[gehört] Wer mich nicht mag, hat keinen Geschmack von Kristina Günak

©Bastei Lübbe

Wer mich nicht mag, hat keinen Geschmack

Kristina Günak
Sprecherin: Vanida Karun
erschienen Juni 2020
Neuauflage von: Drei Männer, Küche, Bad
Hörbuch, ungekürzte Lesung: 373 Minuten
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Bastei Lübbe
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tolle Geschichte, locker-leicht und zeitgleich gefühlvoll

Marie steht quasi über Nacht vor einem ziemlichen Problem: sie benötigt Mitbewohner wenn sie nach der Trennung von ihrem Freund in der Wohnung bleiben möchte, in der sie wohnt. Doch wo nimmt man die am besten her und wie entscheidet man, wer kompatibel ist, ohne sie wirklich zu kennen? Schnell ist die erste Mitbewohnerin gefunden und obwohl Marie Ella flüchtig kennt, entdeckt sie auch an ihr viele unbekannte Seiten. Die beiden Frauen suchen per Casting nach weiteren Mitbewohnern und nach einem ermüdenden Tag lassen sich tatsächlich noch zwei brauchbare Exemplare finden. Doch wie wir das WG-Leben mit Damian und Matthias laufen und was ist, wenn sich bei einem mehr Gefühle einstellen, die alles nur kompliziert machen würden?

Protagonistin Marie war mir auf Anhieb sympathisch, obwohl man sie mitten in einer ziemlichen Krise kennenlernt. Verlassen zu werden, ist für niemanden schön und für Marie bringt das neben dem Trennungsschmerz noch weitere Probleme mit sich. Und doch ist sie gezwungen, sich recht schnell wieder aufzurappeln, da sie sich allein ihre Wohnung nicht leisten kann. Trotzdem kommen immer mal wieder die Gefühle hoch, was ich authentisch und realistisch fand. Marie ist Bloggerin und führt einen Blog für Haustiere, dabei darf sie selbst aufgrund ihres Mietvertrages aktuell gar keine haben. Nebenbei jobbt sie im Café und bleibt selbst bei mürrischen, ungeduldigen Gästen (meistens) freundlich und ruhig. Ich mochte die Einbindung ihrer Jobs in die Handlung gern, weil sie noch mal mehr Einblicke in ihren Alltag geben.
Gut gefallen hat mir auch, dass Marie sich im Laufe des Buches entwickelt, ohne dabei sich selbst völlig auf den Kopf zu stellen. Sie definiert sich mehr über sich selbst und über die Dinge, die sie kann und gut gemeistert bekommt und nicht mehr nur über ihre Mitmenschen bzw. ihre vergangene Beziehung. Ihr werden einige Sachen klar, die ihr vorher nicht ganz so bewusst waren oder die sie nicht gestört haben. Durch ihre neuen Mitbewohner wird sie zudem vor weitere, neue Herausforderungen gestellt, denn das WG-Leben bringt einige Veränderungen mit sich. Man muss sich anpassen, aufeinander einstellen und mit den verschiedenen Gewohnheiten arrangieren.
Manche Entwicklungen und „Offenbarungen“ waren recht früh klar und erkennbar, auch wenn Marie da manchmal etwas auf dem Schlauch zu stehen scheint. Ich mochte ihre manchmal etwas verplante Art aber irgendwie gern. Und auch die anderen Mitbewohner sind mir schnell ans Herz gewachsen. Sie sind alle recht unterschiedlich und harmonieren doch gut miteinander. Es gibt aber auch mal Unstimmigkeiten oder bei dem einen oder anderen einen schlechten Tag oder schwerwiegendere Probleme. Es herrscht also nicht ständig eitel Sonnenschein. Die vier sind aber für einander da, soweit sie denn gelassen werden und wodurch jeder mal so seine Schwierigkeiten hat, wirkt es auch nicht, als gäbe es einen riesigen Problemfall in der WG, auch wenn sich schnell herauskristallisiert, dass bei Damian mehr im Argen liegt.
Es war einfach schön die WG zu begleiten und zu sehen, wie sie weiter zusammenwachsen, sich gegenseitig stützen und aufbauen und wie jeder nach und nach seinen Platz findet. Durch die Einbindung der anderen Hausbewohner und einiger Tiere entstand zudem eine sehr abwechslungsreiche, teilweise amüsante Konstellation, durch die eine gewisse Leichtigkeit und Lockerheit auch in ernsteren Situationen erhalten blieb.
Nach und nach fallen dann auch immer mehr Masken und die Figuren präsentieren sich, wie sie sind und lassen auch zu zu sein, wer sie sind und nicht mehr nur so zu sein, wie andere sie haben wollen. Manchmal ist eben doch mehr Schein, als man dachte. Ich mochte es sehr gern, das zu verfolgen und fühlte mich, als wäre ich mit dabei, wenn die Charaktere entdecken, was möglich sein kann, wenn man bereit ist, zu sich zu stehen oder einfach mal über Dinge zu sprechen, vor denen sie vielleicht Bedenken hatten.

Ich mag den Stil der Autorin sehr gern. Wie auch in den anderen Büchern von ihr ist es eine schöne Mischung aus Passagen zum Schmunzeln, gefühlvollen Momenten, Liebesgeschichte, einer tollen Charakterkonstellation, mit der es nicht langweilig wird, kleinen Geheimnissen aber auch einfach dem „normalen“ Alltagschaos.
Sprecherin Vanida Karun macht zudem einen tollen Job und bringt die Handlung sehr atmosphärisch und gefühlvoll rüber. Ich höre ihr total gern zu und bin jedes Mal wieder begeistert, wie stimmungsvoll und mitnehmend sie liest und wie gut es ihr gelingt, jeder Figur Leben einzuhauchen und viel von der Persönlichkeit des jeweiligen Charakters mitschwingen zu lassen. Durch Anpassungen in der Stimmlage, der Sprechweise und Lautstärke kann man sowohl die Personen gut voneinander unterscheiden, als auch die jeweilige Stimmung in den Szenen richtig gut wahrnehmen.

Fazit

Ein Wohlfühlbuch, das mich gut unterhalten und mit der tollen Mischung aus Lockerheit, Leichtigkeit und gefühlvollen Momenten überzeugt hat. Auch wenn es nicht die mega Überraschungen gibt, entwickeln sich die Figuren weiter und stehen vor manchen Herausforderungen, es hat einfach Spaß gemacht sie dabei zu begleiten und ich fühlte mich durch den angenehmen Stil und die tolle Hörbuchumsetzung sehr gut mitgenommen und abgeholt.

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