Der dunkle Kuss der Sterne Autor: Nina Blazon erschienen Februar 2014 | © cbt |
überzeugt durch unerwartete Tiefe und Komplexität
In der Stadt Ghan sind die Einwohner in Kasten geteilt: Die Hohen, die die Macht haben, sind mit mehreren Gaben gesegnet. Canda ist eine von ihnen. Ihre Welt ist in Ordnung, bis die junge Frau eines morgens aufwacht und ihr eine ihrer Gaben fehlt: ihre Schönheit. Und auch ihr Verlobter ist verschwunden. Canda glaubt an eine Entführung und macht sich auf die Suche. Dabei lernt sie auch die Schattenseiten ihrer strahlenden Heimat kennen…
Der dunkle Kuss der Sterne von Nina Blazon ist ein packender Fantasyroman. Der Autorin gelingt es, eine fremde Welt zu kreieren, die mit so vielen kleinen Details gespickt ist, dass sie für den Leser Dank des bildhaften Schreibstils sehr anschaulich wird. Aber erst nach und nach entfaltet sich die ganze Komplexität des Gesellschaftssystems und aus einem waghalsigen Jugendabenteuer wird eine tiefgreifende Suche – nach Liebe, nach Freundschaft, aber vor allem nach sich selbst.
Blazon erschafft eine Vielfalt an sehr unterschiedlichen, facettenreichen Charakteren. Dabei gibt es kein klares Gut und Böse, sondern jede Figur zeigt sehr unterschiedliche Seiten, geleitet von Träumen und Hoffnungen oder vergangenen Enttäuschungen.
Besonders sympathisch sind die beiden Hauptcharaktere Canda und Amad. Letzterer bleibt nicht nur für seine Weggefährtin lange undurchsichtig. Mysteriös und geheimnisvoll, wie er sich oft gibt, hat er aber auch sehr mutige und charmante Züge, die ihn auch das Herz des Lesers gewinnen lassen.
Die größte Entwicklung im Verlauf der Geschichte macht Canda durch. Sehr anschaulich und nachvollziehbar erlebt der Leser ihre Wandlung von der naiven Stadtprinzessin – die glaubt, was man sie bisher gelehrt hat, sodass sie sogar die Existenz dessen abstreitet, was sich vor ihren Augen offenbart – zur mutigen jungen Frau, die erkennen muss, wie anders die Welt doch ist, die lernt, an sich zu glauben und für sich und ihre Freunde einsteht, egal wie groß die Gefahr ist.
Besonders greifbar wird ihre Entwicklung durch die Erzählperspektive. Canda berichtet in der Ich-Form über ihre zurückliegenden Erlebnisse. Dass fast das ganze Buch im Präteritum geschrieben ist, fällt erst wirklich auf, als für das letzte Kapitel ins Präsens gewechselt wird. Die „neue Canda“ erinnert sich zurück an ihre Geschichte – und gewährt dabei tiefe Einblicke in ihre Gedanken.
Die Handlung ist durchweg spannend. Canda muss viele Abenteuer bestehen und Hindernisse überwinden. Es folgen einige Überraschungen und die Geschichte entwickelt sich völlig anders, als lange angenommen – sehr zum Positiven, da es zum Ende hin sehr tiefgründig wird und dadurch durchaus auch zum Nachdenken anregt.
Fazit:
Der dunkle Kuss der Sterne ist ein lesenswertes Fantasyabenteuer über eine Protagonistin, die in dem Moment sympathisch wird, als sie ihren angeborenen Hochmut ablegt und beginnt, die Welt zu sehen, wie sie außerhalb ihrer bisher gekannten Mauern wirklich ist. Eine detailreiche Sprache sowie eine komplexe, gut durchdachte Welt bilden den Rahmen für eine rasante und dramatische Geschichte, mit ein wenig Action und sehr viel Gefühl.