder gibt es kleine Anhaltspunkte, in die richtige Polizeiarbeit bekommt man jedoch keine Einblicke. Trotzdem finde ich die Perspektive des Täters ungewöhnlich und deswegen gerade faszinierend und gelungen.
Immer wieder gibt es unerwartete Wendungen und besonders das Ende ist ganz anders, als man es vorher vermutet hatte. Ich bin wirklich neugierig, wie es weiter gehen wird und was noch alles auf Sommerfeld und die anderen zukommt.
Fazit
Ein spannender, ereignisreicher zweiter Band, der einen noch näher ans Geschehen bringt. Überraschende Wendungen, unerwartete Begegnungen, heimliche Komplizen und ständige Ortswechsel machen die Handlung interessant und abwechslungsreich. Die Möglichkeit, die sich zum Ende des Buches abzeichnen, hätte wohl so vorher niemand erwartet. Dadurch ist man noch gespannter auf den dritten Band, der im Sommer erscheinen soll.