Rezensionsexemplar
©Lausch Medien | Don’t kiss me now . Hannah Kaiser gelesen von Anna Luis, Max Lehmann erschienen April 2022 528 Hörminuten, ungekürzte Lesung . hier geht’s zum Hörbuchverlag → Lausch Medien . |
Liebesgeschichte mit amüsanten, nachdenklichen und erotischen Passagen
Eleanor Addison ist zwar erst 22, aber fest entschlossen, mit der Renovierung von leerstehenden Häusern beruflich Fuß zu fassen. Aus alten Dingen Neues zu machen, bereitet ihr Freude, auch wenn sie viele Stunden Zeit und harte körperliche Arbeit reinstecken muss. Sich nun ihren Kindheitstraum zu erfüllen, motiviert die junge Frau, anzupacken und das Projekt zu stemmen.
Allerdings fühlt sich ihr neuer Nachbar Griffin Hammond von dem Baulärm gestört und steht regelmäßig bei Ella vor der Tür. Irgendwann allerdings nicht mehr nur aufgrund der Geräusche…
Die Geschichte wird von zwei Sprechern gesprochen, so dass man die Perspektiven der Protagonisten gut voneinander unterschieden konnte und direkt weiß, mit wem man unterwegs ist. Ich empfand die Stimmen als angenehm, es wurde lebendig gesprochen und aus meiner Sicht harmonierten die Klangfarben auch gut miteinander. Durch kleine Anpassungen in der Tonlage kann man in den Dialogen auch die Figuren ganz gut voneinander unterscheiden. Das fand ich zwar nicht bei beiden Sprechern gleichgut umgesetzt, aber man kann der Handlung gut folgen und ich hatte keine Schwierigkeiten die Charaktere auseinanderzuhalten, egal ob es um Ella und Griffin oder auch die anderen Figuren ging, die hin und wieder eine Rolle spielen.
Eleanor ist taff und nicht auf den Mund gefallen. Ihre Einstellung zu ihrem Bauprojekt und ihre Charaktereigenschaften kamen gut rüber. Ich mochte zu Beginn besonders ihre schlagfertige Art mit ihrem etwas nervigen Nachbarn umzugehen. Auch wenn Griffin sich gestört fühlt, eigentlich ist Ella durchaus bemüht, ihre Umgebung so wenig wie möglich zu belästigen, aber eine Baustelle macht nun mal auch Lärm. Ella ist eine Protagonistin mit Kurven, zu denen sie selbstbewusst steht, schon das machte sie mir gleich zu Beginn sehr sympathisch. Im Verlauf des Buches merkt man, es gibt schon Dinge mit denen die hadert, über die sie grübelt und die sie verunsichern, auch wenn sie größtenteils ein fröhlicher und herzlicher Mensch ist. Noch greifbarer wurde Ella auch durch ihre Freundin Lucy und ihren Vater, die ihr Verhalten zwischendurch analysieren und sie auf die Sachen hinweisen, vor denen sie vielleicht selbst die Augen verschließen möchte oder über die sie nicht spricht. Die sich verändernden Gefühle und Gedanken empfand ich auch sprachlich als gut umgesetzt, so dass man den Wandel gut mitverfolgen konnte.
Griffin ist Geschäftsmann durch und durch. Er arbeitet viel und effizient und erwartet das gleiche auch von seinen Mitarbeitern. Dass er in seiner Vergangenheit schon einiges durchgemacht hat, wird früh in der Geschichte angedeutet, die Auflösung gab es dann erst deutlich später. Mich hat es neugierig gemacht und ich war gespannt, was der Blick hinter Griffins meterdicke Mauern ergeben wird. Durch die Auflösung hat er als Protagonistin auch noch mehr Tiefe bekommen, er wurde greifbarer und authentischer, seine Handlungen wurden dadurch teilweise auch nachvollziehbarer. Einige seiner Aktionen fand ich dennoch etwas schräg bzw. übertrieben, aber jeder ist eben anders.
Der Stil der Geschichte hat mir an sich gut gefallen. Die Anziehung der Figuren ist früh spürbar, trotzdem fallen sie nicht sofort übereinander her, sondern man bekommt etwas Zeit, sie erst mal näher kennenzulernen. Die Charaktere selbst geben sich nicht so viele Gelegenheiten, viel voneinander zu erfahren, bevor sie dann doch gemeinsam im Bett landen. Erotische Passagen gab e einige im Buch. Einige von ihnen waren wirklich schön gestaltet, andere waren für meinen Geschmack etwas zu übereuphorisch und nicht ganz so stimmungsvoll. Auch so empfand ich eine Gedanken der Figuren als etwas „übertrieben“, man muss den anderen nicht so massiv in den Himmel loben, um klar zu machen, dass da mehr ist. Es ist allerdings auch nichts, was man nicht aus Liebesgeschichten kennt. Trotzdem war es mir manchmal etwas viel.
Ich mochte aber die Dynamik zwischen den Figuren. Besonders zu Beginn mit den Auseinandersetzungen und Neckereien an der Haustür, aber auch danach gibt es viele schöne Szenen, die einen die Figuren näher bringen und zeigen, wie sich langsam zwischen ihnen etwas verändert. Durch den Wechsel in den Perspektiven kann man beide Protagonisten gut kennenlernen und sie auf ihrem Weg begleiten. Ich mochte die Einblicke in die Vergangenheit, die sie geprägt haben, besonders gern. Aber auch dass sich die Figuren entwickeln, war schön zu sehen.
Gut beschrieben fand ich auch die Renovierungsarbeiten von Ella, man konnte sich vorstellen, wie es auf ihren Baustellen ausschaut, wie viel Liebe und Mühe sie in ihre Projekte steckt und wie es dann langsam wieder wohnlich wird. Mein Kopfkino hat da auf jeden Fall gut funktioniert.
Fazit
Eine Liebesgeschichte mit zahlreichen erotischen Passagen und einigen Hindernissen, die sich die Protagonisten aber teilweise auch selbst in den Weg legen. Insgesamt hat mir die Kombination der Figuren und Entwicklungen gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, ihren Weg zu begleiten, auch wenn ich vielleicht nicht jede Entscheidung komplett nachvollziehen konnte und es mir an der einen oder anderen Stelle etwas zu euphorisch war. Es gab Momente zum Schmunzeln, nachdenklich stimmende Passagen, schicksalhafte Erlebnisse der Vergangenheit, prickelnde Anziehung, die in heißen Nächten gipfelte und rundrum viel Renovierung und eine Portion ganz normales Leben.
Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.