Rezension: Lily Oliver – Träume, die ich uns stehle

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Träume, die ich uns stehle
Autorin: Lily Oliver
erschienen 2. November 2017
ISBN:  978-3-426-51897-7
bewegend, gefühlvoll, wunderschön
Lara leidet an Amnesie und bemüht sich, auf verschiedene
Weisen, ihre Erinnerungslücken wieder mit Leben zu füllen. Doch so sehr sie
sich auch anstrengt, sie bekommt die Zeit, die ihr fehlt, einfach nicht zu
greifen. Obwohl sie redet und redet und ihre Worte manchmal gar nicht stoppen
kann, fehlt der zündende Funken, um ihre Geschichte neu erleben zu können.
Als die junge Frau auf Thomas trifft, scheint sie
jemanden gefunden zu haben, der ihr den Raum gibt, den sie braucht, um ihre
Worte raus zu lassen. Aber Thomas kann ihr nicht antworten, denn seit einem
Unfall liegt er im Koma.
Zwei junge Menschen, die durch Schicksalsschläge aus dem
Leben gerissen wurden und nun einen Stück ihres harten Weges gemeinsam gehen.
Es wird sehr gefühlvoll und anders, als man zunächst erwartet.

 

Die Geschichte wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt, so
dass man einen sehr intensiven und lebhaften Einblick in die Welten der
Protagonisten bekommt. Man erfährt viel über die Gedanken, die die beiden beschäftigen
und immer wieder durch ihre Köpfe rauschen, manchmal ohne sich so richtig zu
sortieren. Und auch die aufgewühlten Gefühlswelten rücken immer wieder in den
Mittelpunkt. Freude, Hoffnung, Zweifel, Angst, Hilflosigkeit, Vertrautheit,
Geborgenheit – die Emotionen schlagen in ganz verschiedene Richtungen und man
kann sich im Verlauf des Buches immer besser in die Protagonisten
hineinversetzen und mit ihnen fühlen, leiden und hoffen.
Zwar überwiegen die Passagen von Lara, aber die
Abschnitte aus Thomas‘ Sicht sind dafür etwas ganz Besonderes. Der junge
Protagonist ist in seiner Welt gefangen und erlebt Dinge, die man sich selbst
kaum vorstellen kann. Wie sieht es in einem aus, wenn man im Koma liegt? Was
bekommt man mit, was spürt man, was kann man einordnen, was zieht an einem
vorbei? Es gibt unzählige Möglichkeiten und es wird bei fast jedem Betroffenen
anders sein und ablaufen. Thomas‘ Weg dürfen wir begleiten und es hat mich sehr
bewegt und beschäftigt, was in ihm vorgeht.
Da auch Lara Patientin im Krankenhaus ist, verbringt man
viel Zeit auf den verschiedenen Stationen. Ich fand jedoch, dass die
medizinischen Details nicht zu sehr in den Mittelpunkt gerückt wurden.
Natürlich ist es immer wieder ein Thema, wie sich die Dinge bei den beiden
entwickelt und dafür sind auch mal Fachausdrücke nötig. Da aber Lara ebenfalls
Laie auf dem Gebiet ist, werden die Aspekte, die wichtig sind, verständlich und
nachvollziehbar erklärt, auch wenn man keine medizinischen Vorkenntnisse hat.
Für mich persönlich waren auch die fachlichen Szenen sehr
interessant, da ich selbst Krankenschwester bin und im Intensivbereich arbeite.
Ich habe also von Berufswegen auch mit diesen Dingen zu tun und man erinnert
sich während des Lesens auch an den einen oder anderen Menschen. Dadurch nimmt
man manche Passagen vielleicht noch intensiver wahr und kann sich noch mehr in
die Momente hineinversetzen, die dort geschildert sind.
Besonders schöne finde ich, dass sich das Buch anders
entwickelt, als ich es zunächst erwartet hatte. Während Lara an Thomas‘ Bett
sitzt und ihm Geschichten erzählt, deuten sich einige Dinge an und man bekommt
ein Gefühl dafür, wie manche Sachen gewesen sein oder sich entwickeln könnten. Ich
habe teilweise beim Lesen fast vergessen, dass Lara bei ihm im Zimmer sitzt und
Sachen erzählt und sie das gar nicht aktuell erleben, so lebendig und
anschaulich waren die Abschnitte.
Der Epilog bildet wirklich den krönenden Abschluss der
Geschichte, bei dem ich ein paar Tränen vergossen habe. Vielleicht würde der
eine oder andere es sich anders wünschen, für mich passte es so aber auf jeden
Fall perfekt. Einfach bewegend, berührend und toll.
Eine rührende, aufwühlende, nachdenklich stimmende
Geschichte mit sehr ernsten Hintergründen, die auch immer wieder eine Rolle
spielen. Trotz der ernsten Thematik haben die Protagonisten die Chance sich zu
entwickeln und zu entfalten, uns ihr Herz auszuschütten und auch glückliche
Momente zu erleben. Ich werde mich, schon allein durch meine Arbeitsstelle,
noch lange an das Buch erinnern.

 

Vielen Dank an die Autorin und den Verlag für das vorab
bereitgestellte Rezensionsexemplar!

8 Gedanken zu „Rezension: Lily Oliver – Träume, die ich uns stehle“

  1. Hallo liebe Dana,

    deine Rezi macht mir jetzt so Lust auf das Buch. Bisher ist es noch nicht bei mir eingetroffen, aber ich hoffe darauf dass es bald den Weg zu mir findet. Die Story klingt klasse und du machst mir jetzt richtig Lust auf mehr .*g*

    Liebe Grüße, Toni

    1. Hallo Toni,
      das ist natürlich sehr ärgerlich, dass das Buch noch nicht da ist :/ Ich drück ganzf est die Daumen, das es bald den Weg zu dir findet. Ich fand es soo schön 🙂
      LG Dana

  2. Hallo Dana,

    das Buch habe ich jetzt schon ein paar Mal im Facebook gesehen und bin ja mittlerweile ganz schön neugierig auf die Geschichte geworden. Was du davon erzählst, klingt ebenfalls nach etwas besonderen und ich denke, dass das Buch auf jeden Fall noch bei mir einziehen wird.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

    Silke

    1. Hallo Silke,
      wenn du zu dem Buch greifst, dann wünsche ich dir ganz viel Freude damit. Es ist, für mich, wirklich etwas Besonderes gewesen. Mit ganz vielen leisen Momenten, die einen bewegen, aber auch mit Gefühlsausbrüchen und Gebrüll. 🙂
      Lg Dana

  3. Wow, danke für den Hinweis auf dieses Buch.
    Das klingt sehr interessant. Beide Themen, sowohl die Amnesie als auch das Koma finde ich auf ihre Weise gleichermaßen faszinierend. Was mag in so einem Menschen nur vorgehen … Ich merke mir den Titel mal.
    Liebe Grüße, Tamara

  4. Liebe Dana,

    das Buch entspricht zwar nicht meinem Beuteschema, aber es hört sich gut an. Wobei ich es mir schon sehr beängstigend vorstelle. Als Reiter kenne ich leider einen Fall, bei dem die Reiterin nach einem schweren Unfall ins Koma gefallen ist. Sie war nicht lange weg, aber die Folgen waren schlimm. Sie ist nicht mehr in der Lage alleine zu Leben. Alle Erinnerungen der letzten 10 Jahre sind weg. Als sie aufgewacht ist, lebte sie in einer völlig anderen Welt. Zehn Jahre vorher hatte sie einen anderen Job, eine andere Wohnung usw. Es ist echt schlimm, wenn jemand das dann nicht glauben kann, weil alle Erinnerungen einfach weg sind. Und das mit gerade mal Mitte Dreißig. Sie hatte eine schwere Kopfverletzung. Daher scheue ich mich immer ein wenig vor so Büchern. Meistens nimmt mich sowas dann zu sehr mit.

    Liebe Grüße
    Nadine

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