Ihr alle werdet es kennen: Ihr lest ein tolles Buch, ihr fiebert der Auflösung entgegen und dann plötzlich… hat das Buch keine Seiten mehr und ihr müsst ein Jahr warten, bis ihr endlich erfahrt, wie es weitergeht. Uns geht es zumindest so, dass 2/3 der Bücher, die wir lesen, zu Reihen gehören, sodass man immer mehr lose Fäden im Kopf behalten muss. Manchmal ist es dann nach der langen Wartezeit schwer, sich an alles zu erinnern. Kleinere oder größere Rückblicke helfen, sich wieder in die Geschichte einzufinden. Diese können ganz unterschiedlich ausfallen: geballt zu Beginn, verteilt über das ganze Buch, in Gesprächen, Gedanken, Briefen…
Wir haben 7 Autorinnen gefragt, welche Methode sie verwenden, um bei dem Leser möglichst alles Wichtige wieder in Erinnerung zu rufen.
Und auch drei Leser haben wir gefragt, welche Art der Auffrischung sie eigentlich bevorzugen.
Ich habe keine Methode, und bringe vergangene Fakten nach Bauchgefühl in die Handlung ein. Allerdings habe ich mit meiner „Elemente der Schattenwelt“-Reihe auch den großen Vorteil, dass jedes Band in sich abgeschlossen ist. Es gibt neue Charaktere und es wird eine neue Hunter Gattung thematisiert, wodurch diese Erklärungen selbstverständlich werden. Während in „Blood & Gold“ hauptsächlich die Details zu den Vampirjägern geschildert wurden, und wie diese die Welt der Kreaturen sehen, so haben die Soul Hunter (Geisterjäger) in „Soul & Bronze“ einen ganz anderen Blickwinkel auf die Dinge. Und da meine neue Protagonistin Ella die erzählende Stimme ist, rekapituliert sie alles mit ihren eigenen Gedanken, und betrachtet die Geschehnisse aus dem ersten Band für sich neu, und das ist für mich völlig natürlich und kommt von selbst. Hoffentlich sehen meine Leser das genauso, denn „Soul & Bronze“ ist meine erste veröffentlichte Fortsetzung.
| Soul & Bronze, der zweite Band der Elemente der Schattenwelt-Reihe, ist seit dem 2. Oktober erhältlich. Impress, 978-3-646-60055-1 |
„Unter südlichen Sternen“ ist der fünfte und damit abschließende Band der Nathaniel und Victoria-Reihe. Oktober 2014, Impress | Oh ja, der Fluch der Buchreihen-Autoren! Wie bringe ich bloß die Zusammenfassung der Vorgänger-Bände unter? Es ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung, diese Informationen so einzuflechten, dass sie sich nicht verzögernd auf die neuen Handlungsstränge auswirken. Ich versuche dabei, die alten Informationen „häppchenweise“ unterzubringen, dabei wirklich nur das Essentielle herauszufiltern und an denjenigen Stellen im aktuellen Band einzubauen, wo es wirklich relevant ist für das Verständnis der Geschichte. Kein Leser will seitenlange Zusammenfassungen früherer Bände lesen, zumindest geht es mir selbst so, wenn ich Reihen lese. Eine kleine Erinnerungshilfe an der richtigen Stelle genügt oft, damit mir die Vorgänger-Details wieder einfallen. Ist zwar ein bisschen kniffliger, aber hey, das macht den Autorenberuf interessant! 😉
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Bisher habe ich ja nur einen Mehrteiler geschrieben: Die Sanguis Trilogie. Dabei handelt es sich auch um mein Erstlingswerk, welches ich 2007 einfach vollkommen planlos geschrieben habe. In den Folgebänden hatte ich dann schon ein großes Team an Betalesern, die mir Feedback gegeben haben. Im Grunde habe ich nach Gefühl Dinge eingebaut, die den Lesern die Erinnerung an das Geschehene wieder ins Gedächtnis rufen sollten. Einiges packte ich auch in einen Prolog. Das Feedback der Betaleser und nicht zuletzt auch das meiner Lektorin halfen mir dann dabei das hoffentlich richtige Maß zu finden. Zu viele Wiederholungen wären zu langweilig, zu wenige dann zu anstrengend für die Leser. Ich/Wir hoffen, das ist bei der Sanguis Reihe gelungen.
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Tödlich entfesselt ist der dritte Band der Talent-Reihe. Juli 2014, bookshouse | O, ein sehr schwieriges Thema. Mit diesem Problem haben Vielleser und Autoren zu kämpfen. Ich für meinen Teil lasse hier und da in die Monologe (also Gedankengänge) meiner Buchfiguren kleine Erinnerungen einfließen. Nie am Stück, sondern hier und da einen Satz oder zwei, in dem die gerade aktive Figur über die Geschehnisse nachdenkt. So bekommen die einen Leser die Chance, sich zu erinnern, und die anderen Leser, die erst zu einem späteren Zeitpunkt mit der Reihe loslegen und die Bücher nacheinander lesen, fühlen sich nicht durch große Rückblenden gestört. Ob mir das immer so gelingt? Hoffentlich! Es ist wirklich schwierig, da die Bände meist in großem Abstand erscheinen.
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Bei meiner Bündnis-Trilogie ist die Geschichte so komplex, dass ich den Lesern einen „Was bisher geschah“-Teil einfügen werde. Sonst blickt da keiner mehr durch. Auch ein Personenregister wird vorangestellt. Ansonsten flechte ich in den Text einzelne Rückblicke, dass der Leser eine Chance hat, sich zu erinnern, bzw. auch als Neuleser in den Stoff kommen kann. Aber: Ich liefere ja häufig nur Wissenshäppchen, dass genug Platz zum Grübeln und Mitdenken bleibt. | Der zweite Band zu „Bündnis der Sieben“ soll noch in diesem Jahr erscheinen. Der Tod und die Diebin, Sieben-Verlag, Mai 2013, 978-3-864431-38-8 |
Im November wird der zweite Band von Melanie Kleins „Die Welt der 4 Jahreszeiten“ erscheinen. Das Sonne-Mond-Kind (Band 1) November 2013, Burg Verlag Rehau 978-3-944370-08-8 | Die Welt der 4 Jahreszeiten: Das Sonne-Mond-Kind sollte am Anfang eigentlich nur ein Einzelband werden. So habe ich mein Manuskript dann verschiedenen Verlagen angeboten, doch leider war der Umfang für die meisten zu groß. Aus dem Grund habe ich meine Geschichte in drei Bände aufgeteilt. Zu ausführliche Rückblendungen gefallen mir persönlich eigentlich nicht, nehmen mir manchmal sogar die Lust am Lesen, sowie dann natürlich auch am Schreiben, deshalb fallen mir solche genauen Erinnerungen etwas schwer. Für meine Reihe habe ich beschlossen, die wichtigsten Fakten nur durch kleine Nebensätze oder Anmerkungen wiederzugeben, um den Lesern einen kleinen Denkanstoß zu verpassen, damit sie wissen, um wen oder was es sich wieder handelt. |
Meine Romane sind ja eigentlich immer in sich abgeschlossen, warum es bei mir nicht so wichtige Fakten gibt, wie zum Beispiel in Fantasy-Büchern, wo auf solchen Informationen aufgebaut wird. Bei mir sind eher Familien- und Beziehungsverhältnisse wichtig. Es ist deshalb leicht Charaktere über diese und jene reden zu lassen und somit den Leser zu erinnern, wie wer mit dem anderem verwandt beziehungsweise zusammengekommen ist. Zudem habe ich eine Facebook-Seite meiner Reihe, wo ich solche Informationen in Form von Zeichnungen oder Steckbriefe poste. So kann jeder vor Beginn eines neuen Bandes noch mal das Wichtigste in Kurzform lesen. Und wenn das noch nicht reicht, freue ich mich darüber, wenn mir jemand eine Nachricht schickt und mich etwas fragt.
| Mit „Rockstar weiblich sucht“ erschien am 4. September der 4. Band von Teresa Sporrers Rockstar-Reihe. Impress, 978-3-646-60075-9 |
Und was denken die Leser?
Was liest du lieber: Reihe oder Einzelband?
Ich lese zwar gerne mal einen Einzelband, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf Buchreihen. Ich begleite die Protagonisten gerne auf ihrem Weg und verfolge ihren Werdegang. Meine längsten Reihen sind, natürlich, die „Black Dagger“ und die „In Death“ – Serie von J.D. Robb, wobei die bereits über 40 Bände umfasst. Die letzten 10 hab ich mir im Original besorgt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe ☺
Ich habe lieber eine lange Beziehung mit den Buchfiguren und stehe nicht so auf kurze Intermezzi.
Welche Art der Erinnerungsauffrischung magst du bei Fortsetzungen am liebsten?
Puh, kommt drauf an. Manche kommen ganz ohne aus, die blenden das zwischendurch lediglich mal kurz ein und da sollte man die Vorgängerbände schon kennen. Andere wiederum haben erst mal ein ellenlanges Vorwort, um alles zu erklären, was mich persönlich eher stört. Ich bin eher für kurz eingeworfene vergangene Sequenzen.
Wie umfangreich sollten die Auffrischungen sein? Lieber geballt zu Beginn oder häppchenweise durchs ganze Buch gezogen? Oder benötigst du gar keine Gedächtnisstützen (weil du z.B. Reihen nur am Stück liest und Wiederholungen daher nur langweilen…)?
Kurz. Da ich oftmals sehr lange mit den gleichen Buchfiguren auf dem Weg bin, brauche ich nicht unbedingt eine Wiederholung des letzten Bandes. Auch nicht, wenn die Zeitspanne zwischen dem Lesen etwas länger ist. Ansonsten ist es ganz okay, wenn am Anfang kurz eine Rückblende erfolgt im Sinne von „Was bisher geschah…“.
Was liest du lieber: Reihe oder Einzelband?
Ich lese eindeutig lieber Reihen. Da ich mir schon vorher ganz genau aussuche, was ich lesen möchte, also was ich überhaupt anfasse, und mit meiner Einschätzung eigentlich fast immer richtig liege, kann ich mich auch sehr gut mit den Büchern und ihren Handlungspersonen auseinander setzen. Umso schwerer fällt es mir, mich irgendwann von ihnen zu trennen. Daher eindeutig lieber eine Reihe, dann hab ich einfach mehr davon.
Welche Art der Erinnerungsauffrischung magst du bei Fortsetzungen am liebsten?
Ich mag es schon sehr gerne, wenn die Bücher eine Erinnerung haben, weil ich es auch lieber mag, die Reihe nicht am Stück zu lesen. Denn so gerne ich die Leute auch habe, ich kann ihnen auch überdrüssig werden. Ich habe am liebsten eine kurze Zusammenfassung direkt am Anfang des Buches. Wenn ich nämlich doch mal eine Reihe am Stück lese, kann ich es so notfalls überblättern oder habe es schnell hinter mir. Häppchenweise bringen Rückblicke meiner Meinung nach gar nichts. Erstens nerven sie beim zusammenhängenden Lesen, zweitens helfen sie mir nicht, wenn ich das meiste vergessen habe und die Erinnerung erst in der zweiten Hälfte habe.
Was liest du lieber: Reihe oder Einzelband?
Eigentlich eine Mischung daraus, ich liebe Reihen, weil ich Protagonisten, die ich lieb gewonnen habe, gerne auch noch länger als nur für die Dauer eines Buches begleite. Auf der anderen Seite hasse ich es aber, wenn die einzelnen Bände mit einem Cliffhanger enden und man endlos warten muss, bis der nächste Band kommt. Für mich muss das optimale Buch in sich abgeschlossen sein, es darf aber Raum lassen für weitere Erlebnisse mit den Protagonisten in weiteren Bänden.
Welche Art der Erinnerungsauffrischung magst du bei Fortsetzungen am liebsten?
In der Regel erinnere ich jedes Buch, das ich einmal gelesen habe, so dass ich nur wenige „Häppchen“ notwendig finde, um mich in einen Folgeband wieder einzufinden. Allerdings mag ich es durchaus, wenn ab und an wieder zwischendurch auf frühere Geschehnisse verwiesen wird, weil ich finde, dass auf diese Weise die Bände noch mehr miteinander verwoben werden. Einen kurzen Hinweis am Anfang finde ich auch sinnvoll, damit man den Folgeband zeitlich einordnen kann, ob er nun gleich anschließt, bzw. ob und wieviel Zeit seit dem letzten Band vergangen ist, sprich, einfach eine kleine Orientierung, um den Übergang zu erleichtern.