© Edel Elements | Frühlingerwachen Galway Girl 2 . Autorin: Tanja Bern erschienen Mai 2019 181 Seiten . |
gefühlvolle Fortsetzung, tolles Setting
Achtung: zweiter Band! Der offizielle Klappentext des Buches spoilert in Bezug auf den ersten Band! Wer „Winterreise“ nicht kennt, sollte dort also vielleicht lieber noch nicht reinschauen.
Ethan und Sínead kennen sich schon ihr Leben lang. Gemeinsam sind sie durch viele Krisen gegangen, haben sich beigestanden, den anderen aufgebaut und manchmal schon vor ihrem Gegenüber gewusst, dass etwas nicht stimmt. Ihre Freundschaft ist tief und echt. Doch die Gefühle der beiden scheinen viel tiefer zu gehen, als Sínead sich bisher eingestanden hat. Mitten in einem chaotischen Moment ihres Lebens ist es wieder Ethan, der an ihrer Seite steht. Aber kann es für die beiden eine Chance geben? Das Leben stellt ihnen immer wieder Fallen und Stolpersteine. Kaum haben sie kleine, glückliche Momente, kommt die nächste Katastrophe und dieses Mal wird es für alle beteiligten das Leben dauerhaft ändern. Außerdem gibt es da noch einen Kindheitstraum von Sínead, der ihr keine Ruhe mehr lässt. Aber kann sie es wagen weiter zu träumen, wo doch im Augenblick alles so problematisch scheint?
Ich habe vor dem Lesen von „Frühlingserwachen“ den ersten Band „Winterreise“ noch ein Mal gelesen, da es bei mir doch schon länger zurück lag und ich die Ereignisse nicht mehr so gut im Kopf hatte. Der fiese Cliffhanger am Ende war mir allerdings noch gut im Gedächtnis und ich war sehr neugierig, wie es da wohl weitergeht, ob Sínead und Ethan es schaffen werden einen gemeinsamen Weg zu finden, trotz allem, was da auf sie zu zukommen scheint. So hatte ich natürlich auch keine Erinnerungslücken und konnte mich ganz auf die Entwicklungen konzentrieren, ohne grübeln zu müssen. Es gibt zwar kleine Hinweise auf die vorausgegangene Handlung und einiges würde sich sicher auch aus dem Zusammenhang ergeben, man sollte aber Band eins auf jeden Fall kennen, damit man den Ereignissen aus dem zweiten Buch wirklich folgen und auch die Figuren einordnen kann. Ganz ohne Vorwissen dürfte das schwierig werden.
Der Schreibstil von Tanja Bern ist wieder sehr angenehm, mitnehmend und steckt voller Gefühl. Besonders schön finde ich auch die eingeflochtenen Landschaftsbeschreibungen, die immer wieder zum Träumen einladen. Die Umgebung von Sínead und auch Irland allgemein scheinen richtig toll zu sein. Irgendwann möchte ich das Land selbst einmal erkunden. Und auch wenn die Figuren sich im zweiten Band von Galway nicht so weit entfernen, so sind die Schauplätze der Handlung doch unterschiedlich. Es gibt verwunschene Ecken, „magische“ Orte, verwilderte Grundstücke, baufällige Häuschen, holprige Wege, aber auch traumhafte Idylle, einsame, aber einladende Plätze zum Nachdenken und Wiesen, die durch das Spiel von Sonne und Regen im Lichtermeer strahlen.
Wie auch der erste Band wird die Fortsetzung aus der Ich-Perspektive von Sínead geschildert. So ist man sehr intensiv bei der Protagonistin und erlebt hautnah mit, was in ihrem Leben passiert, was sie denkt und fühlt. Immer wieder gibt es Momente, die sie aufwühlen und nachdenklich stimmen, die sie traurig machen oder Hoffnung geben. Für die junge Frau ist ihr Leben momentan wie eine Achterbahnfahrt. Aber auch die Situationen ihrer Mitmenschen stehen immer wieder im Fokus des Geschehens. Sowohl die Familie von Sinéad, als auch die Expartner von ihr selbst und Ethan tauchen immer wieder auf und beeinflussen die Entwicklungen. Ethan selbst ist natürlich auch ein wichtiger Teil der Handlung und es gab immer mal wieder Passagen, in denen ich auch gern in seinen Kopf geschaut hätte. Auch wenn man von ihm viel erfährt und er auch einige seiner Gefühle offenlegt, bleibt einem manches eben doch verborgen.
Darüber hinaus gibt es auch noch Charaktere, von denen Sínead einige nur flüchtig kennt und andere neu kennenlernt. Nicht alle von ihnen haben eine große Rolle, manche sind jedoch trotzdem wichtig. Ich fand es schön, dass auch die Nebencharaktere ihren Platz bekommen und man auch über sie etwas erfährt. Man taucht auch intensiver in die Familie der Protagonistin ein und Sínead merkt, dass ihr in der Beziehung mit Thomas wohl doch mehr entgangen ist, als sie erwartet hatte. Durch das Beleuchten der anderen Charaktere wird die Handlung noch vielseitiger und komplexer, denn die Leben von einigen von ihnen sind ja eng miteinander verknüpft, so dass die Ereignisse und Entwicklungen sich gegenseitig beeinflussen.
Dass das Auftauchen von Megan Probleme nach sich ziehen wird, das hat man am Ende des ersten Bandes ja bereits geahnt. Auch wenn Ethan mit seiner Ex-Freundin abgeschlossen hat, so kann er sie eben doch nicht einfach wieder wegschicken. Ich hatte einige Vermutungen, in welche Richtung sich das entwickeln könnte und auch wenn ich nicht ganz falsch lag, so kam es dann doch anders, als ich es mir ausgemalt hatte. Und diese Situation wird uns und die Protagonisten auch noch weiterhin beschäftigen.
Es gibt zahlreiche aufgewühlte Gefühle bei unterschiedlichen Figuren und aus verschiedenen Gründen. Manchmal sind die Schwierigkeiten recht einfach zu beheben und ein Gespräch reicht, um eine Entscheidung zu treffen oder sich besser zu fühlen. Andere Dinge lassen sich leider nicht so einfach beheben. Zwischendurch gibt es aber auch immer wieder glückliche Szenen und kleine Lichtblicke, wie zum Beispiel Katze Fia. Es ist also keinesfalls nur bedrückend und niedergeschlagen, sondern so bunt, wie das Leben eben manchmal spielt. Langweilig wird es für Sínead auf jeden Fall nicht, denn es gibt einige Baustellen, die es zu bearbeiten gilt und damit meine ich nicht nur die Herzensangelegenheiten, auch wenn diese natürlich viel Platz einnehmen. Der Cliffhanger ist nicht ganz so fies, wie im ersten Buch, aber er macht auf jeden Fall neugierig und ich freue mich, direkt weiterlesen zu können.
Fazit
Eine schöne Fortsetzung in der sich einiges in eine Richtung entwickelt, die ich vermutet oder erwartet hatte, anders jedoch auch anders kommt. Es gibt eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Sínead und Ethan sind nicht die einzigen, die einen Fahrschein gekauft haben. Neben ihnen haben noch weitere Figuren mit ihren Emotionen, Zukunftsängsten oder der Vergangenheit zu kämpfen. Trotzdem wirkt das Buch keinesfalls niedergeschlagen, denn es gibt auch schöne Momente und fröhlichere Passagen und tolle Landschaftsbeschreibungen.