Rezensionsexemplar
![]() ©Carlsen | Dein Kuss, so wild und verflucht Nordic Clans 2 . Auska Lionera erschienen September 2024 528 Seiten . hier geht’s zum Verlag → Carlsen . |
guter Dilogieabschluss
Achtung: zweiter Band und Abschluss der Dilogie! Da die Handlung fortgesetzt wird, sollte man den Auftakt kennen, um die Zusammenhänge zu verstehen und zu wissen, welche Herausforderungen auf die Figuren warten.
Für Yrsa und Kier steht eine Reise ins Ungewisse an. Beide sind sich bewusst, dass es eine Reise voller Gefahren werden könnte, doch was sie dann wirklich erwartet, ahnt niemand.
Auf dem Schiff hat die Besatzung außerdem kaum die Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen. Sie müssen miteinander auskommen und gemeinsam arbeiten, was nicht für alle leicht zu bewältigen ist. Auch für Yrsa bringt es einige Herausforderungen mit sich, denn eigentlich sollte sie sich vom Clanführer besser fernhalten, doch die Anziehung zwischen den beiden nimmt stetig zu.
Man ist direkt zu Beginn wieder mitten in der Handlung und steigt ins Geschehen auf dem Schiff ein, das aufgebrochen ist, um die Nebel zu durchqueren. Wichtige Dinge müssen besprochen werden, die Gedanken rasen, die Empfindungen spielen verrückt. Teilweise fällt es den Protagonisten schwer, einzuordnen, wem sie was glauben können, wer wirklich hinter ihnen steht und wer sie vielleicht nur gegeneinander aufbringen will. Doch sind die Zweifel erst mal gesät, ist es auch schwer, diese Gedanken wieder loszuwerden. So bekommt man neben einen spannenden Einstieg auch direkt wieder einige der Strukturen und Verbindungen zwischen den Charakteren präsentiert, was das Wiederreinkommen in die Handlung recht leicht gelingen lässt.
Im Verlauf des Buches sind dann auch kleine Hinweise und Rückblicke auf die vorausgegangene Handlung eingebaut, die dabei helfen können, kleine Erinnerungslücken zu schließen und wichtige Dinge wieder präsent zu haben. Sollte man den Auftakt nicht kennen, wird es jedoch nicht ausreichen, um den Geschehnissen komplett folgen zu können. Umso weiter man voranschreitet, umso mehr Figurenentwicklung steckt in der Geschichte, es wird Bezug genommen auf Ereignisse der Vergangenheit, teilweise auch auf die Vergangenheit der Väter der Protagonisten, die keine unwichtige Rolle in der Handlung hat.
Wie auch der Auftakt wird das Buch aus den beiden Ich-Perspektiven der Protagonisten Yrsa und Kier geschildert. Zu Beginn der Kapitel befindet sich jeweils der Name desjenigen, den man begleitet, mit der Zeichnung zu ihren Tierwesen und den von ihnen bevorzugten Waffen. Mir gefällt diese Gestaltung der Kapitelanfänge sehr gut, da es direkt eine persönliche Note mit sich bringt und zusätzlich der Orientierung dient. Falls man den einen oder anderen Begriff noch mal nachschlagen möchte, befindet sich im Buch auch ein Glossar, das kleine Erklärungen liefert.
Die Charakterzüge der Protagonisten hat man bereits im Auftakt recht gut kennengelernt und weiß, wie sie miteinander agieren, was sie besonders gut können und was sie nur schwer tolerieren. Im zweiten Band gibt es noch einige weitere Entwicklungen bei den Charakteren, die zum einen daher kommen, dass sie sich einander mehr öffnen oder Dinge offen gelernt werden, zum anderen weil sie sich mit dem auseinandersetzen, was sie sich erhoffen und wünschen. Darüber hinaus müssen sie auch manche Herausforderung meistern, die zu Veränderungen und teilweise auch zum Umdenken führen. Die Entwicklung und Dynamik zwischen den beiden hat mir insgesamt gut gefallen. Um manche Themen schleichen sie vielleicht etwas zu lange herum, bis da Entscheidungen fallen oder mal Klartext geredet wird. An manchen Dingen, besonders was Clanstrukturen und Regeln angeht, halten sie sehr eisern fest, obwohl manches doch recht eingestaubt und festgefahren wirkt. Da man jedoch detaillierte Einblicke in die Gedanken und Empfindungen von Kier und Yrsa erhält, bekommt man auch einen guten Eindruck davon, wieso ihnen manche Themen so schwer fallen bzw. was sie sich dazu denken und wieso sie es nicht ansprechen. Im Verlauf des Buches verändert sich auch die Stimmung zwischen den Protagonisten, was noch mal für eine andere, aber nicht zwingend weniger komplizierte Atmosphäre sorgt.
Der Schreibstil ist wieder flüssig und mitnehmend. In die Gespräche mischt sich auch immer mal wieder Sarkasmus oder eine Portion Humor, was es angenehm macht, die Dialoge zu verfolgen. In einigen Abschnitten ist es eher ruhig, was den Charakteren Zeit gibt, zu verarbeiten, sich zu sortieren, anstehende Entscheidungen zu durchdenken und ggf. auch zu treffen. Immer wieder wird dann jedoch das Tempo angezogen, es wird turbulenter und spannender, die Figuren müssen über sich hinauswachsen und um ihre Leben kämpfen. In den Kampfszenen geht es ziemlich drunter und drüber und wodurch man immer nur einen Protagonisten begleitet, fehlt da manchmal die Gesamtübersicht über die Situation, dennoch kam bei mir der Eindruck auf, dass sie teilweise schon übermenschlich kämpfen müssen, um ihre Ausgangslage zu verbessern.
Neben den actionreichen Szenen gibt es aber auch Passagen, in denen es leidenschaftlich und aufgeheizt ist und nachdenkliche Momente, die geprägt von Zweifeln und Ängsten sind. Es kommen verschiedene Stimmungen zusammen, die sich aus den Ereignissen und anstehenden Herausforderungen ergeben.
Viele der Entwicklungen haben mir gut gefallen und es war interessant zu verfolgen, wie sich alles zusammenfügt, welche Wendungen und Überraschungen auf die Charaktere warten, wie sie damit umgehen und welche Veränderungen es für sie mit sich bringt. Manche Passagen waren mir persönlich etwas zu ausdehnt, andere vielleicht etwas sehr zügig abgearbeitet, insgesamt hat sich die Geschichte aber gut verfolgen lassen und hatte einen angenehmen Handlungsverlauf mit vielseitigen Ereignissen, Entwicklungen und Atmosphären. Immer wieder gab es auch Abschnitte, mit denen ich so in der Form nicht gerechnet hätte. In welche Richtung sich das Ende entwickeln könnte, war jetzt nicht völlig unerwartet, der Weg dahin gestaltete sich dann jedoch noch mal etwas anders und steiniger, als man es zuvor vielleicht erwartet hatte.
Fazit
Ein guter Abschluss der Dilogie, der die offenen Fragen aus dem ersten Band aufgreift und beantwortet. Die Dynamik zwischen den Figuren geht zunächst wie gewohnt weiter, verändert sich dann im Verlauf aufgrund der Ereignisse und bekommt eine andere, nicht ganz so kratzbürstige Note. Die Dilogie enthält eine vielseitige Mischung aus Action, Gesprächen, Herausforderungen, Emotionen, Leidenschaft und bringt ein tolles Worldbuilding mit, das auch immer wieder für Überraschungen sorgt.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.