[gelesen] Eisige Tage von Alex Pohl

Rezensionsexemplar

©Penguin/RandomHouse

Eisige Tage
Ein Fall für Seiler und Novic 1

Autor: Alex Pohl
erschienen Februar 2019
432Seiten,Print
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Penguin/RandomHouse
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spannend, erschreckend, verstrickt – toll geschrieben

Der eisige Winter hat Leipzig vollkommen im Griff. Der Schnee fällt und bedeckt alles mit einer weißen Schicht, die fast friedlich und idyllisch wirken könnte, würden sich nicht so grausame Dinge in der Stadt ereignen. Ein Mädchen verschwindet spurlos und niemand will etwas davon mitbekommen haben. Und dann taucht auch noch ein toter Anwalt auf, der alles andere als normal ums Leben gekommen ist. Der Fall wird immer komplexer und bald stecken Hanna Seiler und Milo Novic in einem Konstrukt aus Intrigen, Kriminalität, Brutalität und Geheimnissen, das es ihnen schwer macht, den Überblick zu behalten.

Dieses Buch hat es absolut in sich! Spannung von Beginn bis zum Schluss, zahlreiche Verstrickungen, Verknüpfungen und Zusammenhänge, die sich erst nach und nach lösen, eine Vielzahl an Charakteren, die alle etwas zu verbergen haben und in irgendeiner Weise mit dem aktuellen Fall der Ermittler zu tun haben -langweilig wird es da wirklich nie!
Einige Passagen sind aber wahrlich nichts für schwache Nerven. Die behandelten Themen gehen unter die Haut und zeigen einige der Abartigkeiten zu denen Menschen fähig sind. Dabei spielt nicht nur Skrupellosigkeit und Folter eine Rolle, sondern auch das minderjährige Mädchen, das in Leipzig verschwunden ist. Der Autor spart nicht mit Details und so werden viele Abschnitte recht anschaulich vorstellbar, wenn jetzt auch nicht seitenweise und pausenlos die Knochen knacken und das Blut fließt.

Der Schreibstil von Alex Pohl ist von Anfang an fesselnd und spannend gestaltet. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen, weil ich einfach wissen musste, wie es weiter geht, welche meiner Vermutungen stimmen, wie alles zusammenhängt, worauf was hindeutet und an welcher Stelle man in die Irre geführt wurde.
Die Handlung ist sehr komplex und wird von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Zahlreiche Perspektiv- und Schauplatzwechsel ermöglichen es dem Leser, die Handlungsstränge, die parallel zueinander laufen und sich alle irgendwie bedingen, zu begleiten und so einen umfassenden Blick auf das große Ganze zu bekommen, ohne zunächst jedoch zu wissen, wie es nun wirklich miteinander verknüpft ist und wer hinter welchem Ereignis steckt. Geschickt lenkt der Autor einen von einem Geschehen weg und präsentiert die nächste Szene, die genauso interessant und wichtig ist, jedoch nicht unbedingt sofort zur Auflösung der vorherigen Passage nutzt. Eingebaute Zeitsprünge zeigen zusätzlich die Vergangenheit der Protagonisten, so dass man auch von ihnen ein genaueres Bild bekommt und sich erklären kann, wieso sie so agieren, wie sie es tun. Hier bleibt noch einiges offen, was sicherlich in den nächsten Büchern eine Rolle spielen könnte.
Doch auch in den aktuellen Handlungssträngen gibt es immer mal Rückblenden zu den vorangegangenen Tagen, die weitere Intrigen, Zusammenhänge und Entwicklungen aufzeigen. Schnell wird deutlich wie verzwickt und verstrickt das alles ist. Immer wieder verbinden sich Stränge, es kommen weitere hinzu, es lösen sich wieder welche, bevor im großen Finale dann die Erklärungen geliefert werden, auf die man die gesamte Zeit hinfiebert. Im Verlauf des Buches fallen die Puzzleteile so nach und nach an ihren Platz, einiges dröselt sich schon auf, anderes bleibt bis kurz vor Ende unklar.

Besonders gut gefallen hat mir das Durcheinander das beim Lesen im eigenen Kopf entsteht. Immer wieder dreht und wendet man verschiedene Punkt der Handlung, überlegt, wie sie miteinander in Verbindung stehen könnten, welche Geheimnisse noch nicht gelüftet wurden, wer ehrlich ist, wer einfach nur geschickt lügt und wohin die Reise am Ende wirklich führt. Man kann richtig mit rätseln, sich in die Irre führen und erneut überraschen lassen. Richtig genial aufgebaut und durch die Vielzahl an Wechseln in der Geschichte, braucht alles seine Zeit, um aufgedeckt zu werden, ohne langatmig zu wirken. Das Buch ist voll von unterschiedlichen Facetten, Grausamkeiten, Brutalität, Kriminalität und Geheimnisse, die erzählt und entdeckt werden wollen. Auch das Tempo wird dauerhaft hoch gehalten und durch das „Wegblenden“ an den zahlreichen ereignisreichen Szenen, wird die Dynamik noch zusätzlich gesteigert, man muss einfach weiter lesen.

Das Ermittlerduo ist interessant zusammengestellt und auch wenn man schon ein wenig über die beiden erfährt, wird auch hier schnell klar, dass ihre Geschichte noch viel mehr zu bieten hat, als sie im aktuellen Fall auf den Tisch legen müssen. Seiler und Novic ergänzen sich und treiben sich zu Höchstleistungen. Im ersten Moment könnte man vielleicht den Eindruck haben, sie passen nicht so recht zusammen, aber das hat sich bei mir schnell gelegt, denn sie interagieren sehr geschickt zusammen.

Fazit

Ein toller Kriminalroman, den man an vielen Stellen wohl auch gut unter der Kategorie Thriller verbuchen kann. Eine spannungsgeladene, ereignisreiche, teilweise blutige und brutale Handlung mit Gänsehauteffekt, Ekelfaktor und zahlreichen Kombinationen, Verknüpfungen und Geheimnissen, die für Tempo, Dynamik tolle Enthüllungen sorgt. Mir war keine Sekunde langweilig beim Lesen und ich freue mich schon auf den nächsten Fall des Ermittlerduos und den packenden Schreibstil von Alex Pohl.

Ich danke dem Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar im Rahmen der Leserunde.

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