[gelesen] Alexej Winter – Sekundensache

© Homo Littera
Sekundensache 
 Autor: Alexej Winter
erschienen Juli 2014
Verlag: HOMO Littera
ISBN: 978-3-902885-38-8

gelungenes Debüt im Gay-Genre

Noch ein Jahr bis zum Abitur, noch einmal die
Sommerferien genießen, den Alltag hinter sich lassen und dann mit neuer Kraft ins
letzte Schuljahr starten. So oder so ähnlich sahen vermutlich die Pläne für
Lucas Ferien aus. Der leidenschaftliche Fußballspieler reist in ein kleines
Dorf, um die dortige Mannschaft und seine Freundin Lilly zu unterstützen. Dort
trifft er auf den attraktiven Bela, der ihm sofort den Kopf verdreht. Ein
Sommer mit viel Verwirrung, viel Gefühl und auch ein wenig Fußball. Doch die
weiteren Entwicklungen hätte sich so wohl niemand träumen lassen.

Mir gefällt der Schreibstil von Alexej Winter sehr gut.
Der Einstieg in die Geschichte gelingt leicht und viele detaillierte
Beschreibungen helfen dabei, sich Personen und Handlungsorte bildlich
vorstellen zu können. Spanische Einschübe geben den Gesprächen eine besondere Note
und machen deutlich, wo Lucas eigentliche Wurzeln liegen. Auch passt es super
zu der gegnerischen Fußballmannschaft, die aus Spanien für das Spiel anreist.
Durch den Perspektivwechsel erfährt sowohl von Luca als
auch von Bela etwas über ihre Gedanken, Gefühle und Pläne. Es ist immer wieder
interessant, in ihre Köpfe zu schauen. Als Leser ist man ja besser informiert
als die Protagonisten und möchte manches Mal einen Tipp geben, in den Hintern
treten oder den Männern die Augen öffnen.
Immer wieder gibt es kleine Wendungen, die die Handlung
spannend und abwechslungsreich machen. Hat man gerade gedacht, man wüsste, wie
es weitergeht, kommt doch noch einmal Vieles anders als erwartet. Neben den
Ahnungen, die man hat, bleibt auch viel Raum für eigene Ideen und Spekulationen.
Das mit rätseln und weiterdenken hat mir viel Spaß gemacht und umso
überraschter war ich dann, als alles doch ganz anders kam.
Besonders gut gefallen hat mir, dass so viele
unterschiedliche Emotionen im Buch eine Rolle spielen. Von Verzweiflung, Wut,
Enttäuschung über Freude, Hoffnung und ehrliche Liebe ist alles mit dabei.
Verschiedene Missverständnisse führen zu unschönen Situationen, die die
Beteiligten vor neue Herausforderungen stellen. Manches Mal würde ein wenig
mehr Offenheit helfen, die Probleme aus der Welt zu schaffen  -oft leichter gesagt als getan.
Für Fußballfans kommt das runde Leder vielleicht ein
wenig zu kurz, mit persönlich hat es ganz gut gefallen, dass sich nicht alles
nur um das Spiel dreht. Das Thema wird immer wieder aufgegriffen, es gibt auch
Trainingseinheiten und die Planung des Freundschaftsspiels. Trotzdem hat Fußball
keinen übermäßig großen Raum in der Handlung eingenommen, wodurch viel Platz
für die persönlichen Belange der Hauptfiguren blieb.
Im Verlauf der Geschichte entwickeln sich die Figuren.
Bela und Luca waren mir bereits zu Beginn sehr sympathisch und das bleiben sie
auch mit Fortschreiten der Handlung. Andere Charaktere hingegen haben sich sehr
positiv verändert. Während ich am Anfang noch fand, dass sie sehr nervig und
aufdringlich waren, haben sie sich gewandelt und auch ein anderes Gesicht von
sich gezeigt. Es wird sehr deutlich, dass in einem Menschen mehr steckt, als
man auf den ersten Blick sieht.
Neben den ganz alltäglichen Problemen von jungen
Erwachsenen stehen auch Themen wie Outing, Toleranz und Familienstreitigkeiten
mit auf dem Programm. Die Geschichte ist sehr vielseitig und abwechslungsreich
und führt den Leser immer wieder in neue Lebensbereiche der Protagonisten.
Der Klappentext verrät leider recht viel von der
interessanten Handlung. Wer sich da ein wenig mehr überraschen lassen will,
sollte diesen vor dem Lesen des Buches also nicht zu genau studieren.
Das Ende lässt mich sehr zufrieden zurück und man darf
sich selbst ausmalen, wie es nun wohl weitergehen wird.

Abwechslungsreiche Charaktere, eine interessante Handlung
und ein gefühlvolles Ende machen „Sekundensache“ für mich zu einem schönen
Ausflug ins Gay-Genre.

Ein Gedanke zu „[gelesen] Alexej Winter – Sekundensache“

  1. Hallo 🙂

    Ich bin auf der Suche nach Rezensionen zu diesem Buch auf euren Blog gestoßen. Die Rezension überrascht mich nicht wirklich, da ich genauso empfunden habe. Ich finde es schön, auf gleichgesinnte Meinungen zu stoßen. Ich möchte daher Fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn ich diese Rezension unter meiner Verlinken würde?

    Liebe Grüße
    Henrik

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