[gelesen] Der Klang unserer Vergangenheit (Das Geheimnis der McKays 2) von Tanja Bern

Rezensions/-Testleseexemplar

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Der Klang unserer Vergangenheit
Das Geheimnis der McKays 2
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Tanja Bern
erschienen Juli 2021
299 Seiten
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zur Autorin
Tanja Bern

gefühlvolle Fortsetzung mit zwei Zeitebenen

Achtung: Zweiter Band zu „Im Schatten unserer Liebe“, der Neuauflage von „Nah bei mir“. Meine Rezension kann ganz kleine Spoiler in Bezug auf den ersten Band enthalten.

James hat nur wenige eigene Erinnerungen an seinen leiblichen Vater John McKay. Das meiste was er weiß, hat er aus Erzählungen von Familie und Freunden, aus Gerüchten oder Anfeindungen, die ihm entgegen gebracht werden. Erst als er die Tagebücher seines Vaters liest, erschließt sich für ihn, was ihm von allein Seiten vorenthalten wird und er versteht, wieso John ihn verlassen musste und wieso ihm selbst das immer noch nachhängt und angelastet wird. Für James ist es durch die Vergangenheit schwierig Kontakt zu knüpfen und Freundschaften aufzubauen, als er jedoch die junge Emily Sullivan auf einem Empfang kennenlernt, sind die beiden Kinder sich sofort sympathisch, obwohl ihre Eltern davon nicht angetan sind. Doch die Freundschaft der beiden dauert an und vertieft sich, auch als sie langsam erwachsen werden. Trotzdem können sie nicht gemeinsam glücklich sein, denn die Zeit und die gesellschaftlichen Normen legen besonders Emily andere Verpflichtungen auf…

Für mich lag das Lesen der beiden Bände nicht sehr weit auseinander, daher waren meine Erinnerungen an die vorausgegangene Handlung noch sehr gut und ich hatte keine Schwierigkeiten damit, Zusammenhänge herzustellen und Verbindungen wieder ins Gedächtnis zu rufen. Es gibt im Verlauf des Buches kleine Hinweise auf die Ereignisse, die dazu geführt haben, dass James so lebt, wie er es tut und warum seine Familie nicht mehr vollständig ist. Diese sind eher knapp gehalten und dienen hauptsächlich dazu, die groben Verknüpfungen wiederherzustellen. Um wirklich alle Entwicklungen und Hintergründe verstehen zu können, würde ich es auf jeden Fall empfehlen, Vorwissen mitzubringen. Teilweise haben die Geschehnisse der Vergangenheit Auswirkungen auf das Verhalten der anderen Menschen, denen James begegnet, die dann besser greifbar werden, wenn man die Zusammenhänge richtig kennt. Auch die Verknüpfungen mit der Gegenwart werden intensiver wirken, wenn man das erste Buch gelesen hat, weil man dann die Protagonisten der Gegenwartsebene im zweiten Band auch schon kennt. Der Lebens- und Liebesgeschichte an sich wird man aber sicher auch folgen können, sollte man den ersten Band, in dem es sich um James‘ Vater dreht, nicht kennen bzw. sich nicht mehr so gut erinnern können. Denn hauptsächlich geht es um James, seinen steinigen Weg und die Gefühle, die ihn dabei begleiten, es werden sich dann nur eben nicht alle Details erschließen.
Für meinen ganz persönlichen Geschmack hätten auch gern noch ein paar mehr Rückblenden und Erinnerungen einfließen können, aber nicht, weil ich Probleme hatte der Geschichte zu folgen, sondern weil ich es schön gefunden hätte, James noch mehr dabei zu erleben, wie er auf den Spuren seines Vaters wandelt und er hin und wieder an ihn und die Ereignisse denkt, die ihn nach wie vor prägen und teilweise auch belasten.

Wie auch im ersten Band gibt es wieder zwei Zeitebenen innerhalb des Buches. In den Abschnitten der Gegenwart begegnet man dann auch Katelyn, der Protagonistin aus dem ersten Teil, und zwei weiteren Charakteren wieder. Es gibt darüber hinaus aber auch noch ein paar neue Figuren, die insgesamt jedoch keine zu intensive Rolle spielen. Die Gegenwartspassagen sind eher kurz gehalten und geben hauptsächlich den Rahmen für die Ereignisse aus der Vergangenheit, in die man im Hauptteil des Buches eintaucht. Ich fand es trotzdem schön einen kleinen Einblick zu bekommen, wie es Katelyn und den anderen geht und die kleinen Parallelen in den unterschiedlichen Zeitebenen zu entdecken, die toll in die Handlung eingewoben sind.
Die Geschehnisse im 18. Jahrhundert rund um den mit der Zeit erwachsenwerdenden James werden aus dessen Ich-Perspektive geschildert, wodurch man ihn intensiv begleitet und gut kennenlernen kann. Im Verlauf gibt es ein paar Zeitsprünge, in denen er heranwächst und sich damit dann auch Ansichten und Gefühle verändern bzw. verstärken. Durch den gefühlvollen Schreibstil kann man sich gut in den Protagonisten einfinden und erlebt seinen oftmals steinigen Weg sehr detailliert mit. Immer wieder gibt es neue Herausforderungen, Vorurteile und Ablehnung, für deren Ursache er selbst gar nicht verantwortlich ist. Trotzdem gibt James nie auf und versucht seinen Weg zu gehen, so gut er es eben kann und soweit es in seiner Macht liegt. Er war mir schnell sympathisch und ich mochte sowohl seine teilweise recht neugierige, als auch seine einfühlsame und umsichtige Art sehr gern. Auch wenn er mit seinen Ansichten und Meinungen hin und wieder aneckt, lässt er sich nicht verbiegen -zumindest nicht gänzlich- was zu der Zeit, in der er lebt, definitiv nicht selbstverständlich war. Die Probleme, die das 18. Jahrhundert für den jungen Mann mit sich bringt, wie sich die gesellschaftlichen Erwartungen und Normen auf James und seine Familie auswirken, sind schön in die Handlung mit eingebunden, so dass nachvollziehbar wird, wieso einige Dinge so schwierig sind und nicht einfach bereinigt werden können. Sehr gern mochte ich auch die bildhaften Beschreibungen der Umgebung. So wurden die Schauplätze lebendig und es entstand eine schöne Harmonie zwischen Natur und Handlung.

Während James für seine Zukunft kämpft, gab es einige Passagen, die für mich sehr bewegend waren und mir unter die Haut gegangen sind. Insgesamt ist die Geschichte eher ruhig gehalten, es geht viel um die Innensicht des Protagonisten, um die unterschiedlichen Emotionen und Meinungen, die aus verschiedenen Gründen in ihm ausgelöst werden und die von der Gesellschaft teilweise nicht anerkannt oder gebilligt werden. Viele der Entwicklungen leben von den Gedanken von James und den Gesprächen, die er mit verschiedenen Leuten führt und die sowohl zeigen, wie er selbst empfindet und Dinge betrachtet, die aber auch immer mal wieder kleine Einblicke in die Vergangenheit und damit auf John und Jake, aus dem ersten Band, geben. Dabei begegnet man auch einigen Charakteren, die man aus dem ersten Buch bereits kennt. Schön zu sehen war auch, wie James mit seiner Familie agiert, wie er durch sie geprägt ist, wie er es mit seinem Heranwachsen jedoch auch schafft, sie für bestimmte Aspekte empfänglicher zu machen. Im letzten drittel des Buches wird es dann auch noch mal turbulenter, es treten neue Schwierigkeiten und Herausforderungen auf, die die Charaktere an ihre Grenzen bringen und alles verändern.

Fazit

Eine schöne, gefühlvolle Fortsetzung, die zeigt, wie sich das Leben für James entwickelt hat, nachdem sein Vater ihn unfreiwillig verlassen musste. Obwohl er als Sohn keine Verantwortung für die Ereignisse trägt, verfolgen ihn die Geschehnisse der Vergangenheit und prägen sein Leben auf unterschiedliche Weise. Bewegende Momente, wunderschöne Naturbeschreibungen und die Schwierigkeiten des 18. Jahrhunderts bezogen auf die Lebenssituation von James und seine Wünsche und Hoffnungen ergeben eine mitnehmende, wenn auch größtenteils eher ruhige Mischung, die mir alles in allem gut gefallen hat. Es war schön James zu begleiten, ihn aufwachsen zu sehen und mitzuerleben, wie er sich entwickelt, seine Ansichten festigt und für seine Zukunft kämpft, egal wie viele Steine ihm in den Weg gelegt werden.

Ich danke der Autorin für das bereitgestellte Testlese- und Rezensionsexemplar.

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